Straßenverkehr Umwelt Verkehrspolitik

EU möchte PKW und LKW leiser machen

Die Europäische Kommission hat Pläne angekündigt, die Lärmgrenzen für PKW, LKW und Busse zu senken. Eine entsprechende Vorlage wird bis spätestens September dieses Jahres erarbeitet.

Die Pläne sehen eine Lärmreduktion bei PKW um vier Dezibel und eine Reduktion bei LKW um drei Dezibel vor. Dies mag auf den ersten Blick nicht nach viel klingen, bedeutet aber letztendlich aufgrund physikalischer Gesetze eine Halbierung des Lärms (Dazu werde ich hoffentlich morgen nächste Woche einen weiteren Artikel veröffentlichen).

Flagge Europäische Union Europa Europaflagge Creative CommonsDie neuen Grenzwerte sollen innerhalb der nächsten vier Jahre im Zuge einer Verkehrslärmdirektive verbindlich festgelegt werden.

Eine von der Europäischen Union finanzierte Studie1 von TNO Science and Industry hatte vor kurzem ergeben, dass ein strengerer Lärmgrenzwert, der den Straßenverkehrslärm um die Hälfte reduzieren würde, einen positiven gesellschaftlichen Effekt ergeben würde. Dieser würde 20,6 Mal so hoch sein wie die Kosten, die durch die Umstellung auf leisere Fahrzeuge entstehen würden.

Für den Zeitraum 2010 – 2030 wird mit einem volkswirtschaftlichen Vorteil in Höhe von 123 Milliarden Euro gerechnet. Dieser Vorteil würde sich sukzessiv über den gesamten Zeitraum erhöhen. Die Kosten für die Umstellung würden stattdessen nur zwei bis drei Jahre vor der Umstellung sowie sieben Jahre danach anfallen. Bei gleichbleibendem Verkehrswachstum würde sich der Vorteil jedoch halbieren. Die Frage dabei ist jedoch auch: Wie wird sich die Lärmbelastung in Zukunft entwickeln, wenn nicht jetzt gegengesteuert wird?

Die Verminderung des Geräuschpegels würde vor allem durch neue Verordnungen und Grenzwerte für die Reifenindustrie erreicht werden. Im Zuge dieser Umstellung entstehen für diese Kosten. Werden diese in die gesamtwirtschaftliche Rechnung einbezogen, so liegt der gesamtwirtschaftliche Vorteil immer noch bei 11,4.

Insgesamt wird mit direkten und indirekten Umstellungskosten in Höhe von 10,8 Milliarden Euro gerechnet.

Wieso macht die EU das überhaupt?

Laut einer Studie der WHO2 können drei Prozent aller Herzinfarkte in Europa auf Lärmpegel über 60 Dezibel zurückgeführt werden. Kardiovaskuläre Krankheiten sind die häufigste Todesursache in der EU und verschlingen etwa 10% der nationalen Gesundheitsausgaben. Etwa 50.000 Menschen sterben jedes Jahr in Europa an einem Herzinfarkt, der durch den Lärm von Straßen- und Schienenverkehr als Kofaktor verursacht wird. Mehr als 200.000 Menschen erkranken jährlich in Europa an lärminduzierten Herzkrankheiten.

Diese Zahl zu senken, ist das erklärte Ziel der Europäischen Union. Nicht nur um Gesundheitsausgaben zu sparen, sondern auch um Menschenleben zu retten.

via Transport & Environment (T&E) | Europaflagge von Rock Cohen – Flickr – Creative Commons

  1. VENOLIVA – Vehicle Noise Limit Values – Comparison of two noise emission test methods –  Final Report -Nederlandse Organisatie voor toegepast-natuurwetenschappelijk onderzoek / Netherlands Organisation for Applied Scientific Research – 30. März 2011 – http://ec.europa.eu/enterprise/sectors/automotive/files/projects/report-venoliva_en.pdf
  2. Burden of disease fromenvironmental noiseQuantification of healthy life years lost in Europe – WHO European Centre for Environment and Health, Bonn – http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0008/136466/e94888.pdf
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Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

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Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
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