Binnen- und Seeschifffahrt Logistik Verkehrsgeschichte

Malcolm McLean: Der Vater des Containertransports

Containerschiff unter der Golden Gate Bridge
Ein Containerschiff unterquert die Golden Gate Bridge - Foto: John Morgan @ Flickr - CC BY 2.0

Im Jahr 1956 hat Malcolm McLean den Containertransport und multimodalen Verkehr erfunden, so wie wir ihn heute kennen. Ohne Container und die dazugehörigen Containerschiffe würde der Welthandel nicht in dem heutigen Umfang und dem Vernetzungsgrad existieren.

Der Erfinder des Containertransport Malcolm McLean
Malcolm McLean

Malcolm McLean gründete mit seinen Geschwistern Jim und Clara McLean eine kleine Spedition. Er ärgerte sich zunehmend über den Zeitverlust, der beim Entladen eines Lkw entstand. Früher dauerte beispielsweise die Entladung von 360 Kaffeesäcken etwa vier Stunden.

In den nächsten Jahren entwickelte Malcolm McLean die Idee, statt mühevoll einzelne Kisten und Säcke mit Waren vom LKW zum Schiff zu tragen, einfach den kompletten Auflieger eines LKW auf das Schiff zu laden und am Zielort wieder auf ein Fahrzeug zu setzen. Heutzutage kommen 360 Kaffeesäcke, in einen Container verpackt, innerhalb weniger Minuten an Land.

Nach Verkauf seiner Unternehmensanteile im Jahr 1955 erwarb er die kleine Reederei Pan-Atlantic Steamship Company sowie zwei Tanker von der US-Marine, die er zu Containerschiffen umbauen ließ.  Die “Ideal X” verließ am 26. April 1956  den Hafen von Newark (New Jersey) mit den ersten Container an Bord. Das Ziel war Houston, Texas. Dies war der Beginn des weltweiten Containertransports.

Containerschiff Ideal X von Malcom Mc Lean Querschnitt
Querschnitt der Ideal X, Karsten Kunibert, CC BY-SA 3.0

Eine Woche nach der Jungfernfahrt der “Ideal X” ließ McLean mit der “Almena” das zweite Containerschiff in See stechen. Ihr folgten kurz darauf die umgebauten Tanker “Maxton” und “Coalinga Hills”. Bereits im Jahr nahm mit der “Gateway City” das erste Vollcontainerschiff, auf dem Container nach dem heutigen Prinzip übereinander gestaut und verriegelt wurden, den Liniendienst auf. 226 Container konnte der ehemalige Stückgutfrachter fassen.

1960 nannte Malcolm McLean seine Reederei in Sea Land um. Diesen Namen behielt die Reederei auch nach dem Verkauf an die dänische Reederei Maersk und war bis zur Übernahme der Reederei P&O Nedlloyd im Jahr 2006 unter dem Namen Maersk-Sealand präsent.

Das Wachstum war nach den ersten Schritten nicht mehr aufzuhalten. In den sechziger Jahren fuhren bereits über 170 Containerschiffe unter amerikanischer Flagge. Der Durchbruch in Europa blieb dem Container aber anfangs verwehrt.

Malcolm McLean war wieder der Erste, der 1966 einen Liniendienst nach Europa einrichtete. Am 6. Mai 1966 legte mit der “Fairland” (natürlich Sea-Land-Reederei) das erste Containerschiff in Deutschland an. 1967 fuhr das erste Containerschiff nach Asien.

Um den Vorsprung der Amerikaner zu verringern, bestellten 1966 und 1967 die ersten europäischen Reeder Containerschiffe mit bis zu 750 Containerstellplätzen.

Auch in Asien wurden mit der mit der Orient Overseas Container Line OOCL und der Evergreen Marine Corporation die ersten Containerreedereien gegründet. Die amerikanischen Reeder wurden mittlerweile aus dem Containergeschäft verdrängt. Heutzutage dominieren europäische Großreedereien wie Maersk, MSC, CMA CGM und Hapag Lloyd und einige asiatische (Evergreen, COSCO, Hanjin Shipping, China Shipping Container Lines) den Markt.

Die maximale Schiffskapazität ist von 58 TEU (Ideal X) auf über 10.000 TEU explodiert. Mittlerweile gibt es 20-Fuß- (Twenty feet equivalent unit = TEU) und 40-Fuß-Container (FEUS), so genannte open-top- oder open-side-Container sowie belüftete und Kühlvariationen.

Malcolm McLean starb am 25. Mai 2001. Und noch den globalen Triumphzug seiner Idee.

Die Vorteile des Containertransports

Der Container hat gegenüber des klassischen Stückgutverkehrs einige Vorteile:

  • Geringere Handlingkosten
    Durch die Verstauung von einzelnen Gütern in einen Container wird aus heterogener Ladung homogene. Statt mehrerer Kisten, Paletten oder Säcken muss nur noch ein einzelner Container “angefasst” und verladen werden. Dadurch sinken die Umschlagkosten enorm.
  • größere Sicherheit
    Indem die Waren durch eine Stahlhaut geschützt werden, steigt die Sicherheit. Somit werden für containerisierte Waren geringere Versicherungsprämien fällig.
  • höhere Geschwindigkeit und leichterer / schnellerer Umschlag
    Durch die Aufteilung der Waren in standardisierte Container wird ein effizienter Transport von Waren in einem globalen Transportnetz ermöglicht. Durch die festgelegten Abmessungen und Gewichte können Container gestapelt und einfach auf andere Transportmittel wie Eisenbahnwaggons, Lkw-Auflieger, Küsten- und Binnenschiffe verladen werden. Die Effizienz der Transportkette steigt um ein Vielfaches!

Durch den einfacheren Ladeprozess bildeten sich weltweit einige große Umschlaghäfen heraus. Diese können durch große Schiffe der Panamax- oder Postpanamax-Klasse angelaufen werden. Diese Schiffe weisen pro TEU geringere Kosten auf als kleinere. Durch die Kostensenkung werden die Kosten der gesamten Transportkette verringert.

Hub and Spoke-System Netz Martin Randelhoff Creative COmmons Schema
Hub and Spoke-Netz in der Containerschifffahrt mit Vor- und Nachlauf, eigene Darstellung, CC BY-SA 3.0
Aufbau eines Hub and Spoke-Netzes in der Schifffahrt
Ablaufskizze heutiger Containertransporte am Beispiel des Aufbaus eines Hub and Spoke-Netzes in der Schifffahrt

Aufgrund des schnellen und günstigen Umschlagsprozesses lohnt es sich, Container von kleineren Häfen zu den großen Umschlagshäfen zu transportieren und häufiger umzuschlagen. Der Container hat die Entstehung von Hub-and-Spoke-Netzen ermöglicht.Nur wenige Menschen wissen, dass sich der Großteil der weltweiten Containerschiffflotte in deutscher Hand befindet. Nach Zahlen des Verbands deutscher Reeder befanden sich 2010 35,0% der weltweiten TEU-Kapazität in den Händen deutscher Eigner.

Containerflotte nach der Nationalität des Eigners 2010
Containerflotte nach der Nationalität des Eigners, Jahresbericht 2010, Verband deutscher Reeder, S. 112
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Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

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E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

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Angelika Fresenborg
Angelika Fresenborg
15. März 2015 09:59

Hallo Martin,
einer meiner Schüler hat den Beitrag bei der Recherche für ein Referat entdeckt. Ein sehr gelungener Beitrag, auch der Link zu dem Film ist eine gute Idee.Ich habe mir ein Lesezeichen angelegt und werde auch auf den anderen Seiten mal stöbern. Danke für den Einsatz!

Samuel
29. Juli 2014 15:25

Sehr gelungener Beitrag Martin!

Eigentlich verwunderlich, dass der Erfinder der Seecontainer so wenig bekannt ist.
Wenn man bedenkt, welch große Rolle diese Stahlboxen bei der Globalisierung spielten bzw. es immer noch tun.

Liebe Grüße

Pia
Pia
30. August 2012 20:10

Ich glaube im ersten Satz hat sich ein Zahlendreher eingeschlichen. Hier steht statt 1956 die Zahl 1965 als Erfindungsjahr.

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Verfasst von:

Randelhoff Martin

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Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
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