Analyse urbane Mobilität

Die rasante Zersiedelung chinesischer Städte

Chinas unstillbarer Drang nach Fortschritt macht natürlich auch vor den Städten nicht Halt. In den letzten zwei Jahrzehnten wuchsen Chinas Städte in einem rasanten Tempo. Anhand von Shenzhen lässt sich diese Entwicklung leicht nachvollziehen:Zersiedelung und Suburbanisierung in China am Beispiel der Stadt Shenzhen 2001 - 2005

Ausbreitung der Stadt Shenzhen in den Jahren 2001 – 2005

Im Jahr 2001 betrug die besiedelte Fläche noch 470,68 km2, wuchs 2002 bereits auf 505,78 km2, 2003 auf 612,57 km2 und 2004 auf 655,16 Quadratkilometer. Im Jahr 2005 bedeckte das Stadtgebiet von Shenzhen eine Fläche von 703,47 Quadratkilometern!Zersiedelung und Suburbanisierung in China am Beispiel der Stadt Shenzhen 2001 - 2005

 Landnutzungsänderungen in China am Beispiel der Stadt Shenzhen 2001 – 2005

Das Wachsen von Städten ist aber nicht zwingendermaßen problematisch. Allerdings gibt es qualitative Unterschiede im Vergleich zur Zersiedelung europäischer bzw. amerikanischer Städte. In westlichen Ländern sind Zersiedelungserscheinungen eine Folge der Suburbanisierung. Viele Stadtbewohner wollten in den letzten Jahrzehnten den dicht besiedelten Innenstädten entkommen und ihre Lebensqualität “mit einem Häuschen am Stadtrand” steigern. In Shenzhen ist die Zersiedelung allerdings eine Folge der geringen Einwohnerdichten und der dünnen Besiedelung 1.

Das Flächenwachstum der Städte ist hauptsächlich ein Phänomen der Ausbreitung von Industrieanlagen und einer steigenden Bevölkerungszahl bei gleichzeitig geringen Einwohnerdichten. Das dies Probleme gibt, sollte klar sein.

Diese Tendenz wird sich auch in den nächsten Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten, kaum aufhalten lassen. Eventuell sollten politische Steuerungsmaßnahmen ergriffen werden, um das Modell einer kompakten Stadt umzusetzen und eine nachhaltigere Entwicklung anzustreben.

Weltweit hat die Aufmerksamkeit für die Folgen des raschen Ausbreitens der Städte in ihr Umland massiv zugenommen. Insbesondere der Kongress für nachhaltige Entwicklung in Rio de Janeiro im Jahr 1992 hat vielen Politikern und Planern die Augen geöffnet 2. Europa hat im Vergleich mit anderen Ländern nur ein geringes Problem mit Suburbanisierung. In Nordamerika lässt sich vermehrt die Tendenz feststellen, dass ein Haus am Stadtrand oder einem Vorort nicht mehr so häufig das Ziel ist, sondern die Atraktivität von Stadtwohnungen in den letzten Jahren massiv gestiegen ist. Dies ist sicherlich eine Folge verbesserter Stadtstrukturen, einer höheren Aufenthaltsqualität und Maßnahmen wie Verkehrsberuhigung und ein gut ausgebauter ÖPNV.

Das folgende Video zeigt nochmals die Ausbreitung elf chinesischer Großstädte (Peking, Tianjin, Nanjing, Shanghai (Pudong), Shenzhen, Chengdu, Shenyang, Changchun, Hangzhou, Wenzhou and Xi’an) zwischen 2005 und 2010:

Hinweis: Es kann etwas dauern, bis das Video fertig geladen ist.

  1. QI Lei, LU Bin. Urban sprawl: A case study of Shenzhen, China. 44th ISOCARP Congress 2008
  2. Frenkel, A. & Ashkenazi, M. (2008). The integrated sprawl index measuring the urban landscape in Israel. Ann Reg Sci,42:99-121
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Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

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Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
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