Eduardo Paes, Bürgermeister Rio de Janeiros hat auf der TED-Konferenz einen sehr inspirierenden Vortrag über die Stadt der Zukunft gehalten. Wie können sich Städte für alle Menschen zu lebenswerten Orten entwickeln? Wie werden alle Menschen – egal ob arm oder reich – in das tägliche Leben integriert? Mit welche Herausforderungen hat die Stadt der Zukunft zu kämpfen? Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es?
Diese und einige weitere Fragen versucht Eduardo Paes am Beispiel Rios zu beantworten. In der zweitgrößten brasilianischen Stadt leben rund 6,3 Millionen Menschen, davon 1,4 Millionen in den Favelas. Die Metropolregion hat 11,9 Millionen Einwohner. Zudem ist Rio de Janeiro Austragungsort der Olympischen Spiele 2016.
In diesem Artikel sind insgesamt drei Videos eingebunden, die man alle gesehen haben sollte. Sie sind alle inspirierend und helfen einem, sein Bewusstsein für das System Stadt zu erweitern. Und sie geben uns Ideen an die Hand, mit denen wir uns den Herausforderungen der Zukunft stellen können.
Um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden, hat Eduardo Paes vier Gebote entwickelt, die Rio de Janeiro und andere Städte zu einem lebenswerten Ort machen sollen:
Die Stadt der Zukunft muss umweltfreundlich sein
Paes Motto: “Jedes Mal wenn man über eine Stadt nachdenkt, muss man vor allem denken: Grün, grün, grün, grün…”. Wenn man auf einen Betondschungel herabblickt, muss man Freiflächen finden, die man gestalten kann. Gibt es solche Freiflächen nicht, so muss man welche schaffen. Aus diesem Grund wird in Rio beispielsweise ein neuer Park – nach Eröffnung im Juni 2012 der drittgrößte der Stadt – geschaffen.
Die Stadt der Zukunft muss Mobilität sicherstellen und die Menschen integrieren
Leistungsfähige Verkehrssysteme sind essentieller Bestandteil einer Stadt. Ohne die Möglichkeit von einen Ort an einen anderen zu kommen und mit anderen Menschen zu kommunizieren, siecht eine Stadt dahin. Allerdings sind leistungsfähige Verkehrssysteme oftmals sehr teuer. Städte müssen daher sehr kreativ sein, wenn es darum geht die Mobilität für ihre Bevölkerung sicherzustellen. Als Vorbild nennt Eduardo Paes die brasilianische Stadt Curitiba, die mit Hilfe von Bus Rapid Transit eine effiziente und leicht zu implementierende Möglichkeit gefunden hat, dieser Aufgabe gerecht zu werden.
Sehr interessant ist der TED-Talk von Jaime Lerner aus dem Jahr 2007, in dem er die zukünftige Rolle der Stadt beschreibt. Und erklärt, welche Auswirkungen das neue BRT-System in Curitiba auf die Stadt und ihre Strukturen hatte:
Die Stadt der Zukunft muss sozial ausgewogen sein
Paes ist der Meinung, dass Favelas nicht nur ein Problem sind, sondern auch Lösung sein können. Diese Aussage lässt sich sicherlich auch auf viele andere Slums oder Viertel mit sozialen Problemen übertragen. Durch Bildung, ein Gesundheitssystem und Parks, Plätzen und anderen Orten des gemeinsamen Austauschs lässt sich viel in einer Favela verändern. In Rio de Janeiro sollen alle Favelas bis 2020 “urbanisiert” sein.
Die Stadt der Zukunft muss technikfreundlich und durch diese ständig präsent sein
Technologie kann helfen, Städte zu besseren Orten zu machen. Durch technische Einrichtungen lassen sich Probleme frühzeitig erkennen und Lösungen finden.
Diese Kurzdokumentation zeigt, wie Rio in Zusammenarbeit mit IBM das städtische Kontrollzentrum aufgebaut hat. Die intelligente Steuerungszentrale hilft dabei, die Stadt am Laufen zu halten und die Sicherheit und Lebensqualität der Bürger zu erhöhen. Zudem wird die Effizienz und Effektivität der Stadtverwaltung um ein Vielfaches gesteigert.
Welche Ideen habt ihr für die Stadt der Zukunft? Welchen Herausforderungen müssen wir uns stellen? Und welche Chancen haben wir?
Nicht nur die Betrachtung der Mobilität in der Stadt ist wahnsinnig interessant, sondern auch die Entwicklung im ländlichen Raum. Wie können wir hier verhindern, dass es beispielsweise aufgrund steigender Mobilitätskosten in 50 Jahren (oder früher) viele Geisterdörfer bzw. -orte gibt?
Hallo Mario,
das ist sicherlich richtig. Die Herausforderungen des ländlichen Raumes sind natürlich stark verschieden zu den Herausforderungen der Stadt.
Wichtige Fragen die sich stellen sind vor allem wie wir ein umweltfreundliches und für alle bezahlbares Mobilitätskonzept in der Fläche implementieren und betreiben. Und welche Möglichkeiten wir haben, die Abhängigkeit des ländliches Raums vom Verkehrsmittel Pkw zu verringern. Eine alternde Gesellschaft muss zwar nicht zwingend eine immobile Gesellschaft sein, aber definitv weniger mobil als die heutige. Die Zersiedelung der letzten Jahrzehnte und das Zugrundegehen der lokalen Strukturen hat viele Dorfläden, usw. sterben lassen. Diese Entwicklung dürfte in den nächsten Jahren allerdings ein wenig zurückgedreht werden.
Nicht umsonst ist Hyperlokalität und das Konzept “alles lebensnotwendige in unmittelbarer Nähe” ein Konzept der Zukunft… ;-)