Luftverkehr

Gesamtverlust der achtzehn deutschen Regionalflughäfen 2012: 152,31 Millionen Euro

Der Nürnberger Flughafen bei Nacht 2008 Airport
Foto: "Flughafen Nürnberg bei Nacht" von Peter Ochsenkühn (ochsenkuehn) @ Flickr - CC BY 2.0

Im Jahr 2012 haben von achtzehn deutschen Regionalflughäfen, an welchen Linienverbindungen angeboten werden und die sich im Eigentum der öffentlichen Hand befinden, siebzehn einen Verlust erwirtschaftet. Diese Verluste summieren sich auf insgesamt 152,31 Millionen Euro. Nur die Flughafen Niederrhein GmbH (Weeze) hat aufgrund eines außerordentlichen Ertrags (Forderungsverzicht der Muttergesellschaft) einen Jahresüberschuss erzielt.

Verluste deutscher Regionalflughäfen 2012 Kassel-Calden Lübeck Weeze Dortmund Dresden Leipzig/Halle
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Neben des Ausgleichs von Betriebsverlusten werden noch eine Vielzahl weiterer Zuschüsse und Subventionen gezahlt. Diese könnten jedoch nur mit erheblichen Aufwand zusammengetragen werden, sodass an dieser Stelle darauf verzichtet wird.

Hinweis Flughafen Leipzig/Halle

Mit über 66 Millionen Euro hat die Flughafen Leipzig/Halle GmbH den mit Abstand größten Verlust erwirtschaftet. In diesem sind Abschreibungen für den Bau eines neuen Vorfeldes (Apron 3) und Flugzeughangars im Norden des Flughafens in Höhe von 52 Millionen Euro sowie der 2011 eröffneten Rollbrücke Ost, Kontrollpunkt Tor 1 (Hauptzugang für Personen und Fahrzeuge vom öffentlichen Bereich in den Sicherheitsbereich) und Fahrzeug- und Gerätetechnikhalle integriert.

Hinweis Flughafen Lübeck-Blankensee

Der Flughafen Lübeck-Blankensee ist in diese Übersicht nicht integriert, da dieser zum 31.12.2012 an die Yasmina Flughafenmanagement GmbH und den Deutsch-Ägypter Mohamad Rady Amar verkauft wurde. Im Jahr 2011 wurde noch ein Jahresfehlbetrag von 6,23 Millionen Euro ausgewiesen. Dies ist für das Jahr 2012 jedoch nicht möglich, da die Flughafen Lübeck GmbH durch Verschmelzung mit der Hansestadt Lübeck zum 31.12.2012 erloschen ist.

Im April 2014 wurde bekannt, dass Rady Amar seine Anteile an der Betreibergesellschaft “3Y Logistic und Projektmanagement” verkauft hat. Die neue Geschäftsführung war für die Lübecker Behörden nicht zu erreichen. Am 23. April 2014 beantragte der Flughafen die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Gleichzeitig meldete die Betreibergesellschaft Insolvenz an. Nach der Eröffnung der Insolvenz wurde im Juli 2014 bekanntgegeben, dass die in Hongkong ansässige PuRen Gruppe (bzw. Po Yan China Holdings Limited) den Flughafen übernehmen wird.

Hinweis Flughafen Weeze

Am 31. März 2011 wurde zwischen den Minderheitsgesellschaftern Kreis Kleve und Gemeinde Weeze sowie der Entwicklungs- und Erschließungsgesellschaft Laarbruch GmbH (im Folgenden „EEL GmbH“) und der Flughafen Niederrhein GmbH sowie der Airport Niederrhein Holding GmbH eine Stundungsvereinbarung und ein Geschäftsanteilskaufvertrag geschlossen.

Durch diesen Vertrag hat die EEL GmbH die ab dem 01. Januar 2012 quartalsmäßig fälligen Zinsen für ihre Darlehen an die Gesellschaft von in Summe ca. € 34,3 Mio. inklusive thesaurierter Zinslast bis zum 31. Dezember 2012 gestundet. Gleichzeitig wurde vereinbart, dass im Falle der Nichtzahlung der gestundeten Zinslast zuzüglich Stundungszinsen seitens der Gesellschaft zum 31. Dezember 2012 die Airport Niederrhein Holding GmbH Geschäftsanteile an der Gesellschaft an die EEL GmbH zu übertragen hat. Im Gegenzug tritt die EEL GmbH die Zinsforderung gegen die Gesellschaft an die Muttergesellschaft ab, die ihrerseits wiederum in diesem Fall auf die abgetretenen Forderungen gegen die Gesellschaft verzichtet. Der Nennbetrag der zu übertragenden Geschäftsanteile ergibt sich laut Vertrag aus dem Verhältnis der ausstehenden Zinslast zzgl. Stundungszinsen zu dem durch einen externen Gutachter ermittelten Verkehrswert der Gesellschaft. Im Jahr 2012 wurden aufgrund des Zinsverzichtes der EEL GmbH auf Ebene der Flughafen Niederrhein GmbH außerordentliche Erträge in Höhe von 1,393 Millionen Euro erzielt. Auch im Jahr 2013 hat die Flughafen Niederrhein GmbH von der Möglichkeit der Stundung und Nichtzahlung der Zinsen Gebrauch gemacht und wird aufgrund des Zinsverzichtes der EEL außerordentliche Erträge in Höhe von 1.393 Millionen Euro erzielen.

Hinweis Flughafen Sylt

In Jahr 2012 haben die Gesellschafter des Flughafens Sylt einen ertragswirksamen Zuschuss in Höhe von 635.000 Euro gegeben. Des Weiteren wurden Zuschüsse von den Gemeinden List und Hörnum in Höhe von 30.000 Euro gezahlt.

Hinweis Flughafen Kassel-Calden

Der Flughafen-GmbH Kassel hat 2012 einen Verlust in Höhe von 6,61 Millionen Euro ausgewiesen. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Flughafen Kassel-Calden jedoch noch im Bau, sodass kein abgegrenztes Ergebnis angegeben werden kann. Aus diesem Grund wurde auf die Einbeziehung des Ergebnisses in die Übersicht verzichtet.

Sonstiges

Folgende Flughäfen werden nicht als Regionalflughäfen betrachtet und sind daher in der Übersicht nicht enthalten: Flughafen Frankfurt am Main, Flughafen München, Flughafen Düsseldorf, Flughafen Berlin-Tegel, Flughafen Hamburg, Flughafen Stuttgart, Flughafen Köln/Bonn, Flughafen Berlin-Schönefeld

FlughafenJahresergebnis (Jahresfehlbetrag / Verlustübernahme, in Mio. €)
Flughafen Leipzig/Halle-66,42
Flughafen Dortmund-18,5
Flughafen Saarbrücken-18,45
Flughafen Dresden-9,25
Flughafen Frankfurt-Hahn-5,68
Flughafen Münster / Osnabrück-5,43
Flughafen Friedrichshafen-4,64
Flughafen Zweibrücken-4,52
Flughafen Erfurt-Weimar-4,2
Flughafen Bremen-2,86
Flughafen Karlsruhe / Baden-Baden-2,74
Flughafen Hannover-Langenhagen-2,51
Flughafen Nürnberg-2,47
Flughafen Rostock-Laage-2,46
Flughafen Paderborn/Lippstadt-1,36
Flughafen Memmingen-1,13
Flughafen Sylt-0,38
Flughafen Weeze
(Im positiven Ergebnis enthalten ist ein außerordentlicher Ertrag in Höhe von 1,393 Mio. €, der aus einem unwiderruflichen Forderungsverzicht der Muttergesellschaft „Airport Niederrhein Holding GmbH“ resultiert.)
+0,31
GESAMT-152,31

Quellen: Geschäftsberichte der jeweiligen Betreibergesellschaften für das Jahr 2012

Wenn auch Sie eine interessante Zahl aus dem Bereich Verkehr haben, dann lassen Sie es mich bitte wissen! Vielen Dank!

Anonymous

Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

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Achim
2. Oktober 2014 13:29

Eine ziemlich blamable und deprimierende Bilanz. Schade, dass ausgerechnet Köln/Bonn nicht in der Liste auftaucht, allerdings würde ich mich dort über ein dickes Minus vorne auch nicht groß wundern. Würde der deutsche Luftverkehr denn durch das Schließen sämtlicher regionaler Flughäfen groß Schaden nehmen oder wäre es nicht vielleicht sogar wirtschaftlich (und ökologisch eh) klüger, sich nur auf die großen Flughäfen zu konzentrieren? Ich meine, alleine schon, was die regionalen täglich an Strom fressen! Und solche Geisterflughäfen künstlich am Leben zu erhalten, ist doch Irrsinn! Wenn die Fernbusse jetzt stärker im Kommen sind, verliert das Fliegen (innerhalb Deutschalnds) womöglich noch zusätzlich an Attraktivität.

Jan
Jan
Reply to  Achim
2. Oktober 2014 14:12

Köln/Bonn ist kein Regionalflughafen – würde aber im Zweifelsfall sicher von der Schließung von Dortmund o.ä. profitieren. Mal recherchiert: Knappes plus von einer Million 2013
http://www.koeln-bonn-airport.de/uploads/tx_download/KBA_GeBer_2013_2014_06_23_web.pdf
Eine stabile Lage schaut anders aus…
Fernbusse haben meines Erachtens eher weniger mit dem Flugverkehr zu tun, höchstens reine Zubringenflüge wie Hof-Frankfurt mit im Schnitt 15 Fahrgästen könnte man sehr schön ersetzen. Der wesentliche Konkurrent zum Flugverkehr ist eher der Schnellzugverkehr – wo eine Schnellfahrstrecke aufmacht, werden Flugverbindungen eingestellt. Kontraproduktiv ist da natürlich, wenn man wie z.b. bei S21 geplant der Flughafeneinbindung mit dem Fernverkehr millionenschweres Gewicht gibt und Fahrzeitverlängerungen dafür in kauf nimmt.
Ein meines Erachtens unterschätzter Konkurrent ist der Nachtzugverkehr – mit keinem anderen Verkehrsmittel kann man so früh in anderen Städten sein. Neue Nachtzüge, die 160 oder gar 250 km/h fahren könnten fast jede innereuropäische Strecke wie im Schlaf überwinden…

Achim
Reply to  Jan
2. Oktober 2014 14:17

Vielen Dank für diese Informationen! :)

Jan
Jan
30. September 2014 19:20

Flughäfen schließen statt Autobahnmaut wäre doch mal ne Forderung. Es könnte nicht nur das Defizit dieser Flughäfen vermieden würde, sondern es würde vermutlich andernorts der Gewinn von anderen Flughäfen – oder wahlweise der Bahn – gesteigert. Damit käme man dann schnell in ein ähnliches Finanzvolumen wie die Maut für Ausländer.

Spaß beiseite – wieviele Flughäfen braucht das Land? Leipzig/Halle ist momentan großer Verlustbringer, aber sehr großzügig und neu ausgebaut, und hat vergleichsweise geringe Lärmschutzbetroffenheiten. Könnte man nicht auf Dresden und Erfurt-Weimar verzichten? Erfurt ist jetzt ja Prima Bahntechnisch an Halle/Leipzig angeschlossen, Dresden-Leipzig ist vielleicht noch Ausbaufähig.
Auch bei Karlsruhe frag ich mich – 2 deutlich größere Flughäfen in etwa einer Bahnstunde erreichbar, welchen Sinn macht da ein eigener, der dann mangels Einzugsgebiet vermutlich kaum attraktive Verbindungen anbietet?

Gibt es irgendeine Organisation, die sich Gedanken über ein vernünftiges Flughafenkonzept für Deutschland macht? Das Verkehrsministerium ist vermutlich zu beschäftigt mit der Autobahnmaut…
Vor allem: Klimapolitisch und Finanzpolitisch ist ein Ende der Subventionen für den Flugverkehr geboten, also wesentlich höhere Steuern für Kerosin. Welche Flughäfen brauchen wir überhaupt noch, wenn die Bahn vernünftig attraktiviert wird und der Flugverkehr so viel Steuer für Kerosin zahlen muss wie Benzin (bezogen auf den Energiegehalt)?

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PUNKT Preisträger 2012

Zukunft Mobilität hat den PUNKT 2012 der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) in der Kategorie "Multimedia" gewonnen.

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Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V. (VDV) hat mich im Rahmen der VDV-Jahrestagung 2013 in Mainz als “Talent im ÖPNV” des Jahres 2013 ausgezeichnet. Der VDV vertritt rund 600 Unternehmen des Öffentlichen Personennahverkehrs, des Schienenpersonennahverkehrs, des Schienengüterverkehrs, der Personenfernverkehrs sowie Verbund- und Aufgabenträger-Organisationen.

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