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Megaswing – das eigene intermodale Terminal

Megaswing Kockums Industrier

Dieser Artikel ist Teil der Serie Neue Möglichkeiten der LKW-Auflieger Verladung. Eine Übersicht über alle Artikel finden Sie hier.

Eigentlich war ich ja fest davon überzeugt, die Artikelserie über neue Möglichkeiten der LKW-Auflieger Verladung abgeschlossen zu haben. Ich war mir sicher, alle wichtigen Systeme vorgestellt und keines vergessen zu haben. Kundige Leser werden es sicherlich gemerkt haben. Ich brauchte leider bis ich Bilder von der Innotrans 2010 in Berlin gesehen habe.

Denn auch der schwedische Waggonbauer Kockums Industrier hat dort mit dem Megaswing / Megaswing DUO zwei Waggons vorgestellt, mit denen sich Lkw-Auflieger einfach auf die Schiene verladen lassen.

Megaswing

Das Megaswing-Konzept ist eine Mischung aus Modalohr / CargoSpeed und Flexiwaggon. Es hat zum einen eine schwenkbare Waggontasche und verknüpft dies mit der Nicht-Notwendigkeit eines Terminals.

Megaswing Verladevorgang Auflieger auf Zug

Die Verladung

Der Megaswing kann einen Auflieger in drei Minuten vollständig verladen. Dazu wird die Sicherung der Waggontasche mit dem Waggonunterbau gelöst, der Waggon mit Hydraulikstützen stabilisiert und die Ladefläche nach links oder rechts geschwenkt. Die Stützen, die nur beim Schwenkprozess benötigt werden, werden wieder eingefahren, damit der Sattelschlepper den Auflieger  rückwärts auf die Waggonplattform schieben kann ohne behindert zu werden. Gelbe Markierungspunkte helfen dem Fahrer bei der Orientierung.

Um den Auflieger sicher zu verstauen, wird die Ladeplattform angehoben und zurückgeschwenkt. Sobald sich die Waggontasche wieder in Endposition befindet, wird der Auflieger leicht abgesenkt und ist fest mit dem Waggon verbunden. Der ganze Verladeprozess lässt sich in diesem Video nochmals nachvollziehen:

Die Ladezeit für einen gesamten Zug beträgt etwa dreißig Minuten. Die Waggons sind einzeln und von beiden Seiten beladbar. Für die Verladung wird eine Person zum Bedienen der Hydraulik und zur Kontrolle benötigt. Das Abladen geht entsprechend.

Laut Aussage der Herstellerfirma Kockums Industrier soll der Megaswing auf einer 500 Kilometer langen Distanz 100.000 Euro pro Jahr und Auflieger einsparen. Diese Einsparungen werden vor allem durch die geringeren Kosten für kranbare Auflieger, Umschlagseinrichtungen wie Kräne sowie Taschenwaggons erreicht. Allerdings sind die Anschaffungskosten eines Megaswing-Wagens mit rund 300.000 Euro recht hoch. Ein heute üblicher Taschenwagen, auf den zudem noch zwei Auflieger passen, kostet nur 170.000 Euro.

Der Waggon ist maximal für 120 Stundenkilometer zugelassen, die zulässige Maximalbeladung beträgt 66,2 Tonnen. Das Leergewicht liegt bei 23,8 Tonnen. Der Waggon erfüllt die technischen Spezifikationen für die Interoperabilität (TSI).

MegaSwing technische Zeichnung von Kockums Industries

Eine spezielle Terminalinfrastruktur ist nicht notwendig. Megaswing benötigt im Grunde kein eigenes Terminal, sondern nur eine ebene Fläche, die einen reibungslosen Umschlag ermöglicht. Bei einer geteerten bzw. betonierten Fläche sollte sich der Umschlagprozess allerdings beschleunigen. Für den Transport an sich sind nur die Waggons notwendig. Die Fixkosten liegen also sehr niedrig.

Megaswing DUO

Megaswing DUO

Kockums Industrier hat aber nicht nur den Megaswing im Angebot, sondern auch den Megaswing DUO. Dieser sechsachsige Waggon bietet mit einer Länge von 34 Metern zwei Aufliegern Platz. Die zulässige Beladung beträgt 97 Tonnen. Es können parallel zwei Auflieger verladen und transportiert werden. Die Be- und Entladung erfolgt wie bei der einfachen Version des Megaswings.

Megaswing DUO technische Zeichnung

Vor- und Nachteile

Das Megaswing-Konzept bietet einige Vorteile. So fallen alle Investitionen in notwendige Terminalstrukturen weg, der notwendige Kapitalbedarf ist also sehr gering. Außer den Waggons und eventuellen Ausgaben für Werkstätten, etc. fallen keinerlei Investitionen an, die restlichen Kosten sind alle variabel.

Nachteilig ist jedoch, dass die Technik wagenseitig verbaut ist, sodass die Wartung eine gewisse Komplexität mit sich bringt. Ebenso ist die Technik mit hydraulischen sowie elektrischen Komponenten sehr komplex und somit aufwendiger instand zu setzen.

Das notwendige Kapital für den Aufbau der Terminalinfrastruktur sollte Kockums Industrier besitzen, zumal die Finanzkraft durch die 2007 erfolgte Übernahme der Waggoninstandhaltungsunternehmen Gävle Godsvagnsservice und SweMaint für 12,9 Millionen unter Beweis gestellt wurde.

Nutzung

Die Güterverkehrssparte des katalonischen Eisenbahnverkehrsunternehmens FGC Cargo plant den Einsatz von Megaswing DUO-Wagen in Spanien und Europa. Seit Mai 2012 wird ein sechsachsiger Megaswing DUO zwischen Malmö und der schwedischen Stadt Eskilstuna getestet. Der Waggon gliedert sich in einen Zug von TX Logistik ein und verkehrt zwei Mal in der Woche.

Aktualisierung – 16.12.2012

Artikel generell überarbeitet, aktuelle Nutzungsarten hinzugefügt

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Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

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Christophe CONSTANTIN
Christophe CONSTANTIN
10. Mai 2023 14:31

Halo,
Ich bin Christophe CONSTANTIN

Ich arbeite für ein Dienstleistungsunternehmen in Forschung und Entwicklung.

Ich möchte wissen, ob dieser Wagen noch gebaut wird und ob er noch in Gebrauch ist.

Mit freundlichen Grüßen,

Christophe CONSTANTIN

Karl Stehlik
Karl Stehlik
3. Mai 2013 17:23

Die Mehrzahl der horizontalen UKV Projekte sind schier unbezahlbar. Egal ob Unsummen in Waggons oder in die Terminaltechnik investiert wird, eine gute KV Logistik bedarf nicht des Transportes eines kompletten Trailers. Egal ob Ro/La oder Trailertransport, beides ist nicht Zeit und vor allem nicht Kostengerecht.

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Verfasst von:

Karl Stehlik

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