Mit dem Niedergang der Sowjetunion und dem Ende des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe als sozialistische Pendant zum Marshallplan und zur OECD stürzte Kuba in eine schwere Wirtschaftskrise. Das Land hatte seine wichtigsten Handelspartner und Geldgeber verloren. Diese sogenannte “Sonderperiode” fand im Jahr 1993 ihren Höhepunkt. Es kam zu Nahrungsmittelknappheit, Industrie und Transportwesen kamen wegen Ölmangels zum Erliegen. In dieser Zeit erlebte Kuba eine Fahrrad-Revolution.
Der große Mangel an Kraftstoff ließ nur wenige Alternativen, um von A nach B zu kommen. Das Fahrrad erlebte einen Boom, tausende stiegen um und das Fahrrad wurde wichtigstes Verkehrsmittel im sozialistischen Karibikstaat.
Jahre später, als die Wirtschaftskrise bewältigt war, stieg die Nutzung motorisierter Verkehrsmittel wieder an. Dennoch nutzen viele Kubaner und Kubanerinnen ihr Fahrrad immer noch täglich, wenn es auch weniger geworden sind. In Zukunft könnte die Bedeutung des Fahrrads wieder zunehmen. Der ÖPNV leidet stark unter dem Instandhaltungsmangel und gilt als unattraktiv und unzuverlässig. In einem ersten Schritt zur Förderung des Radverkehr als Alternative zum ÖPNV plant die kubanische Regierung eine Steuerbefreiung von neuen Ersatzteilen.
In der Gegenwart ist die Verfügbarkeit von Ersatzteilen ebenso wie von neuen Rädern stark eingeschränkt. Viele Fahrradmechaniker müssen daher ihre gesamte Kreativität bei der Reparatur aufbringen. Teile werden mehrfach verwendet, auf dem Schrott landet nahezu nichts. Das folgende Video porträtiert den Radverkehr in Kuba und insbesondere die Mechaniker, welche die Räder am Laufen halten.
Für weitere Informationen zur kubanischen Radkultur empfehle ich diesen sehr lesenwerten Bericht von Diego Vivanco, welcher auch die Dokumentation gefilmt hat.