Ich musste mich gestern auf Twitter doch sehr wundern, als eine Pressemitteilung der MFG MeinFernbus GmbH verbreitet wurde. In dieser wird von Seiten von MeinFernbus nochmals darauf hingewiesen, dass im Wettbewerb mit der Deutschen Bahn keine Chancengleichheit herrsche und die Politik, insbesondere der Bund als Eigentümer der Deutschen Bahn AG, die Deutsche Bahn an die Leine nehmen müsse.
Torben Greve, Geschäftsführer von MeinFernbus:
Der deutsche Fernbusmarkt braucht keine Staatsunternehmen. Es gibt bereits zahlreiche private Busunternehmen, die in einem intensiven Wettbewerb mit niedrigen Preisen und hoher Qualität um die Gunst der Kunden konkurrieren. Wir lehnen es ganz klar ab, dass die Deutsche Bahn ihre Gewinne aus dem Quasi-Monopol im Schienenfernverkehr und öffentliche Steuergelder aus dem Regionalverkehr nun nutzt, um mit Dumping-Preisen die Kooperationen von mittelständischen Unternehmen aus dem Markt zu verdrängen.
In der Pressemitteilung von MeinFernbus ist die Reaktion Ramsauers hervorgehoben:
Minister Ramsauer sicherte MeinFernbus zu, durch die anstehende Novellierung des Eisenbahnregulierungsgesetzes und eine Stärkung der Bundesnetzagentur die Nadelstiche der Deutschen Bahn zu unterbinden.
Im heutigen Münchner Teil der Druckausgabe der Süddeutschen Zeitung ist im Artikel “Zum Leben erwacht” von Marco Völklein zu lesen:
Ramsauer versicherte, mit einem “Eisenbahnregulierungsgesetz” wolle man “solche Sticheleien unterbinden” und zudem die Bundesnetzagentur als Aufsichtsbehörde stärken.
Die Bildrechte liegen bei Verena Brandt / MeinFernbus.
Da ich mir vorgenommen hatte, die Presseabteilung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung etwas stärker zu nutzen, habe ich heute folgende Fragen an das BMVBS gerichtet:
- Plant das BMVBS der Deutschen Bahn AG bzw. der DB ML AG das Anbieten von Fernbusleistungen regulatorisch zu untersagen bzw. einzuschränken?
- Inwieweit deckt sich die Aussage von Herrn BM Ramsauer mit dem Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung der Regulierung im Eisenbahnbereich (Bundestags-Drucksache 17/12726 vom 13.03.2013)? Durch welchen Passus sollen “die Nadelstiche der Deutschen Bahn” konkret unterbunden werden?
- Auf welche “Nadelstiche” spielt Herr BM Ramsauer konkret an?
- Sind weitere Gesetzesinitiativen zur Regulierung des Fernbusmarktes geplant? Wenn ja, welche?
- Wie schätzt das BMVBS die Chancengleichheit im Fernbusmarkt derzeit ein? Falls Defizite erkannt worden sind: Welche Defizite sind dies und wie möchte der Bund die Chancengleichheit im Fernbusmarkt sicherstellen?
- Möchte der Bund als Eigentümer der DB ML AG das Anbieten von Fernbuslinien durch die DB untersagen?
Aus Vereinfachungsgründen zitiere ich einfach die Antwort des BMVBS:
[…] Dabei wurde seitens eines Unternehmens u.a. angesprochen, dass die DB AG zum einen die “guten” Haltepunkte an Bahnhöfen privaten Fernbusanbietern nicht zur Verfügung stelle und zum anderen durch “Dumpingpreise” auf bestimmten Strecken, die nun auch durch Fernbusse bedient werden, den Fernbussen bewusst Konkurrenz mache. Herr Minister hat dies zur Kenntnis genommen und dabei zutreffend angemerkt, dass der Bund als Eigentümer der DB AG sich nicht in das operative Geschäft einmischen könne, aber der DB AG z.B. durch das geplante neue Eisenbahnregulierungsgesetz stärker auf die Finger geschaut werden wird, z.B. was die Vergabe von Trassennutzungsrechten an Dritte und die Festlegung der Trassenpreise angeht; dies bezieht sich aber immer nur auf Schienennutzung. Durch das ERG wird mehr Transparenz und Kontrolle durch die BNetzA hergestellt.
Das Wort “Nadelstiche” wurde übrigens meines Wissens nicht von Herrn Ramsauer genutzt (ich stand dabei).
Das BMVBS plant weder, der DB AG oder sonst jemandem das Anbieten von Fernbusleistungen zu untersagen, im Gegenteil. Wir freuen uns sehr, dass sich der Markt so gut entwickelt und begrüßen dies ausdrücklich. Mit der erfolgten Änderung des Personenbeförderungsgesetzes ist dafür der erforderliche rechtliche Rahmen geschaffen worden. Weitere gesetzliche Regulierungen sind unsererseits (Bund) derzeit nicht geplant. Das Augenmerk zur weiteren Stärkung des Fernbusmarktes muss aus unserer Sicht nun auf den Ausbau einer guten Infrastruktur gelegt werden, also vor allem die Einrichtung gut positionierter und gut ausgestatteter Haltestellen. Hier sind vor allem die Kommunen gefragt, die Zugriff auf die entsprechenden innerstädtischen Flächen haben. In München ist das mit einem PPP-Modell gut gelöst – Hochtief hat die Fläche nahe des Bahnhofes gekauft, in den Bau eines modernen ZOB mit guter Versorgungsinfrastruktur investiert und diesen nun an private Betreiber verpachtet.
Damit sollte klar sein: Der Bund als Eigentümer wird der Deutschen Bahn das Anbieten von Fernbusfahrten nicht untersagen. Auch das Eisenbahnregulierungsgesetz wird keinen Einfluss auf die Fernbusaktivitäten der Deutschen Bahn haben. Natürlich ist es sehr wichtig, wenn die Deutsche Bahn bzw. die DB Station & Service den Zugang zu bahnhofsnahen Fernbushaltestellen anderen Anbietern diskriminierungsfrei ermöglicht. Hier müssen die jeweiligen Aufsichtsbehörden entsprechende Maßnahmen ergreifen. Eine gesetzliche Regelung ist aber derzeit nicht geplant.
MeinFernbus hat in der Pressemitteilung anscheinend etwas unglücklich formuliert.
Meine in die beiden Tweets von gestern verpackte Kritik nehme ich hiermit zurück:
Nur mal so zum Verständnis: @meinfernbus geht zum Ramsauer, sagt die böse Deutsche #Bahn macht uns Konkurrenz und Ramsauer dann so: …(1/2)
— Zukunft Mobilität (@zukunftmobil) May 1, 2013
“Bei der Novellierung des Eisenbahnregulierungsgesetzes wird dies unterbunden werden.” Ist das wirklich SO einfach? j.mp/10VCqrX
— Zukunft Mobilität (@zukunftmobil) May 1, 2013