Infrastruktur Luftverkehr

[Fakt der Woche] Primär-, Sekundär-, Tertiär- und Quartiärflughäfen in Deutschland

Betrachtet man die deutsche Flughafenlandschaft, so fällt einem die große Zersplitterung auf. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Militärflugplätze zu Regionalflughäfen ausgebaut, zahlreiche Regionalflughäfen erweitert und große Flughäfen ausgebaut (z.B. neue Start- und Landebahn in Frankfurt).

Karte Flughäfen in Deutschland Primärflughäfen Sekundärflughäfen Tertiärflughäfen Quartiarflughäfen Regionalflughäfen

Übersichtskarte aller Verkehrsflughäfen in Deutschland (ohne Verkehrslandeplätze), Stand: Februar 2010 – erstellt von Lencer – Creative Commons

Um die Vielzahl der deutschen Flugplätze zu gliedern, kann man diese in Anlehnung an von Hirschhausen 1 in vier Flughafenkategorien einteilen.

Diese sind:

Primärflughäfen (Hub-Flughäfen)

Diese haben eine Drehkreuzfunktion. In Deutschland sind dies ausschließlich die Flughäfen in Frankfurt am Main und München.

Sekundärflughäfen

Sekundärflughäfen weisen keine Hub- Funktion auf, verfügen aber dennoch über ein attraktives Einzugsgebiet. Sie sind in die Flugpläne von Linien-Fluggesellschaften eingebunden und bieten in größerem Umfang europäische Flugverbindungen an. Allerdings existieren wenige Direktverbindungen im Interkontinentalverkehr. Sie erfüllen meistens Zubringerfunktion zu größeren Hub-Flughäfen und besitzen ein nennenswertes lokales Passagieraufkommen. Diese Flughäfen sind sowohl bei Linienfluggesellschaften und Low-Cost-Carriern gleichermaßen beliebt. Meistens ist die Luftfracht ein wichtiges zweites Standbein.

Viele Sekundärflughäfen haben mit Kapazitätsproblemen zu kämpfen. Kapazitätsengpässe treten meist bei Terminal und Abfertigungsanlagen für Passagiere und Gepäck, Vorfeld bzw. Parkpositionen sowie Start- und Landeslots auf.

Zu den Sekundärflughäfen gehören z.B. die Flughäfen in Düsseldorf, Hamburg, Berlin-Tegel und Stuttgart.

Tertiärflughäfen

Tertiärflughäfen sind übrige internationale Verkehrsflughäfen. Sie werden in der Regel hauptsächlich durch die Lufthansa in ein internationales Luftverkehrsnetz eingebunden. Ihre Existenz rechtfertigt sich häufig aufgrund ihrer regionalen Bedeutung. Beispiele für Tertiärflughäfen sind die Flughäfen in Dresden, Leipzig, Saarbrücken, Münster und Nürnberg.

Quartiärflughäfen

Quartiärflughäfen sind ehemalige Militär- oder Regionalflughäfen, die hauptsächlich von Low-Cost-Carriern (LCC) angeflogen werden.

Die drei letzten Flughafenkategorien konnten sehr von dem Markteintritt von Low-Cost-Carriern profitieren, sind aber auf der anderen Seite auch sehr abhängig von ihnen.

Neben den deutschen Verkehrsflughäfen gibt es noch zahlreiche sogenannte Verkehrslandeplätze. Diese entsprechen rechtlich nicht dem Rang eines Flughafens. Ein Regionalflughafen kann jedoch entsprechend seiner Genehmigung entweder ein Verkehrslandeplatz oder auch ein Flughafen sein. Nach der Einteilung des Luftverkehrsgesetzes steht der Begriff “Flugplatz” als Oberbegriff für Flughäfen, Landeplätze und Segelfluggelände. Gemäß § 38 Abs. 2 der Luftverkehrs-Zulassungs-Prdnung werden Flughäfen als “Verkehrsflughäfen” oder “Sonderflughäfen” genehmigt. Die Arbeitsgemeinschaft deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) unterscheidet Flugplätze nach operativen Kriterien in Internationale Verkehrsflughäfen, Regionale Verkehrsflughäfen, Sonderflughäfen, Verkehrslandeplätze und Sonderlandeplätze.

Um diese Liste vollständig aufstellen zu können, sind auch Verkehrslandeplätze bei den Quartiarflughäfen aufgeführt. Diese sind ROT gekennzeichnet. Allerdings zählen diese nicht direkt zu den Quartiärflughäfen, da Verkehrslandeplätze im engeren Sinne keine Flughäfen sind. Da es sicher hier aber nur um ein rechtliches Abgrenzungsproblem handelt, habe ich zur besseren Einordnung größere Verkehrslandeplätze mit nennenswertem Linien- bzw. Charterflugbetrieb in diese Liste mit aufgenommen.

Aufteilung der deutschen Flughäfen / Verkehrslandeplätze in Primär-, Sekundär-, Tertiär- und Quartiärflughäfen

Primärflughäfen

Flughafen Frankfurt am Main
53.010.000 Passagiere (2010)

Flughafen München “Franz Josef Strauß”
34.742.222 Passagiere (2010)

Sekundärflughäfen

Flughafen Düsseldorf-International
18.980.000 Passagiere (2010)

Flughafen Berlin-Tegel “Otto Lilienthal”
15.025.600 Passagiere (2010)

Flughafen Hamburg Airport
12.962.917 Passagiere (2010)

Flughafen Köln/Bonn “Konrad Adenauer”
9.850.000 Passagiere (2010)

Flughafen Stuttgart
9.226.546 Passagiere (2010)

Flughafen Berlin-Schönefeld
7.297.911 Passagiere (2010)

Tertiärflughäfen

Flughafen Hannover-Langenhagen
4.969.800 Passagiere (2009)

Flughafen Nürnberg
4.073.819 Passagiere (2010)

Flughafen Frankfurt-Hahn
3.493.629 Passagiere (2010)

Flughafen Weeze, amtliche Bezeichnung: Verkehrsflughafen Niederrhein
2.896.999 Passagiere (2010)

Flughafen Bremen (City Airport Bremen)
2.676.297 Passagiere (2010)

Flughafen Leipzig/Halle
2.348.597 Passagiere (2010)

Flughafen Dresden International
1.847.166 Passagiere (2010)

Flughafen Dortmund
1.711.157 Passagiere (2009)

Münster Osnabrück International Airport
1.337.879 Passagiere (2010)

Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden
1.192.894 Passagiere (2010)

Flughafen Paderborn/Lippstadt
1.030.000 Passagiere (2010)

Flughafen Memmingen, auch Allgäu Airport
911.609 Passagiere (2010)

Flughafen Lübeck, auch Flughafen Lübeck-Blankensee
697.559 Passagiere (2009)

Flughafen Friedrichshafen
590.640 Passagiere (2010)

Flughafen Saarbrücken
491.415 Passagiere (2010)

Quartiärflughäfen

Flughafen Erfurt-Weimar
323.742 Passagiere (2010)

Flughafen Zweibrücken
264.247 Passagiere (2010)

Flughafen Rostock-Laage
219.489 Passagiere (2010)

Flughafen Sylt
210.000 Passagiere (2010)

Leipzig-Altenburg Airport
141.000 Passagiere (2009)

Flughafen Braunschweig-Wolfsburg
108.892 Passagiere (2008)

Verkehrslandeplatz Wangerooge
90.000 Passagiere (2010)

Fliegerhorst Ingolstadt/Manching (zivile Mitnutzung)
62.000 Passagiere (2007)

City-Airport Mannheim
51.000 Passagiere (2010)

Flughafen Augsburg
45.204 Passagiere (2005)

Flughafen Kiel, auch Flughafen Kiel-Holtenau
33.528 Passagiere (2006)

Flughafen Essen/Mülheim
33.414 Passagiere (2008)

Siegerlandflughafen
32.070 Passagiere (2008)

Flugplatz Magdeburg/City
31.675 Passagiere (2006)

Verkehrslandeplatz Mönchengladbach
31.273 Passagiere (2006)

Flugplatz Kassel-Calden
30.000 Passagiere (2007)

Flughafen Lahr / Black Forest Airport (Beschränkte Passagierfluglizenz als Zubringer für Gäste des Europa-Parks Rust)
27.569 Passagiere (2009)

Flughafen Heringsdorf
25.473 Passagiere (2009)

Flughafen Hof-Plauen
24.500 Passagiere (2007)

Flughafen Bremerhaven
23.000 Passagiere (2007)

Flugplatz Emden
21.984 Passagiere (2005)

Flugplatz Helgoland-Düne
16.908 Passagiere (2000)

Flugplatz Rügen
15.000 – 20.000 Passagiere

Flughafen Neubrandenburg
15.183 Passagiere (2008)

Flughafen Schwerin-Parchim, auch Parchim International Airport
14.377 Passagiere (2008)

Flughafen Magdeburg-Cochstedt
13.800 Passagiere (2008)

Ostseeflughafen Stralsund-Barth
11.641 Passagiere (2008)

Diese Aufstellung verdeutlicht nochmals die polyzentrische Aufstellung der deutschen Flughafenstruktur. In den letzten Jahren kam es zu krassen Fehlentwicklungen insbesondere im Regionalflughafensektor. Laut einer Studie im Auftrag der EU-Kommission liegt die kritische
Größe bei einem Aufkommen von 0,5 Mio. bis 2 Mio. Passagieren pro Jahr, um einen Flughafen kostendeckend betreiben zu können. Diese kritische Menge wird von nur sehr wenigen Flughäfen in Deutschland erreicht.

Dies werde ich aber in einem anderen Artikel über die Wirtschaftlichkeit von Regionalflughäfen in Deutschland genauer betrachten.

  1. von Hirschhausen, C., Beckers, T., Czerny, A. I. und S. Müller (2004), „Privatisierung und Regulierung deutscher Flughäfen“, Deutsche Bank Research, Aktuelle Themen Nr. 291, Frankfurt am Main
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Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

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Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

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Eva
Eva
18. Juni 2011 19:29

Hallo Martin,

bin auf deinen Beitrag im Rahmen meiner Recherchen zum Thema Klassifizierung von Flughäfen gestoßen und fand deine Darstellung ganz gut.

Eine Anmerkung hätte ich. Franfurt-Hahn ist bei dir als Tertiärflughafen gelistet. Meiner Meinung nach gehört Hahn als der Prototy eines Low Cost Flughafen und ehemaliger Militärflughafen in die vierte Kategorie.

Viel Erfolg weiterhin beim Studium und weiter so.

Gruß,
E

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