Eine neue Dokumentation über Luftverschmutzung in China hat sich zu einem wahren Renner entwickelt. Der Film der ehemaligen Reporterin des Staatssenders CCTV, Chai Jing, setzt sich kritisch mit der massiven Verfeuerung von Kohle, den laxen Maßnahmen chinesischer Behörden und den gesundheitlichen Folgen für die Bevölkerung auseinander. Ein kleines Mädchen erzählte Chai, dass sie durch die Schadstoffe in der Luft niemals Sterne am Himmel sehe.
Laut Zahlen des chinesischen Umweltministeriums haben im Jahr 2014 nur acht von 74 Großstädten die staatlichen Grenzwerte eingehalten (Visualisierung offizieller Werte aus 2014). Pekings Bürgermeister gibt zu, dass die Stadt aufgrund der Luftverschmutzung nicht lebenswert sei.
Die unabhängige Dokumentation wurde trotz gegenläufiger Meldungen von chinesischer Zensur zunächst in offiziellen chinesischen Medien gezeigt. Die Erlaubnis zur Ausstrahlung deutete einen ersten Wandel in der Umweltpolitik an. Dies wird beispielsweise durch das neue Umweltgesetz und Aussagen führender chinesischer Politiker unterstützt, welche beim Wirtschaftswachstum stärker auf “Qualität statt Quantität” setzen möchten. Chinas Regierungschef Li Keqiang rief 2014 zum “Kampf gegen [die] Umweltverschmutzung” aus. Der chinesische Umweltminister Chen Jining bedankte sich sogar via SMS bei Chai Jing.
Nichtsdestotrotz versucht die chinesische Zensur mittlerweile den Film zu blocken und schloss die dazugehörige Webseite. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua teilt Medien mit, keine ihrer Artikel über den Film mehr zu verwenden.
Das Propaganda-Amt in Shanghai gab eine geheime Notiz an die Medien heraus:
Medien und Websites aller Art und auf allen Ebenen müssen die Berichterstattung über die Dokumentation ‘Under the Dome’ und ihre Autorin absolut beenden … Websites, die bereits darüber berichtet haben, müssen ihre Artikel aus dem Netz nehmen und Diskussionen beenden.
Die 104 Minuten lange Dokumentation kann hier mit englischen Untertiteln anschaut werden: