Eine Funktion von gutem Design ist es, den Menschen das Leben zu erleichtern. Die beiden amerikanischen Industriedesigner Tune Koshy und Adair Heinz haben nach Designmöglichkeiten gesucht um Fahrradfahrern das Leben in der Chicagoer U-Bahn einfacher zu machen. Und sie haben auch Wege gefunden, Fahrräder möglichst einfach und platzsparend in U-Bahnwaggons unterzubringen.
Ihre Ideen sind:
Breitere und längere Klapptüren, die sich automatisch öffnen, nachdem man einen gültigen Fahrausweis hineinschiebt
Viele U-Bahn-Stationen sind mit automatischen Zugangstüren gesichert. Oftmals ist es jedoch sehr schwierig, sein Fahrrad durch diese Türen zu bugsieren, vor allem wenn die Türbereiche sehr schmal und verwinkelt gestaltet sind.
In Stationen mit Drehkreuzen muss man als Radfahrer oftmals den Rollstuhlfahrereingang nutzen. Mit der einen Hand hält man das Fahrrad, das sich ein bisschen hinter einem befindet, um mit der anderen Hand den Fahrschein in das Lesegerät zu stecken. Danach muss man versuchen mit dem Fuß die Tür aufzustoßen (falls diese nicht automatisch ist) und dann mit seinem Fahrrad durch die Tür zu gelangen, ohne dass die Schwingtür Teile des Fahrrads beschädigt. Man sieht also: das Betreten einer U-Bahn-Station mit einem Fahrrad kann sehr umständlich sein.
Die Türbegrenzungen werden aus recycelten Metallen und Plexiglas hergestellt.
Schieberinnen auf beiden Seiten der Treppen
Was von den meisten modernisierten deutschen Bahnhöfen (und auch einigen US-Städten) bereits bekannt ist, soll auch dem radelnden U-Bahnnutzer die Mitnahme des Rades erleichtern. Zwei Schieberinnen an jeder Seite sollen ein Hochtragen des Rades obsolet machen. Zu beachten ist hier jedoch, dass keine störenden Geländer das Hochschieben des Rades behindern und auch ein ausreichender Abstand zwischen Schieberinne und Wand eingehalten wird, sodass Fahrräder mit Gepäcktaschen ebenso leicht hinauf- oder hinab befördert werden können.
Vertikal angeordnete Fahrradständer im Waggon
In den USA können Fahrräder in Straßenbahnen oftmals vertikal transportiert werden. Dies hat den Vorteil, dass Ein- und Ausstiegsbereiche oftmals frei bleiben und der Platzbedarf erheblich sinkt.
Transport von Fahrrädern in einer Straßénbahn der Santa Clara Valley Transportation Authority (VTA) – Richard Masoner – Creative Commons
Problematisch an einer vertikalen Fahrradaufhängung ist jedoch, dass vor allem Kinder, Frauen und kleinere Menschen an sich, Probleme beim Verstauen des Fahrrads haben können. Des Weiteren ist das Aufhängen in überfüllten Verkehrsmitteln immer schwierig.
Alle drei Ideen lassen sich nochmal im Bewegtbild anschauen. Leider lässt sich das Video hier nicht direkt einbinden.
Zwar bieten die Designkonzepte von Tune Koshy und Adair Heinz nicht wirklich etwas fundamental Neues. Aber darum geht es ja nicht immer. Viele Designer entwickeln Ideen, die im Alltag nicht wirklich umsetzbar sind. Hier ist die Sache etwas anders gelagert.
Radfahrern wie auch U-Bahnnutzern wird eine attraktive Möglichkeit geboten, ihr Fahrrad einfach und sicher zu transportieren. Auch der Umstieg vom Rad in die U-Bahn und wieder zurück sind eine Form des multimodalen Transports und entspricht ganz dem Grundsatz der vernetzten Verkehrsträger.
Umso unverständlicher ist es für mich, dass viele ÖV-Anbieter wie zum Beispiel die Deutsche Bahn an vielen Stellen der Republik den Umstieg und die Mitnahme des Fahrrads in die Bahn so schwierig gestaltet.