Infrastruktur urbane Mobilität USA

[Moving Beyond the Automobile] Rückbau von Stadtautobahnen

Rückbau Stadtautobahnen Moving Beyond the Automobile Dokumentation USA

Die negativen Auswirkungen von Stadtautobahnen kennen wir in Europa nicht in dem Ausmaß wie in den USA. Denn europäische Städte haben lange dem Drang widerstanden, mit Autobahnen die Stadtstrukturen zu zerschneiden und die Zersiedelung zu fördern. In den 1950er und 1960er Jahren jedoch wurden Stadtautobahnen zunehmend auch in Europa geplant und gebaut. Im kriegszerstörten Deutschland bot sich in vielen Städten die Möglichkeit, Stadtautobahnen oder autobahnähnliche Straßen anzulegen. In der Folge entstanden unter anderem die A 100 in Berlin, der mittlere Ring (B 2R) in München, die Bundesstraße 10 in Karlsruhe und viele weitere. Eine vollständige Aufstellung von Stadtautobahnen in Deutschland lässt sich in der Wikipedia finden.

Der Bau von Stadtautobahnen mag in manchen Fällen durchaus gerechtfertigt und notwendig sein. Durch die Autozentriertheit in der Nachkriegszeit wurde aber auch im Wirtschaftswunderland viel Porzellan zerschlagen. Allerdings wurden in Deutschland nie die Dimensionen amerikanischer Stadtautobahn(-netze) erreicht.

In der sechsten Episode der Dokumentationsreihe “Moving Beyond the Automobile” werden vergangene, gegenwärtige und geplante Rückbauprojekte von Stadtautobahnen vorgestellt. Die berühmtesten stillgelegten und mittlerweile abgerissenen Stadtautobahnen der USA waren der Miller Highway in New York und der Embarcadero Freeway in San Francisco.

Miller Highway New York 1974West Side Highway, auch Miller Highway genannt, New York. Blick auf die Canal St. Bridge in Richtung Norden – Fotograf: Steven Zane, 1974 – Library of Congress, Prints and Photograph Division – Public Domain

Diese Stadtautobahnen sind jedoch keinen Verkehrsplanern mit wundersamen Meinungs- und Planänderungen zum Opfer gefallen, sondern sind aufgrund mangelhafter Wartung (Miller Highway) oder Beschädigungen durch das Loma-Prieta-Erdbeben am 17. Oktober 1989 (Embarcadero Freeways) zum Abriss freigegeben worden.

Im Nachhinein wurden die freigewordenen Flächen zwar wieder mit Straßen bebaut, allerdings ließen sich diese besser ins Stadtprofil einbetten. Sie wurden sozusagen wiederbesiedelt. Die Lebensqualität und die Grundstückspreise stiegen, ohne dass die neuen Straßen weniger Verkehr bewältigten als die ursprünglichen Stadtautobahnen.

Mittlerweile planen viele amerikanische Städte den Abriss ihrer Stadtautobahnen. An ihrer Stelle sollen neue Wohnquartiere, Parks, Plätze und Gewerbegebiete entstehen. Unter anderem sollen das Alaskan Way Viaduct in Seattle, der Sheridan Expressway in der Bronx, der Skyway und die Route 5 in Buffalo sowie der Claiborne Expressway in New Orleans dem Bagger zum Opfer fallen. Eine Übersicht über weitere Rückbauprojekte finden Sie hier.

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Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

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