Öffentlicher Personennahverkehr Telematik, Apps und IKT

Fahrgastinformation im 21. Jahrhundert in einem störungsanfälligen Netz: Die DVB zeigt wie es geht!

Der 13. Februar ist in Dresden ein spezieller Tag. Tausende Menschen gedenken jedes Jahr der Zerstörung der sächsischen Landeshauptstadt im Jahr 1945. Wie jedes Jahr versuchen Hunderte Nazis diesen Tag des Gedenkens für ihre Zwecke zu instrumentalisieren und ihre von Hass zerfressene Ideologie zu verbreiten. Tausende Gegendemonstranten stellen sich Jahr für Jahr den Rechtsextremen gegenüber und haben in den letzten Jahren mit Blockaden “Trauermärsche” durch die Stadt verhindert. 

Neben den erfolgreichen Blockaden des Naziaufmarsches gibt es zudem eine Menschenkette rund um die Altstadt, die von der Oberbürgermeisterin der Stadt Dresden gemeinsam mit den Fraktionen des Stadtrates, Vertreterinnen und Vertretern von Wirtschaft und Wissenschaft, Kultur, Sport, Gewerkschaften und Kirchen, mit der Jüdischen Gemeinde und anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren veranstaltet wird und an der mehrere Tausend Menschen teilnehmen.

Am Vormittag des 13. Februars findet zudem der Mahngang “Täterspuren” des Bündnisses Dresden Nazifrei statt, welche an die Geschichte von Taten und Tätern, Rassenwahn und Antisemitismus, Denunziation und Verfolgung, Zwangsarbeit und Rüstungsproduktion in Dresden erinnern soll.

Alle Veranstaltungen sind mit Verkehrsbeeinträchtigungen verbunden, die auch die Organisation des öffentlichen Personennahverkehrs in Dresden vor große Herausforderungen stellen.

Eine Vorabplanung von Umleitungen ist beinahe unmöglich, da Polizeisperrungen, Sitzblockaden und Demonstrationen spontan entstehen und vonseiten der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) nur reagiert werden kann.

Verkehrsunternehmen stehen nicht nur vor der Herausforderung die Linienverläufe möglichst schnell an die sich ständig ändernde Situationen anzupassen, sondern auch die Fahrgäste über Änderungen zu informieren. Die DVB nutzt schon seit längerer Zeit sehr intensiv Twitter, um Fahrgäste über Störungen und Umleitungen zu informieren. Bereits zum 13. Februar 2012 oder zum Evangelischen Kirchentag 2011 wurde Twitter sehr rege genutzt.

Integration in die Webseite

Aktuelle Tweets werden prominent auf der Startseite der DVB-Webseite eingebunden. Im Bereich “Aktuelles” werden Tweets vom DVB-Twitterkanal eingebunden. Sehr gut ist auch die farbliche Hervorhebung vorab feststehender Linienänderungen (orangefarbener Bereich in der rechten Sidebar). Twitter, Facebook und Youtube sind neben RSS-Feeds ebenfalls prominent verlinkt, die Verbindungsauskunft kann ebenfalls ohne weiteren Klick erreicht werden.

Webseite der Dresdner Verlkehrsbetriebe
DVB-Webseite vom 14.02.2013

Am 13. Februar wurden über den Twitteraccount der DVB über 250 Tweets zur aktuellen Lage abgesetzt. Innerhalb weniger Minuten wurde über den ganzen Tag hinweg bis in die späten Abendstunden auf Fragen von Nutzern reagiert. Dies war auch dringend notwendig.

Um 12:33 Uhr startete der Mahngang Täterspuren durch die Innenstadt. Für diesen mussten zeitweise Straßen gesperrt und Linien umgeleitet werden. Die Beeinträchtigung war jedoch nur von kurzer Dauer, am frühen Nachmittag kam es zeitweilig zu weiteren Umleitungen (z.B. Buslinie 61). Weitaus schwerer wirkte die Blockade des Straßburger Platzes und die Sperrung der Grunaer Straße durch die Polizei.

Für Ortsfremde: Am Straßburger Platz verkehren die Straßenbahnlinie 1, 2, 4, 10, 12 und 13, die sehr wichtig für die Anbindung des Dresdner Ostens (südlich der Elbe) an die Innenstadt sind. Der Verkehr kam für einige Stunden komplett zum Erliegen, die betroffenen Linien wurden gebrochen, um einzelne Linienäste weiter bedienen zu können.

Am Abend kam es zudem noch zu Behinderungen am Hauptbahnhof (Straßenbahnlinie 3 und 8) sowie am Lennéplatz. Die Buslinien 61, 63, 75, 85 wurde je nach Lage am Haltepunkt Strehlen (S-Bahn) umgeleitet. Einige “verendete” Straßenbahnlinien wurden auch zeitnah durch SEV bedient.

Über alle Änderungen informierte die DVB zeitnah über Twitter. Dafür erhielt sie am gestrigen Abend auch viel Lob.

Das Einbinden von Tweets im Fahrgastinformationssystem der Busse und Bahnen wäre ein Vorschlag, den die DVB überdenken könnte. Im Rahmen der Umstellung der Fahrgastinformation in den Fahrzeugen zur Darstellung der Anschlüsse in Echtzeit dürfte dies eventuell möglich sein.

Einziger Wermutstropfen: Leider sind die dynamischen Fahrgastinformations(DFI)-Anzeiger im Innenstadtbereich im Laufe des Abends eingefroren und haben keine Abfahrtszeiten von Bussen und Straßenbahnen bzw. die Laufschrift mit Informationen zu Umleitungen, usw. mehr angezeigt. Aus diesem Grund sind sehr viele Fahrgäste in Fahrzeuge eingestiegen, die nur ein oder zwei Stationen gefahren sind und dann gewendet haben. Die Information durch die Fahrer erfolgte erst in den Bahnen, die Außenlautsprecher wurden in den wenigsten Fällen genutzt. Dies soll das Lob am ansonsten reibungslosen Ablauf aber nicht schmälern!

Insgesamt hat die DVB am 13.02.2013 einen tollen Job gemacht, an dem sich viele Verkehrsunternehmen eine dicke Scheibe abschneiden könnten! So geht Kundeninformation im 21. Jahrhundert in Zeiten von Twitter, Facebook & Co.!

Anonymous

Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

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logital
logital
17. Februar 2013 10:51

Schön, dass die DVB das schafft ihre Twittermeldungen auf der Website einzubinden. Die S-Bahn Berlin GmbH ist aus irgendeinen Grund der Ansicht, dass das für ihre Twittermeldungen nicht möglich sei, bzw. es inhaltlich nirgends auf die Website passt.

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Verfasst von:

Randelhoff Martin

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Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
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