Zukunft

“Sind wir das Pferd?” – Albert Wenger über eine Welt im ständigen Umbruch

In der vergangenen Woche habe ich wieder einmal mit vielen Menschen interessante Gespräche und Diskussionen führen dürfen. Unter meinen Gesprächspartnern waren Mitarbeiter von Verkehrsunternehmen und -verbünden, der Automobilindustrie, Ministerien auf Landes- und Bundesebene und Wissenschaftler verschiedenster Forschungseinrichtungen. Thematisch bewegten wir uns von, auf den ersten Blick, einfachen Themen wie dem Design von Fahrscheinautomaten über Abgasnachbehandlung hin zu komplexeren Themen wie autonomen Fahrzeugsystemen und der Energieversorgung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2050.

Bedenken aus dem alltäglichen Geschäft lassen sich relativ häufig durch das Schaffen von Kontext beseitigen. Statt einen Kampf um jeden Meter “für und wider” zu führen, kann eine Einordnung in die Historie und das Ausmalen von möglichen zukünftigen Trends und Entwicklungen sehr helfen.

Kein Mensch kann wissen, was die Zukunft wirklich bringen wird. Alle Menschen versuchen jedoch aus ihren Erfahrungen und Informationen, die sie von Dritten erhalten, eine Art Trendforschung zu betreiben. Problematisch ist jedoch, dass wir Entwicklungen aus der Vergangenheit häufig einfach fortschreiben, statt zu erkennen, dass der wahre Fortschritt meistens nicht aus einer Evolution, sondern aus einer Revolution mit all ihren strukturellen Brüchen entstanden ist. Diese Strukturbrüche und der Umgang mit denselben entscheiden letzten Endes über den Fortbestand eines Unternehmens oder einer ganzen Branche.

Aus meiner Sicht ist es daher von essenzieller Bedeutung, die richtigen Fragen zu stellen, statt zu versuchen, die Antworten zu geben, die sowieso niemand mit Sicherheit geben kann.

Mit einem kleinen bisschen Erfahrung und Kenntnis über die Branchen, die einen Bezug zu Verkehr, Logistik und Mobilität haben, bin ich etwas skeptisch, ob die Bereitschaft, jene Fragen zu stellen, wirklich vorhanden ist. Es ist immer einfacher gewesen einen einzelnen Punkt, ein einzelnes Argument, aus dem Kontext herauszugreifen und dieses zu widerlegen. “xy wird nicht funktionieren oder eintreten, weil Randaspekt z so nicht eintreten kann bzw. wir das ganz anders machen.” Es ist in diesen Momenten immer relativ schwierig, die Diskussion wieder auf eine höhere Ebene zu lenken.

Jede einzelne Branche und jedes einzelne Unternehmen hat niemals die absolute Garantie, dass es für immer bestehenden wird. Natürlich werden Wirtschaftszweige, die eine große Bedeutung haben und vielen Menschen Arbeit und damit eine Lebensgrundlage geben, von staatlicher Seite geschützt und, wenn nötig, gestützt. Jedoch hat die Vergangenheit auch gezeigt, dass Branchen im Laufe der Zeit ihre Bedeutung verlieren können (z.B. Porzellan- und Textilindustrie), Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden und somit die Bedeutung jener Branche für die Politik (Arbeitnehmer als Wähler) sinkt.

Die Informations- und Kommunikationstechnologie hat die verkehrsrelevanten Branchen ebenso wie den Großteil aller anderen Wirtschaftszweige in relativ kurzer Zeit massiv verändert. Manche Unternehmen sind in ihrer Anpassung schneller, manche langsamer. Im öffentlichen Verkehrssektor kommt noch hinzu, dass der staatliche Einfluss durch Fördermittel und Ausgleichszahlungen relativ groß ist und eine Vielzahl von verschiedenen Interessengruppen gerne Einfluss nehmen möchte.

Wenn man die öffentliche Verkehrsbranche richtig ärgern wollen würde, könnte man durchaus einmal folgende Fragen stellen: “Seid ihr sicher, dass ihr immer als Rückgrat eines öffentlichen Verkehrsangebots gesehen werdet? Welche Auswirkungen können neue Technologien (bspw. vollautonome Fahrzeugsysteme) auf euer Angebot und die Bedeutung eurer Branche haben? Wie lange können wir es uns aus Gründen der Energieeffizienz noch leisten, einen elf Tonnen schweren Bus für drei oder vier Fahrgäste kilometerweit über die Dörfer fahren zu lassen? Ist der Bus dafür noch das richtige Verkehrsmittel und wird er das auch noch in Zukunft sein? Wenn nein, werdet ihr das Ersatzangebot stellen oder den Weg aller anderen Unternehmen, die sich nicht schnell genug angepasst haben, gehen?”

Diese und ähnliche Fragen sollten sich die Automobilindustrie, die Energieversorger, die Politik und Verwaltung und viele andere stellen. Natürlich sind diese Fragen unangenehm, vor allem da jede Frage einen ganzen Strauß an möglichen Antworten mit sich bringt und nicht eindeutig beantwortet werden kann. 

Auf jeden Fall werden am Ende dieses Prozesses eine Vielzahl möglicher Herausforderungen, aber auch Chancen stehen. Und hin und wieder werden Bedenkenträger dann erkennen, dass ihre kategorische Ablehnung aus historischer und heutiger Sicht unter Ausblendung der Zukunft richtig sein mag, mittel- und langfristig jedoch mehr schadet als nützt. Und im Idealfall werden jene Chancen entdeckt, welche die Zukunft mit sich bringt.

Albert Wenger (Bio) hat auf der DLD-Conference – Digital Life Design (DLD) ist die internationale Konferenz- und Innovationsplattform von Hubert Burda Media in München – einen interessanten Vortrag über den ständigen Wandel, das Entstehen des “Information Age” und die Folgen für uns und unsere Gesellschaft gehalten.

In dem dazugehörigen Blogbeitrag wirft er zwei wichtige Fragen auf, die meiner Meinung nach sehr wichtig sind: Erstens, brauchen wir ein katalytisches Ereignis (eine Disruption) oder schaffen wir es auch ohne? Katalytische Ereignisse der Vergangenheit waren große Kriege, Revolutionen und Plagen. Es wäre von Vorteil darauf zu verzichten. Und zweitens, was können du und ich persönlich unternehmen, um diesen Veränderungsprozess zu meistern?

Anonymous

Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

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Helmigo
Helmigo
27. Januar 2014 23:36

Noch etwas zum Bus: In Asien sind sehr viele Kleinbusse (typisch 20 Sitze, 5t Eigengewicht) unterwegs. Z.B.: http://m.toyota.com.au/coaster/coaster-deluxe-auto?tab=specifications

Voll autonome Fahrzeuge und ihr Einfluss auf den öffentlichen Verkehr?
Wenn das kommt (wovon ich jetzt nicht so schnell ausgehen würde), dann wäre der Vorteil für den öffentlichen Verkehr größer, als für den so genannten Individualverkehr. Man stelle sich vor, statt 10 PKW fahrt ein 20 sitziger Kleinbus. Auf den meisten Straßen hättest du Busse im Minutentakt. Nicht zu vergessen, dass die Lust am Lenken einen großen Einfluss auf die Verkehrsmittelwahl hat.

Quirinus
26. Januar 2014 23:53

Sind wir in der Lage zu beurteilen, in welcher evolutionären Episode wir uns gerade befinden? Können wir das vielleicht erst in 10, 20 oder 30 Jahren? Ist es deswegen nicht möglich, heute die richtigen Fragen zu stellen? Gelten die Fragen, die wir uns in West-Europa stellen auch für andere Teile der Welt, die informationstechnisch so nah bei uns sind, wie noch nie zuvor? Oder sind die kulturellen Unterschiede doch noch zu groß?
Das alles ist sehr spannend. Kombiniert mit der Tatsache, dass durch die Übervölkerung der Erde die Ressourcenknappheit bei Nahrung, Energie und Rohstoffen vermutlich die Herausforderung dieses Jahrhunderts sein wird. Diese Ressourcenknappheit wird zusammen mit klimatischen Änderungen die Katastrophen der Menscheit (Katalysatoren) in den nächsten Jahrzehnten beeinflüssen.
Wollen wir deswegen umdenken? Oder ist uns immer noch wichtig, ein schöneres Auto als der Nachbar zu besitzen? Ich befürchte, dass nur ein geringer Teil der Bevölkerung diese primitiven persönlichen Motive zugünsten von kollektiven Motiven aufgeben wird. Also bleibt die zentrale Frage übrig: Wie das Individuum über diese Vorgänge aufgeklärt und dazu bewegt, sein Verhalten zu ändern?

Quirinus
Reply to  Randelhoff Martin
27. Januar 2014 19:30

Vielen Dank Martin, für diese nachdenkliche Reaktion.

Was mir noch durch den Kopf gegangen ist, ist die Tatsache, dass nicht nur einzelne Menschen ihren eigenen Vorteil nacheifern, sondern auch Unternehmen, Politik und öffentliche Verwaltungen. Bei (fast) allen ist das Streben nach Wachstum die über Jahre hinweg konditionierte Motivation. Wer nicht Wächst ist ein “Verlierer” und wird von außen dafür bestraft (Aktionäre, Wähler, etc.). Immer nur Wachstum braucht aber immer mehr Ressourcen, immer mehr Energie. Siehe die Entwicklungen in Asien.

Je länger ich darüber nachdenke, je schwerer scheint es mir, diese Entwicklung zu durchbrechen. Speziell auch, weil die Auswirkungen des Handelns nicht unmittelbar erkennbar sind, wie du schon treffenderweise schreibst.

Vielleicht sollte ich “Die Grenzen des Wachstums” des Club von Rome mal lesen.

Zweifler
Reply to  Randelhoff Martin
27. Januar 2014 19:43

So, jetzt noch zum mehr philosophischen Teil der Diskussion.

Entwicklungen verlaufen in verschiedenen Bereichen und verschiedenen Zeiten mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Das ist allerdings zunächst mal subjektiv, da man sich über objektive Parameter, Entwicklungsgeschwindigkeit zu messen, lange streiten kann.

Nimmt man verschiedene Bereiche zusammen (Kommunikation, Physik, Kosmologie, Biologie, …) ist halt mal das eine ziemlich rasant und das andere stagniert ein wenig, und zu anderen Zeiten mag es genau umgekehrt sein.

Beim Punkt “Disruption” bin ich etwas vorsichtig – wie allgemein mit Vorhersagen. ;-)
Ich könnte jetzt auf die Diskussion über die Vorhersagen des Club of Rome aus den 1970er-Jahren verweisen. Vom Ansatz her waren die Arbeiten sicher wegweisend, aber die Schwächen der Prognosemodelle waren halt auch gegeben.

Disruptionen: Kriege, Weltwirtschaftkrise, Revolution – alles so Sachen, wo der menschliche Einfluss viel deutlicher ist als beim Klima oder den Bodenschätzen. Insofern sehe ich das eher als schwieriges Thema. Ok noch nachgereicht etwas Diffuseres: Schnelle Epidemien wie die Pest – sicher über Hygiene auch menschenbeeinflusst, aber etwas indirekter. Und dann kann uns natürlich auch noch ein zu großer Brocken aus dem All treffen.

Zweifler
Reply to  Zweifler
27. Januar 2014 19:49

Noch etwas nachgereicht: Kommunikation, Informationstechnologie spielt eine doppelte Rolle. Sie ist zum einen selber Objekt der Frage der Entwicklungsgeschwindigkeit, zum anderen Medium von Entwicklungsschritten in anderen Bereichen.

Wie lange hat es gedauert, bis Newtons Erkenntnisse sich über die Zivilisiation verbreitet haben? Wie lange brauchte Einsteins Relativitätstheorie? Heute sind wir dank Internet fast live dabei, wenn im LHC ein Higgs-Boson auftaucht.

Und wenn es mehr als Neugier sondern auch Mitwirken (und sei es nur beim darüber nachdenken) ist, beschleunigt IT nicht nur die Information, sondern die Entwicklung (der Physik, der Biologie, …) selber.

Zweifler
Reply to  Zweifler
28. Januar 2014 14:49

Zum Thema Prognosen empfehle ich aktuell mal den Taz-Artikel “Demografie als Angstmacher – Statistikprofessor Gerd Bosbach hinterfragt seit langem Hintergrunddaten zum demografischen Wandel.” http://www.taz.de/Demografie-als-Angstmacher/!131729/

Ich weiß zwar nicht, wie weit Herr Bosbach recht hat, aber zumindest zeigt der Artikel, dass man der ersten Schicht der via Politik und Medien verbreiteten “Wahrheit” vielleicht nicht immer ungeprüft glauben sollte. Der zweiten Schicht vielleicht auch nicht, und nur weil jemand die gegenteilige Meinung vertritt, ist es natürlich auch nicht wahr (siehe Klimaskeptiker).

Jan
Jan
Reply to  Randelhoff Martin
27. Januar 2014 20:20

Ein Versiegen der Ölquellen wäre natürlich im Falle des Jetzt-auf-Gleich eine Katastrophe. Ich glaube nicht, dass das passieren wird, wenn der Hahn zugedreht wird und der Preis sprunghaft steigt, wird viel finanzielle Energie freigesetzt, um Alternativen zu finden. (Ob das dann in die richtige Richtung führt, sei mal dahin gestellt.)

Jan
Jan
26. Januar 2014 19:17

Ich frage mich als erstes – ohne dass ich das Video gesehen habe – inwiefern “technologische” Zeitalter überhaupt durch katalytisches Ereignisse gewechselt werden. Wie reden hier von Prozessen, die vermutlich Zeitspannen erreichen, die über die Lebenswerwartung eines Menschen hinausgehen. Sicherlich gibt es immer wieder einzelne Ereignisse, die Einfluss nehmen, nennen wir Tschernobyl oder die Zerstörung westdeutscher Städte durch die Luftangriffe im 2. Weltkrieg. Aber diese Ereignisse, so wirkmächtig sie auch sind, haben doch nicht selbst eine dauerhafte Veränderung herbeigeführt, sondern lediglich die Möglichkeit geschaffen Ideen zu verwirklichen. Der Wiederaufbau von Freiburg beispielsweise, mit den Arcadenhäusern, ist die Verwirklichung von nationalsozialistischer Städtebauplanung, die im Dritten Reich durch die Verweigerung der Hausbesitzer neuzubauen, nicht durchgesetzt werden konnte. Tschernobyl war nicht so wirkmächtig wie Fukushima, obwohl es – soweit ich es verstehe – viel katastrophaler und vor allem näher war. Kriegszerstörte Städte boten die Möglichkeit sie neuzuplanen, aber die autogerechte Stadt ist keine “Lehre” des Zweiten Weltkriegs, sondern die Schlussfolgerung aus eines Auto-Wachstums über den Weltkrieg hinaus. “Technologischer” Wandel ist Mentalitätswandel, und der vollzieht sich als Prozess, nicht als Einschnitt. Wer weiß, ob wir in unserem begrenzten Horizont, obwohl stark vernetzt, den epochemachenden Faktor richtig erkennen können. Dass der Fall der Berliner Mauer die Politik Europas dramatisch beeinflusst, ist eindeutig, aber als Tim Berners-Lee “das Internet erfand” hat wahrscheinlich kaum einer mit Sekt angestoßen.

Wie können wir also die Veränderung meistern? Ich finde, die Grundfrage muss sich danach richten, was Michael Kopatz bei unserer Veranstaltung zum Bürgerticket gesagt hat (wenn mir dieser Werbeblock gestattet ist:
“Fragen Sie mal Ihren Nachbarn, ob ihm der Klimaschutz egal ist. Der wird sagen: ‘Nein, nein, das ist ganz wichtig,’ steigt in sein Auto und fährt weg. Warum? Weil er sich denkt, was bringt das schon, wenn ich alleine auf mein Auto verzichte, wenn alle anderen weitermachen wir bisher. So erzeugt das individuell rationale Verhalten ein kollektiv irrationales Ergebnis. Deswegen ist es so wichtig, dass wir die Menschen in eine Situation versetzen, dass sie sich viele nachhaltiger verhalten, ohne bewusst darüber nachzudenken.”
Die Konsequenz für mich ist, selbst das zu leben, was man fordert, und dann in vielen kleinen Schritten die Mitbürger informieren, informieren, zum Nachdenken bringen. Verkehr/Stadtplanung ist ja unglaublich komplex, das heißt, das “nur” kleine Schritte gemacht werden können. Und nicht zuletzt verwirklicht Kommunalpolitik das, was der Prozess vor langer Zeit angeschoben hat, selten übernimmt Kommunalpolitik eine Vorreiterrolle wie beispielsweise in Frankreich (meiner Erfahrung nach). Der Druck muss, wie Du es neulich bereits aufgeführt hast, von unten kommen, aus dem Lokalen.

Jan
Jan
Reply to  Randelhoff Martin
27. Januar 2014 20:11

Hallo Martin,
Danke für die Antwort. Ob der Mensch Veränderungen gegenüber per se ablehnend eingestellt ist, glaube ich gar nicht mal, es gab z.B. in den 50ern durchaus eine beachtliche Fortschrittsgläubigkeit, vielleicht auch mit dem Hintergrund, dass die unmittelbare Vergangenheit nicht erhaltenswert war. Und wenn man sich die Trauben vor den Apple-Stores anguckt, gibt es Bereiche, in dem Veränderung sehr wertgeschätzt wird, was natürlich nicht bedeutet, dass es keinen Abwehrmechanismus gegen neue Konzepte gibt.
Was mich an dem Begriff Strukturbruch so stört, ist, dass er eine unmittelbare, direkte Wirkung eines Ereignisses impliziert, die so nicht gegeben ist, es ist in allen Beispielen ein Prozess. Das bedeutet auch, dass es steuerbar ist, jedenfalls in gewissem Umfang. Nehmen wir die Energiewende, die so gut läuft, dass sie Gefahr läuft sich selbst abzuschaffen, weil Großkraftwerke nicht mehr profitabel sind. Da gibt es soviele Stellschrauben, die sich gegenseitig beeinflussen, dass man da nicht von Singulären Ereignissen sprechen kann. (Manche Kehrseiten von Medaillen entstehen auch erst im Prozess und dann muss man Lösungen finden. Aber erst dann.)

Du sagst “Man muss als Teilnehmer an dieser Entwicklung fast alles hinnehmen, da man es selber nicht wirklich beeinflussen kann.” Ich bin da anderer Meinung, vielleicht hoffnungsvoller als Du. Gerade Dein Blog und Deine Arbeit zeigt doch, wie man als einzelner Teilnehmer wirkmächtig sein kann, dass man sogar als “Student” als Redner zu zahlreichen Veranstaltungen eingeladen wird und dort respektiert wird. Und wer, wenn nicht die User haben das Internet entwickelt? Herr Zuckerberg hat nicht darauf gewartet, dass “das Internet” Facebook erfindet.

Ich finde es in Wuppertal gerade faszinierend, wie viel sich in Projekten entwickelt, sei es die Nordbahntrasse, Utopiastadt, das Fablab, die Opendata-Bewegung oder auch Urban-Gardening. Das sind sicher nicht viele, bezogen auf die Stadtgröße, aber um einen Haufen zu schaffen, muss man die erste Schüppe Veränderung werfen, damit der Haufen wächst. (Das ist jetzt eine schiefe Metapher, ich weiß)Ich finde es immer wieder erstaunlich, wer auf mich zukommt und sagt, das Bürgerticket wäre doch eine gute Idee und ich solle da weitermachen. Ich finde, man soll nicht aus der Angst vor Machtlosigkeit in Ohnmacht verfallen. Für Prozesse braucht man einen langen Atem, um noch einmal ein Bild zu verwenden: Ein Haus abfackeln kann ich in einer Nacht, es wiederaufzubauen kann zwei Jahre dauern.

P.S. Den Werbeblock habe ich mir ja selbst ruiniert, da ich den Link vergessen habe. Also kommt er hier, als Beispiel für endlich was machen, selber was auf die Beine stellen ;) Das Bürgerticket ist eine Chance für Wuppertal! http://www.unsere-wsw.de/2013/09/nachbericht-das-burgerticket-ist-eine.html

Zweifler
26. Januar 2014 19:07

“Wie lange können wir es uns aus Gründen der Energieeffizienz noch leisten, einen elf Tonnen schweren Bus für drei oder vier Fahrgäste kilometerweit über die Dörfer fahren zu lassen?”

Wenn man irgendwo am Tag auf einem Streckenabschnitt ein großes Fahrzeug braucht, ist es da, und es ist ggf. mehr Ressourcenverschwendung, für Schwachlastzeiten ein zweites Fahrzeug vorzuhalten. Dabei muss man eventuell auch Fahrzeugumläufe über mehrere Linien sowie die Zusatz-Kilometer für Ein- und Ausrückfahrten von/zum Betriebshof mit betrachten.

Das Wort von den Geisterbussen – meist von der Politik in Umlauf gebracht – hat schon viel Schaden angerichtet. Im Regelfall sollten Energieverbrauch, Kosten und betriebswirtschaftliche Kalkulation ja gemeinsam zu einem vernünftigen Ergebnis führen. Es sei denn, man argumentiert, die Energiekosten seien zu niedrig, um die betriebswirtschaftlichen Entscheidungen richtig zu beeinflussen.

Zweifler
Reply to  Randelhoff Martin
27. Januar 2014 19:31

Ja, die Personalkosten sind das Problem. Und dass dir das mit den Geisterbussen klar ist, ist wiederum mir klar. Ich dachte da eher an den unbedarften Leser. Man wundert sich ja immer, wie einfach es ist, falsche Schlüsse zu ziehen.

Kleinere Gefäßgrößen sind sicher kein Problem, wenn man damit auch Spitzen abdecken kann. Auf dem Land braucht es sicher mehr und besseres Mobilitätsmanagement, dass z.B. auch Einfluss auf Beginn und Ende von Schulunterricht etc. hat.

Problematischer sind da eher bedarfsorientierte Verkehre. Die Leute tun sich ja so schon schwer, die Hürde ÖV zu nehmen. Bei Vorbestellung bleiben in den meisten Fällen nur Zwangskunden und ganz Hartnäckige.

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Verfasst von:

Randelhoff Martin

Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

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