Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, Rüdiger Grube, war vor einigen Tagen bei Phoenix im Forum Manager zu Gast. Das Forum Manager ist eine Kooperation von Süddeutscher Zeitung und Phoenix, bei dem regelmäßig Führungskräfte von Unternehmen vorgestellt werden.
Mit Bahnchef Grube haben sich SZ-Redakteur Marc Beise und Phoenix-Moderatorin Nina Ruge über verschiedenste Themen des deutschen Eisenbahnwesens unterhalten. So wurde u.a. die Zulassungsproblematik neuer Züge angeschnitten. Rüdiger Grube erneuerte die Forderung nach einem Runden Tisch zur Anpassung der Zulassungsprozesse in Deutschland. Ab Ende Januar möchten das Bundesverkehrsministerium,die Eisenbahnindustrie und die Eisenbahnverkehrsunternehmen diese Problematik gemeinsam angehen.
Weitere Themen waren die Angleichung der europaweiten Zulassungsprozesse sowie die Angleichung der europäischen Bahnsysteme.
Die heutigen Probleme in Deutschland mit Infrastrukturprojekten wurden natürlich mit Stuttgart 21 verknüpft. Hier skizzierte Grube nochmals die Kostenentwicklung und die Problematik, die er sich als neuer Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG ausgesetzt sah. So sei die Unterzeichnung des Vertrages im Jahr 2009 mit Kosten auf Basis von 2004 durchgeführt wurden. Diese hätten sich kurz nach seinem Einstieg bei der Deutschen Bahn auf 4,088 Milliarden Euro erhöht. Die Optimierung des Bahnprojekts hat in der Folgezeit ein Optimierungspotenzial von 890 Millionen Euro ergeben, von denen sich aber nur 470 Millionen Euro realisieren lassen.
Rüdiger Grube hat ebenfalls die lange Entscheidungsdauer für Planfeststellungs- bzw. Planänderungsverfahren kritisiert, die seinen Aussagen zufolge vier bis sechs Mal so lange dauern, wie bei Projekten vergleichbarer Größenordnung.
Diesbezüglich hatte ich Mitte Dezember 2012 eine Anfrage an das Eisenbahnbundesamt gestellt, mit der Bitte um nähere Erläuterung der Verzögerungen. Man antwortete mir damals (Auszug):
Der Einfluss des EBA auf die Verfahrensdauer ist eingeschränkt und erstreckt sich auf nur etwas mehr als zehn Prozent des Gesamtverfahrens. Wesentlich größeren Einfluss haben die Vorhabenträgerin (Anmerkung Martin Randelhoff: Hiermit ist die Deutsche Bahn gemeint) oder die Anhörungsbehörden (Anmerkung Martin Randelhoff: Dies betrifft die nach Landesrecht zuständigen Anhörungsbehörden, u.a. das Stuttgarter Amt für Umweltschutz (AfU)). Die Anhörungsbehörde kann beispielsweise Verfahren beschleunigen, indem sie Anhörungsverfahren straff durchführt. Um ein zügiges Verfahren kann sich aber vor allem die Vorhabenträgerin selbst verdient machen. Denn sie bestimmt dessen Ablauf ganz wesentlich, weil sie die Qualität der Antragsunterlagen ebenso steuert wie ihre eigene Reaktionszeit auf erforderliche Nachbesserungen.
Auch die Qualität und die Anzahl von Einwendungen gehören zu den Faktoren, welche die Dauer des Verfahrens bestimmen.
Die Komplexität der Genehmigungsprozesse eines PF- / PÄ-Antrags kann natürlich nicht in ein paar Minuten in einer Fernsehsendung dargelegt werden. Mir ist es nur wichtig zu verdeutlichen, dass nicht nur das EBA in der Verantwortung für eine zügigere Genehmigung steht.
Weitere Themen waren noch die Trennung von Netz und Betrieb, den Versuch die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern sowie diverse andere Themen. Zum Ende menschelte es mir allerdings zu stark, die Geschichten von Herrn Grube sind aber dennoch sehr interessant.