Konzepte Öffentlicher Personennahverkehr Zukunft

SMART-WAY: Die Revolution im ÖPNV?

Die deutsche Startup-Szene freut sich derzeit über den Einstieg von car2go (Daimler) bei myTaxi. Die App ersetzt den Anruf bei Taxizentralen. Die Software ermittelt per GPS den Aufenthaltsort des Suchenden und zeigt an, welche Taxen in der Nähe sind. Der Fahrer, der am nächsten ist, bekommt eine Nachricht auf sein Mobiltelefon und hat fünf Sekunden, um den Auftrag anzunehmen, bevor weitere Fahrer kontaktiert werden. Den Taxifahrern berechnet das Unternehmen 79 Cent pro Fahrt, rund 7.000 der 180.000 Taxifahrer in Deutschland sollen bereits bei myTaxi registriert sein.

Große Freunde herrscht auch darüber, dass sich die Taxizentralen über die App ärgern. Teilweise wird auch schon von der Revolution in der Verkehrsmittelwahl geredet, nun gut…

Noch größer wird allerdinge der Ärger, nicht nur bei den Zentralen sondern vielleicht auch bei den Taxifahrern, wenn das folgende Projekt richtig durchstartet: SMART-WAY

SMART-WAY ist nichts anderes als ein europaweit nutzbares, speziell auf die Bedürfnisse von ÖPNV-Nutzern zugeschnittenes Navigationssystem. Das klingt auf den ersten Blick erst einmal nicht spannend oder gar sexy, wird meiner Meinung nach aber dennoch die Nutzung des ÖPNV revolutionieren.

Derzeit wird die Navigationsanwendung entwickelt, in Turin und Dresden demonstriert und 2012 eingeführt. SMART WAY nutzt GPS und später das europäische Navigationssystem Galileo um sich – egal ob als Fremder oder Einheimischer – in öffentlichen Verkehrsnetzen zurecht zu finden, individuell Beförderungsmittel zu wählen, an beliebigen Punkten ein- / aus- oder umzusteigen und sich in Echtzeit von seinem Smartphone führen zu lassen.

Die einzelnen Funktionen:

  • Eingabe des Start- bzw. Ziels (Haltestelle, Ort, ICE 615) entweder direkt per Eingabe über die Tastatur oder Ortung per GPS
  • Abfrage der möglichen Verbindungen in Listenform oder Abbildung des Weges auf einer Karte
  • Vor Abfahrt erscheint auf dem Handydisplay die verbleibende Zeit bis zur Abfahrt.
  • Zugriff auf Echtzeitdaten während der Fahrt, (selbst-)ständige Veränderung des Routenverlaufs bei auftretenden Problemen
  • Echtzeit-Lokalisierung des derzeitigen Aufenthaltsorts sowie der Fahrzeuge
  • bei Umstieg bzw. Ausstieg Vibrationsalarm kurz vor der Haltestelle, Navigation zum nächsten Verkehrsmittel
  • bei Unterbrechung der Fahrt (muss nochmal schnell zum Bäcker, möchte mir als Tourist etwas interessantes ansehen oder eher klassisch, der verpasste Umstieg) automatische Neuberechnung der Route, Anpassung des Routenverlaufs

Kombiniert mit SMART-WAY mit mobile ticketing entsteht die Möglichkeit auf einfachste Art und Weise mit dem ÖPNV an sein Ziel zu kommen. Ganz ohne Kenntnis des Fahrplans, des Netzes oder der Tarife…

Mit der DVB und der GTT sind zwei größere Verkehrsunternehmen Europas beteiligt. Man kann daher davon ausgehen, dass das System sowohl Nutzer- als auch Verkehrsunternehmens-freundlich gestaltet wurde. Es gibt derzeit mehrere Ansätze, die  Routen- und Verkehrsmittelwahl in Echtzeit via Smartphone zu ermöglichen. Ich bin schonmal gespannt, wie sich SMART-WAY in diesem Markt positionieren wird…

Weitere technische Details: Die eigentlichen Lokalisierungs- und Navigationsprozesse laufen ausschließlich auf dem Smartphone ab um die Privatsphäre des Nutzers zu schützen. Durch Inertialsensorik wird gemessen, ob ein Fahrzeug derzeit fährt oder steht. Somit kann das Smartphone auch bei Abriss der Satellitenverbindung  – etwa in der U-Bahn – die aktuelle Position feststellen. 

Wichtig ist es auch, dass der Fahrgast eindeutig einem Fahrzeug zugewiesen werden kann, auch wenn mehrere Fahrzeuge hintereinander fahren.

Projektpartner sind das Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI (Dresden), das Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM (Kaiserslautern), das Centre for Research and Technology CERTH / Hellenic Insitute of Transport HIT (Athen), das Swedish National Road and Transport Institute VTI (Stockholm), die Politecnico di Torino POLITO (Turin), die Universidad Politécnica de Madrid (Madrid), The agent factory GmbH (Jena), die Gruppo Torinese Trasporti GTT (Turin) und die Dresdner Verkehrsbetriebe. Die App soll in ihrer Grundversion kostenlos zur Verfügung stehen.

Anonymous

Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
3 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments
christian falkenberg
26. März 2012 08:33

welche app ist die beste für den DVB ?
Beste Grüsse
Christian Falkenberg

Jetzt abonnieren

4.416Fans
8.046Follower
2.618RSS-Abonnements
990Follower
  

Neue Diskussionsbeiträge

  • Randelhoff MartinNorbert zu News- und Diskussionsfaden April 2024Eine lesenswerte Story aus dem Sauerland https://www.come-on.de/lennetal/nachrodt-wiblingwerde/bau-des-radweges-in-nachrodt-auf-keinen-fall-92900869.html Radweg wird abgeleht, weil beim Bau Umleitungen nötig sind.
  • Randelhoff MartinNorbert zu News- und Diskussionsfaden April 2024Seit den 50ern wurde nicht so wenig Gewicht an Gütern in rlp. Häfen umgeschlagen wie 2023 https://www.statistik.rlp.de/nachrichten/nachichtendetailseite/binnenschifffahrt-2023-gueterumschlag-auf-historischem-tiefstand So, nun bitte Gags mit Verkehrswende und "ins Wasser gefallen"
  • Randelhoff MartinNorbert zu News- und Diskussionsfaden April 2024In HH bekommen alle Schüler*innen ein DLT für lau, um Millionärsfamilien zu entlasten. Bei den Kindern aus Familien mit Leistungsbezug wird das bestimmt gegengerechnet. Deutschlandticket: Alle Hamburger Schülerinnen und Schüler bekommen Freifahrtschein - DER SPIEGEL
  • Randelhoff MartinNorbert zu News- und Diskussionsfaden April 2024Uppsala in Schweden: In dieser Stadt kann man jetzt Falschparker per App melden – und selbst kassieren - DER SPIEGEL Da ich die schwedische Rechtslage nicht kenne, kann ich nicht sagen, ob das übertragbar ist. Auf privaten Flächen könnte es zulässig sein, wenn diese nicht gewidmet sind als öffentliche Straße.
  • Randelhoff MartinNorbert zu News- und Diskussionsfaden April 2024Der ADAC Westfalen wird bestreikt: https://www.t-online.de/region/dortmund/id_100386282/dortmund-streik-am-dienstag-adac-mitarbeiter-legen-ganztaegig-ihre-arbeit-nieder.html

Auszeichnungen

Grimme Online Award Preisträger 2012

Zukunft Mobilität hat den Grimme Online Award 2012 in der Kategorie Information erhalten. Ich möchte mich bei all meinen Lesern für die Unterstützung bedanken!

PUNKT Preisträger 2012

Zukunft Mobilität hat den PUNKT 2012 der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) in der Kategorie "Multimedia" gewonnen.

Logo VDV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V. (VDV) hat mich im Rahmen der VDV-Jahrestagung 2013 in Mainz als “Talent im ÖPNV” des Jahres 2013 ausgezeichnet. Der VDV vertritt rund 600 Unternehmen des Öffentlichen Personennahverkehrs, des Schienenpersonennahverkehrs, des Schienengüterverkehrs, der Personenfernverkehrs sowie Verbund- und Aufgabenträger-Organisationen.

Lizenz

Zukunft Mobilität Creative Commons

Die Inhalte dieses Artikels sind - soweit nicht anders angegeben - unter CC BY-SA 3.0 de lizensiert. Grafiken sind von dieser Lizenz aus Vereinfachungs- und Schutzgründen ausgenommen (Anwendung aufgrund der Verwendung von Grafiken / Bildern mit unterschiedlichen Lizenzen zu kompliziert) außer die CC-Lizenz ist ausdrücklich genannt.

Weitere Informationen

Verfasst von:

Randelhoff Martin

Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net