Pjöngjang. Die Hauptstadt Nordkoreas mit etwa 3,5 Millionen Einwohnern. Ein Zeitraffer-Video von JT Singh und Rob Whitworth lässt uns einen vermeintlichen Eindruck des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Mittelpunkts sowie Verkehrsknotenpunkts Nordkoreas gewinnen. Das Video stellt Pjöngjang leider genauso wie jede andere aufstrebende asiatische Stadt mit glänzenden Hochhäusern, einer schicken Uferpromenade, einer pulsierenden U-Bahn, Skatern, internationalen Marken (DHL), und schicken Parks dar. Jedoch ist Pjöngjang ebenso wie das restliche Nordkorea nicht so wie andere asiatische Staaten.
Berichte jeglicher Art aus und über Nordkorea – ebenso wie dieses Video – sollten stets vor dem Hintergrund betrachtet werden, dass Nordkorea ein unfreies Land und ein Unrechtsstaat ist, der systematisch Menschenrechte verletzt. Die Medien werden vollständig vom Staat kontrolliert, ungenehmigte Versammlungen sind verboten. Es ist den Nordkoreanern nicht erlaubt, das Land zu verlassen. Auch der Aufenthaltsort im Land wird von den Behörden vorgeschrieben. Zum Tode verurteilte Personen werden oft in der Öffentlichkeit hingerichtet.
Mehrere hunderttausend Menschen sind in Umerziehung- und Konzentrationslagern unter unmenschlichen Bedingungen interniert. Viele von ihnen werden systematisch gefoltert und ausgebeutet. Millionen von Menschen leiden zudem Hunger. Die UNO fasst die Situation in Nordkorea wie folgt zusammen: “Vernichtung, Versklavung und das Aushungern der eigenen Bevölkerung.” (Bericht zum Download, 273 Seiten, .doc-Datei)
Die Schwere, das enorme Ausmaß und die Art und Weise der in diesem Staat begangenen Verbrechen sind in der heutigen Welt beispiellos.
– UN-Hochkommissariat für Menschenrechte
Auch wenn die beiden Filmmacher kenntlich machen, dass sie in der Auswahl der Motive und der Zusammenstellung des Filmes frei waren, zeigt die Tatsache, dass sie von zwei nordkoreanischen “Touristenführern” begleitet wurden, eine nordkoreanische Einflussnahme auf den Film. So sind gewisse Orte und Szenen sicherlich nicht für die Dreharbeiten zugänglich gewesen, welche das Bild über Pjöngjang komplettiert hätten. Des Weiteren fehlen Nachtaufnahmen, die ansonsten sehr gerne für Zeitrafferaufnahmen verwendet werden.
Wer die Graphic Novel Pjöngjang gelesen hat, erkennt die gezeigten Orte zum Teil wieder. Mir scheint, dass der Einfluss der nordkoreanischen Begleiter auf alle Touristen gleich ist und die Route, die Touristen durch Pjöngjang nehmen immer mehr oder weniger identisch ist.
In diesem Fall hätte ich mir wenigstens ein bisschen Kritik am System im Video gewünscht!