Im Jahr 2016 wurden etwa 130 Millionen Container über die sieben Weltmeere transportiert (2013: 120 Millionen). In ihnen befanden sich Güter im Wert von über vier Billionen US-Dollar. Oftmals wird wild spekuliert, wie viele Container jedes Jahr von Schiffen ins Meer fallen und welcher wirtschaftliche Schaden dadurch entsteht. Einige Stimmen gehen von bis zu zehntausend verlorenen Containern jedes Jahr aus. Eine Zahl, die sich jedoch nicht belegen lässt.
Ursache für den Verlust von Ladung können im Allgemeinen mangelhafte Ladungssicherung, Stürme und Unwetter sowie ein Rollen des Schiffes (Bewegung um seine Längsachse) aufgrund des Seegangs (hohe See und aufwärts, siehe Seegangsskala nach Petersen) sein. Hinzu kommen Schiffshavarien wie die der M/V Rena, welche 2011 vor Neuseeland auf ein Riff auflief und 2012 zerbrach. Etwa 900 Container gingen verloren, die Umweltauswirkungen waren fatal. Derartige Schiffshavarien sind aber zum Glück sehr selten.
Das World Shipping Council (WSC), dessen Mitgliedsunternehmen etwa 90 Prozent der globalen Containerschiffkapazitäten repräsentieren (Mitgliederliste), versucht über eine jährliche Mitgliederbefragung die Zahl der verloren gegangenen Container zu beziffern. Auch wenn nicht der gesamte Seeverkehr mit Containerschiffen betrachtet wird, bieten die Zahlen des WSC dennoch eine gute Grundlage.
In den Jahren 2008, 2009 und 2010 fielen im Schnitt etwa 350 Container pro Jahr ins Meer (ohne Katastrophen). Werden katastrophale Ereignisse mit in die Betrachtung einbezogen, steigt die Zahl der verlorenen Container auf 675 Container / Jahr. Als katastrophal werden alle Vorgänge bezeichnet, bei denen bei einem einzelnen Vorfall mindestens 50 Container verloren gingen. Die Umfrage aus dem Jahr 2011 für die Jahre 2008 – 2010 basiert auf Rückmeldungen von Unternehmen, welche 70 Prozent der gesamten Containertransportkapazität stellen.
Die neue Umfrage aus dem Jahr 2014 deckt die Jahre 2011 – 2013 sowie 86 Prozent der globalen Containertransportkapazität ab. Die Antworten wurden entsprechend auf die Gesamtkapazität hochgerechnet.
In den Jahren 2011, 2012 und 2013 gingen schätzungsweise 733 Container / Jahr verloren (ohne Katastrophen). Werden katastrophale Ereignisse mit in die Betrachtung einbezogen, steigt die Zahl der verlorenen Container auf 2.683 Container / Jahr. Diese hohe Zahl kommt vor allem aufgrund der Havarie und dem Verlust der MOL Comfort (8110 TEU) im Arabischen Meer vor der Küste des Jemens im Jahr 2013 mit 4.293 Containern an Bord sowie der Havarie der M/V Rena vor Neuseeland im Jahr 2011 mit dem Verlust von etwa 900 Containern zustande.
- Verlorene Container 2011: 1.514
- Verlorene Container 2012: 958
- Verlorene Container 2013: 5.578
In den Jahren 2014, 2015 und 2016 gingen schätzungsweise 612 Container / Jahr verloren (ohne Katastrophen). Werden katastrophale Ereignisse mit in die Betrachtung einbezogen, steigt die Zahl der verlorenen Container auf 1.390 Container / Jahr.
Mich würde mal interessieren ob es auch Zahlen über den durch die treibenden und gesunkenen Container verursachten Schäden an anderen Schiffen gibt, und ob die Versicherungen der jeweiligen Logistpartner für diese aufkommen müssen.
Danke für den guten Beitrag.
Hallo,
genaue Daten und Zahlen hierzu sind mir nicht bekannt und dürften auch nicht global ausgewiesen werden. Auch in dieser sehr umfangreichen Diplomarbeit zum Thema aus dem Jahr 2006 wird zwar auf Beschädigungen durch über Bord gegangene Container insbesondere bei Segelyachten, o.ä. hingewiesen, diese werden jedoch nicht genauer beziffert: https://www.hs-bremen.de/internet/hsb/projekte/maritime/studium/nautikseeverkehr/diplombachelor/diplarb_gabrysch.pdf
Ob, inwieweit und von wem dafür aufgekommen werden muss, ist noch schwieriger zu beantworten. Ein paar Links zum ersten Einlesen, dann muss ich aber auch bei der Frage leider passen:
https://www.containerhandbuch.de/chb/rueh/index.html?/chb/rueh/rueh_26_08.html
https://www.jurion.de/urteile/bgh/1983-01-17/ii-zr-259_81/
https://www.hs-bremen.de/internet/hsb/projekte/maritime/studium/nautikseeverkehr/diplombachelor/diplarb_henseler.pdf
Lieber Messi,
Wenn du deinen Kommentar suchen solltest: Den habe ich als Spam markiert und gelöscht. Das nächste Mal bitte gehaltvollere Kommentare statt platte Statements abgeben. Ansonsten kommt noch der Verdacht auf, dass man nur Werbe-Links platzieren möchte. Und das wollen wir ja nicht, ne? ;-)
Martin Randelhoff
Interessante Zahlen! Anders als in anderen Bereichen, z. B. bei industrieller Produktion mit Qualitätsstandards oder bei Ladendiebstählen, gibt es hier offenbar keinen einigermaßen “kontinuierlichen”, irgendwie planbaren “Schwund”, sondern einzelne Großereignisse prägen die Zahlen sehr stark. Risikobereich …
Es ist im Verkehr mit großen Ladungsvolumen fast immer der Fall. Sei es die Eisenbahn, das Flugzeug oder das Seeschiff. Halbwegs verlässliche Unfallkostensätze mit entsprechenden Eintrittswahrscheinlichkeiten gibt es eigentlich nur im Straßenverkehr. Zwar errechnet man auch für andere Verkehrsträger entsprechende Risikofaktoren, hier ist es aber wie bereits festgestellt vom Eintritt des jeweiligen Schadens und des Umfangs abhängig. Ein Absturz eines kleinen Flugzeugs hat ja ebenfalls bei Weitem nicht die Konsequenzen wie der Absturz eines Passagierflugzeugs mit weit über 100 Insassen.
Ich finde es darüber hinaus auch sehr interessant, dass sich diese Debatte im Europäischen Parlament auf falsche Zahlen hinsichtlich der Zahl der ins Meer gestürzten Container stützte: http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+CRE+20101021+ITEM-004+DOC+XML+V0//DE