Analyse Luftverkehr

[London 2012] Flughafen London Heathrow vor seiner größten Bewährungsprobe

Dieser Artikel ist Teil der Serie Verkehr während der Olympischen Spiele 2012 in London. Eine Übersicht über alle Artikel finden Sie hier.

Nicht nur die innerstädtischen Verkehrssysteme Londons sind während der Olympischen Spiele 2012 einer erhöhten Belastung ausgesetzt, sondern auch die Flughäfen. Der Flughafen London Heathrow (IATA: LHR) steht dabei unter besonderer Beobachtung. Es wird erwartet, dass etwa 80 Prozent aller Besucher, Athleten, Betreuer, Journalisten und Offiziellen über Heathrow anreisen werden. Aber: Pro Jahr finden am London Heathrow Airport 500.000 Starts und Landungen statt, damit sind die Landebahnen zu 99 Prozent ausgelastet. Aber auch die Boden- und Passagierabfertigung arbeitet an den Kapazitätsgrenzen.

Der heutige Tag, der 26.07.2012, soll der Tag mit den meisten Passagieren in der Geschichte des Flughafens sein. Ein Tag vor Eröffnung der Olympischen Spiele wird mit 45 Prozent mehr ankommenden Passagieren im Vergleich zu einem normalen Tag gerechnet. Statt 95.000 ankommenden Fluggästen sollen heute mehr als 138.000 Fluggäste abgefertigt werden. Mehr als 203.000 Gepäckstücke sollen ihre Eigentümer wieder erreichen. Bereits am 16. Juli wurde ein neuer Rekord mit 236.955 abgefertigten Fluggästen aufgestellt.

Der Hauptanreisetag verlief aber trotz aller Befürchtungen problemlos. Nur der ansonsten mit 98% Verfügbarkeit äußerst zuverlässige Heathrow Express musste wegen eines Brandes an der Station West Ealing für eine halbe Stunde seinen Betrieb einstellen. Hinzu kamen Verspätungen wegen hitzebedingter Langsamfahrstellen.

Das große Passagieraufkommen sorgt für Probleme

Insbesondere die Pass- und Grenzkontrollen stehen unter einer großen Bewährungsprobe. In den letzten Monaten kam es wiederholt zu langen Schlangen bei der Einreise. Nicht-EU-Bürger mussten mit Wartezeiten von über 90 Minuten rechnen, Ziel vonseiten des Flughafenbetreibers ist eine maximale Wartezeit von 45 Minuten.

Um die Einreise möglichst problemlos zu gestalten, wurden 300 zusätzliche Grenzbeamte nach London Heathrow versetzt. Während der Olympischen Spiele sollen alle Schalter besetzt sein. Ein Streik der Grenzbeamten konnte gestern nach massiven Zugeständnissen der Regierung (1.100 Neueinstellungen) noch verhindert werden.

Für den reibungslosen Ablauf wurden in den letzten Monaten mehr als 20 Millionen Pfund in die Flughafeninfrastruktur investiert. Zudem wurden die Abfertigungsprozesse gestrafft. Die Planungen wurden seit 2005 in enger Zusammenarbeit mit Flughäfen ehemaliger Olympischer Gastgeberstädte wie Vancouver und Sydney durchgeführt.

Für die Olympischen Spiele wurde ein spezielles Terminal errichtet. Durch dieses Terminal können am 13., 14. und 15. August Athleten und Betreuer bei der Abreise schneller abgefertigt werden. Ankommende Athleten müssen aus Sicherheitsgründen durch die normalen Terminals einreisen. Das spezielle Terminal wird nach den Olympischen Spielen wieder demontiert. Charter- und Privatflüge werden für Zeit der Spiele auf andere Londoner Flughäfen wie Stansted umgeleitet. Mehr als 1.000 Freiwillige sollen den Gästen der Olympischen Spiele bei Fragen helfen und sie willkommen heißen.

Die Maßnahmen in der Übersicht:

  • Verlängerung der Be- und Entladeprozesse der Flugzeuge bei einem hohen Athletenaufkommen bzw. einer großen Anzahl von Rollstuhlfahrern in Zusammenarbeit mit den Fluggesellschaften
  • Schaffung spezieller Akkreditierungsschalter für Athleten und Betreuer im Flughafen
  • Schaffung spezieller Einreiseschalter für Athleten, Offizielle, Journalisten und Betreuer
  • Vereinfachte Importbestimmungen für Feuerwaffen von Sportschützen (1.100 Waffen von 800 Athleten)
  • spezielles Abfertigungsterminal für abreisende Athleten, Offizielle und Journalisten, Aufgabe von Gepäck und Check-in bereits am Vortag im Olympischen Dorf möglich
  • Anpassung der Gepäckabfertigung
  • 1.000 Freiwillige stehen für Auskünfte in 20 verschiedenen Sprachen bereit

Die Einzelmaßnahmen können hier (.pdf) nochmals nachgelesen werden.

Der Flughafen London Heathrow und das Olympische Dorf in Stratford werden mithilfe einer speziellen Fahrspur miteinander verbunden. Diese Fahrspur auf der Autoahn M4 ist für Athleten und Offizielle reserviert.

Für Besucher der Olympischen Spiele wurde die Kapazität des Heathrow Express verstärkt. Der Heathrow Express ist die schnellste und zuverlässigste Art vom Flughafen Heathrow in die Innenstadt zu gelangen. Die Fahrt zwischen Paddington und dem Flughafen dauert 15 Minuten. Die Züge verkehren alle 15 Minuten. Pro Tag werden 150 Verbindungen angeboten. Während der Olympischen Spiele dürften zudem weniger Geschäftsreisende zwischen London und dem Flughafen unterwegs sein, sodass zusätzliche ungenutzte Kapazität zur Verfügung steht.

Die U-Bahnstation der Piccadilly Line wurde mit zwei neuen Fahrstühlen, mehreren Fahrgastschleusen sowie einer neuen Reisendeninformation ausgestattet.

London 2012 Heathrow LHR PAX Passaiere
Erwartetes Passagieraufkommen (Abflüge) während der Olympischen Spiele 2012 am Flughafen London Heathrow – Grafik: London Heathrow, Heathrow’s preparations for the London 2012 Olympic and Paralympic Games at six months to go

Am 13. August soll der nächste Rekord eingestellt werden. Am Tag nach den Olympischen Spielen wird mit mehr als 138.000 abfliegenden Fluggästen gerechnet. Die Olympischen Spiele sind für London Heathrow kein Sprint, sondern ein Marathon. Mit Aussicht auf ein hohes Fluggastaufkommen während der Paralympischen Spiele.

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Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

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Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V. (VDV) hat mich im Rahmen der VDV-Jahrestagung 2013 in Mainz als “Talent im ÖPNV” des Jahres 2013 ausgezeichnet. Der VDV vertritt rund 600 Unternehmen des Öffentlichen Personennahverkehrs, des Schienenpersonennahverkehrs, des Schienengüterverkehrs, der Personenfernverkehrs sowie Verbund- und Aufgabenträger-Organisationen.

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Randelhoff Martin

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