Analyse Infrastruktur Straßenverkehr Studien

Wie viele Arbeitsplätze entstehen für einen in die Infrastruktur investierten Dollar?

Für eine neue Studie hat das Political Economy Research Institute der Universität von Massachusetts Amherst, die Auswirkungen von Infrastrukturprojekten auf den Arbeitsmarkt untersucht. Als Erhebungsgebiet haben sie sich die Stadt Baltimore ausgesucht.

Die entstandene Fallstudie mit dem Namen “Estimating the Employment Impacts of Pedestrian, Bicycle, and Road Infrastructure” hat gezeigt, dass Ausgaben in Höhe eines Dollars für Fußgänger- und Radwege beinahe zwei Mal so viele Arbeitsplätze schaffen wie ein Dollar Investition in den Straßenbau. Die Investition einer Million Dollar in Infrastruktur für Fußgänger- und Radfahrer schafft 11 bis 14 Arbeitsplätze, während die Investition einer Million Dollar in den Straßenbau nur sieben Arbeitsplätze schafft.

Für die Studie haben die Wissenschaftler Daten der Stadt Baltimore genutzt. Ausgewertet wurden Baumaßnahmen, die den Neubau und die Instandhaltung von Staßen sowie Fuß- und Radwegen, umfassen. Die Baumaßnahmen an den Fußwegen umfassten die Ausbaggerung und Entfernung von Beton, die Reparatur und den Neubau von Gehwegen, die Reparatur und den Umbau von Entwässerungseinrichtungen, das Pflanzen von Bäumen, das Anlegen von Gehwegkanten und Begrenzungsmauern. Die Baumaßnahmen bezüglich der Radwegeinfrastruktur umfasste die Markierungsarbeiten sowie alle sonstigen Arbeiten auf Fahrbahnen für sogenannte Radfahrstreifen sowie das Anlegen und den Bau sogenannter “straßenbegleitender Radwege”, d.h. Radwege die physisch vom Autoverkehr getrennt sind.

Der Straßenbau wurde in zwei Kategorien unterteilt: zum einen die normalen Instandhaltungsmaßnahmen wie Ausbesserungen am Straßenbelag, das Füllen von Schlaglöchern, das Aufbringen einer neuen Fahrbahnoberfläche inklusive Markierung, das Aufstellen von Signalanlagen und Verkehrsschildern, etc. Die zweite Kategorie umfasst weitergehende Maßnahmen, die zum Beispiel den gesamten Unterbau einer Straße betreffen, die Straßenentwässerung, das Errichten von Böschungen, Stützwänden, etc.

Investitionen in den Straßenbau Fahrradwege in den USA Baltimore Straßen Arbeitsplätze Baubranche

Das Ergebnis ist verblüffend: eine Investition in Höhe von 1 Million Dollar in den Aus- und Neubau des Gehwegenetzes erschafft 11,3 Arbeitsplätze. Sechs dieser Arbeitnehmer sind direkt am Bau beteiligt. Weitere 2,2 Arbeitsplätze entstehen bei der Herstellung der Baumaterialien, Straßenschilder, etc. Der induzierte Arbeitsplatzeffekt liegt bei 3,1 Arbeitsplätzen, die vor allem im Einzelhandel, der Gesundheitsbranche und der Nahrungsversorgung entstehen. Auf gut deutsch: Fußgänger werden in unmittelbarer Umgebung ihre Einkäufe tätigen, zum Arzt gehen, etc.

Beim Bau von Radwegen wurden die meisten Arbeitsplätze neu geschaffen. Jede investierte Million erschuf 14,4 neue Arbeitsplätze, davon waren 7,9 direkt beim Bau der Radwege beteiligt. Im Vergleich: Fahrradstraßen und Fußgängerwege brachten nur sechs direkte und 11 Arbeitsplätze insgesamt mit sich.

Die geringsten Arbeitsplatzeffekte brachte mit 3 bis 4 direkten Arbeitsplätzen die Instandhaltung von Straßen mit sich. Eine Million Dollar, die für den Straßenbau ausgegeben wird, erzeugt nur Jobeffekte der Größe 7. Fahrradwege bringen also die doppelte Anzahl Arbeitsplätze pro investierter Million mit sich.

Die Unterschiede ergeben sich vor allem aus der Komplexität der Projekte, der Arbeitsintensität und der Baukosten je Kilometer. Manche Arbeiten, insbesondere die mit einem geringen Maschineneinsatz, erfordern eine größere Anzahl Beschäftigter und erzeugen somit ein größeren Arbeitsplatzeffekt. Des Weiteren spielt das Verhältnis zwischen Planungs- und Baukosten eine größere Rolle. Komplexe Projekte erfordern komplexere Planungen. Diese sind wiederum sehr Personalintensiv und haben somit auch einen höheren Arbeitsplatzeffekt.

Ausbesserungsarbeiten bei Fußwegen oder das Anbringen von Schildern ist personalintensiver als die Ausbesserung eines Stücks Straße, da ein größerer Anteil des Investitionsvolumens auf Materialien entfällt.

Fazit

Die Studie hat nachgewiesen, dass Investitionen in die Transportinfrastruktur eine steigende Nachfrage nach Arbeitskräften nach sich ziehen. Diese ist je nach Projektart unterschiedlich hoch. Bei Projekten mit einem hohen Personalaufwand und kleinteiligen Arbeiten entstehen die meisten Arbeitsplätze. Dies sind meist Arbeiten an Fuß- und Radwegen. Des Weiteren reduzieren Radfahrer und Fußgänger, die vorher mit dem PKW gefahren sind, die CO2-Emissionen und steigern somit die Lebensqualität und die Gesundheit ihres Umfeldes.

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Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

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Randelhoff Martin

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