Der Verkehr befindet sich seit mehreren Jahren in einem umfangreichen Wandlungsprozess. Die Fahrleistung weitet sich in den USA wie auch in Deutschland nur noch in geringem Umfang aus. In Deutschland ist im langfristigen Trend – bei Betrachtung der bereinigten Statistik – ein leichter Rückgang der durchschnittlichen jährlichen Fahrleistung aller Pkw zu verzeichnen. In der Ausgabe 2009/2010 von “Verkehr in Zahlen” wurde mit 584,6 Mrd. km (2008) erstmals eine sinkende Pkw-Gesamtfahrleistung in Deutschland registriert. Steigende Kraftstoffeffizienz und das Entstehen weiterer Singlehaushalte verhindern jedoch ein stärkeres Sinken der Fahrleistung.
Was bringt die Zukunft?
Die Kombination aus niedrigen Kraftstoffpreisen und einer demographischen Entwicklung, an deren Ende weniger Menschen in Deutschland leben werden und einige Landstriche erhebliche Bevölkerungsverluste hinnehmen werden müssen, ist jedoch vorbei und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht wieder kommen. Daher dürften in den nächsten Jahren signifikante Änderungen im Gesamtverkehrsaufkommen zu verzeichnen sein.
Die heute existierenden Strukturen benötigen jedoch noch einige Zeit, um sich anzupassen. Verkehr folgt gesellschaftlichen Veränderungen meistens reaktiv. Insbesondere die Verkehrspolitik ist träge und hängt einige Jahre zurück. Unter dem Lobbyeinfluss von unterschiedlichster Seite wird versucht, den Status quo zu erhalten und insbesondere eine Verschiebung von finanziellen Mitteln vom motorisierten Individualverkehr hin zu ökologisch und sozial verträglichen Verkehrsarten wie den Fuß- und Radverkehr sowie den öffentlichen Verkehr zu verhindern.
13 Trends dürften den Personenverkehr (in den USA) beeinflussen
Reihan Salam hat für die US-amerikanische NGO United States Public Interest Research Group im Rahmen seiner “Transportation trends and the American future“- Analyse 13 Trends erarbeitet, die in den kommenden Jahren den Personenverkehr in den USA stark beeinflussen sollen. Die von ihm erarbeiteten Thesen sind jedoch auch für Deutschland gültig, da trotz Unterschieden in der Raumstruktur und des Modal Splits, große Gemeinsamkeiten zu erkennen sind:
- Bundesstaaten / Bundesländer und Kommunen werden in Zukunft bessere Entscheidungen über den Umfang und die Art der umzusetzenden Verkehrsprojekte treffen, da finanzielle, betriebliche und unterhaltsbezogene Restriktionen entstehen;
- Da die Infrastruktur bereits sehr stark ausgebaut ist, wird sich der Fokus von Neubau auf Erhalt verschieben;
- Der Aufstieg des Elektroautos wird massiv sinkende Mineralölsteuereinnahmen nach sich ziehen, die einen Wechsel auf eine fahrleistungsabhängige Maut für Pkw und Lkw und eine andere Besteuerung von Land nach sich ziehen werden;
Anmerkung Martin Randelhoff:
Siehe auch: Die drei großen Chancen, die uns die Elektromobilität bietet - Big Data und von Verkehrssensoren gesammelte Verkehrsdaten werden die Verkehrsflusssteuerung und Verkehrsplanung revolutionieren und das Stauaufkommen senken;
- Die anhaltende “Dematerialisierung” der Wirtschaft wird helfen, die Zahl der Autofahrten zu reduzieren;
- eCommerce-Unternehmen werden in Kombination mit Lieferdiensten weiterhin den stationären Handel substituieren, in weitere Märkte (Lebensmitteleinzelhandel) vorstoßen und damit Einkaufsfahrten vermeiden.
- Auch wenn Carsharing und Bikesharing außerhalb von Ballungsgebieten nicht in die Alltagsnutzung übergehen werden, werden diese Angebote weiter wachsen. Autonome Fahrzeugsysteme werden zu einem starken Wachstum des Carsharings führen.
- Lokale soziale Strukturen werden weiter durch virtuelle soziale Netzwerke ersetzt werden. Der Kurzstreckenverkehr wird abnehmen, während der Langstreckenverkehr zunehmen wird.
Anmerkung Martin Randelhoff:
Der Langstreckenverkehr wird nur in gewissen Bevölkerungsgruppen zunehmen, da finanzielle Restriktionen durch eine weiter aufgehende Schere zwischen Arm und Reich greifen werden. Hinzu kommt ein wachsender, und keineswegs sinkender, Bedarf persönlicher sozialer Interaktion bei Nutzern von sozialen Netzwerken. Dies wird zurzeit jedenfalls von Seiten der Wissenschaft so postuliert. - Durch eine Differenzierung des Bildungsangebots in Qualität und Quantität werden Eltern in Zukunft häufiger ihre Kinder mit dem Pkw in weiter entferntere Bildungseinrichtungen oder zu außerschulischen Aktivitäten fahren.
- Echtzeit-Informationen werden kurzfristige und spontane Fahrten ermöglichen.
- Supermärkte werden größer werden und weiterhin das kleinteilige Angebot verdrängen. Familien werden ihr Einkaufsverhalten dementsprechend anpassen und statt mehrere Einkäufe nur ein oder maximal zwei Mal pro Woche zum Einkaufen fahren.
Anmerkung Martin Randelhoff:
Derselbe Effekt wird vermutlich auch auf medizinische und kulturelle Einrichtungen zutreffen. - Die Wochenarbeitszeit wird weiter zurückgehen. Die Verkehrsmenge während der Hauptverkehrszeiten wird leicht zurückgehen und in den Nebenzeiten zunehmen.
- Autonome Fahrzeuge werden neue Mobilitätspotenziale für Jugendliche und ältere Personen erschließen. Sie werden Suburbanisierung fördern.
Anmerkung Martin Randelhoff:
Nicht vergessen werden sollte die massive Änderung auf Verkehrs- und Landnutzung.
Aktualisierung – 02.11.2018
Verbesserung von Rechtschreibfehlern und Einfügen einer größeren Version der Grafik.