acatech – Die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften hat Zukunft Mobilität mit dem Journalismuspreis PUNKT 2012 in der Kategorie Multimedia ausgezeichnet. Der PUNKT prämiert herausragende Wort-, Bild- und Multimediabeiträge rund um das Thema Technik. In der Kategorie Multimedia ausgezeichnet werden “Formate, die die erweiterten Möglichkeiten des Internets wegweisend nutzen”.
Begründung der Jury
Mit seinem Online-Magazin „Zukunft Mobilität“ bietet der Student der TU Dresden eine klar konzipierte Informations- und Diskussionsplattform rund um das Thema Mobilität. Eigene Positionen, aber auch die Meinungen anderer, macht der 23-Jährige transparent und erfüllt damit ein zentrales journalistisches Qualitätskriterium. Martin Randelhoff integriert Podcasts, Videos und RSS-Feeds, gibt weiterführende Links und lädt ein zum Austausch über Social Media-Kanäle wie Facebook und Twitter, die er selbst betreut. Das umfassende Engagement und insbesondere die Umsetzungsfähigkeit Randelhoffs als alleiniger Blogger und Redakteur überzeugte die Jury.
Die Jury setzte sich wie folgt zusammen:
- Dr. Klaus Dartmann Wissenschaftsredakteur Deutsche Welle und Vorstandsmitglied Wissenschafts-Pressekonferenz e.V.
- Prof. Dr. Friederike Herrmann, Professorin für Medienwissenschaft, Hochschule Darmstadt
- Reiner Korbmann, Wissenschaftsjournalist und Gründer von Science&Media, Büro für Wissenschafts- und Technikkommunikation
- Sandra Lowin, Executive Director, init | AG für digitale Kommunikation
- Christiane Riedel, Geschäftsführerin, ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie
- Prof. Dr. Andreas Schümchen, Professor für Journalistik, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
- Markus Weißkopf, Geschäftsführer, Wissenschaft im Dialog gGmbH
Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird mir heute Abend im Rahmen der acatech Festveranstaltung im Konzerthaus Berlin verliehen.
Ein paar Worte noch von mir:
Für mich persönlich ist der Preis natürlich eine große Ehre, auch wenn ich persönlich nur noch sehr schwer begreifen kann, was alles passiert. Es ging mir schon beim Grimme Online Award so, dass ich persönlich ein ganz anderes Selbstverständnis von meiner Arbeit habe. Das ist die große Unsicherheit “Bin ich jetzt wirklich so gut oder sind die “anderen” einfach nur schlecht?”. Ich möchte auf diese Frage keine Antwort haben, es ist nur dieses Gefühl was mich schon seit einigen Tagen bewegt. Ich habe auch einige Pläne für den Verkehrsbereich im Hinterkopf, die ich gerne in den nächsten Monaten angehen möchte. Es wird auf jeden Fall spannend!
Und ich muss mich bei all denen bedanken, die diesen Blog lesen und mir damit ein Gefühl geben, etwas Wichtiges und Richtiges zu machen. Ohne euch würde das Schreiben über Verkehr und Mobilität bei Weitem nicht so einen Spaß machen. Ich durfte in den letzten zweieinhalb Jahren auch sehr viele interessante Menschen kennen lernen, von denen einige gute Freunde geworden sind. Das alles wäre ohne die Motivation, die ich teilweise auch aus Kommentare und zugegebenerweise auch aus der Zugriffsstatistik erhalte, nicht möglich gewesen.
Ich habe auch sehr viel durch Kommentare, Mails und Anmerkungen gelernt. Es geschieht leider sehr schnell, dass man nur in ausgetretenen Pfaden denkt, was äußerst gefährlich und schädlich ist. Ich bin daher um jeden Besucher froh, der mir widerspricht oder zumindestens meine Ergebnisse kritisch hinterfragt. Ich habe die Weisheit bestimmt nicht mit Löffeln gefressen, auch wenn man von Unternehmen und Verbänden eingeladen wird und erzählen soll, wie die Welt in zehn oder zwanzig Jahren im Verkehrsbereich aussehen wird. Damit geht natürlich eine große Verantwortung einher, auch wenn ich diese Frage natürlich nicht beantworten kann und mich daher um die Beantwortung dieser Frage immer drücke.
Ich hoffe, dass ihr mir in Zukunft weiterhin die Treue haltet und sagt bitte Bescheid, wenn ihr Verbesserungsmöglichkeiten seht. Vielen Dank nochmals für Alles!
Und ich hoffe ebenfalls, dass ich mich heute Abend mit meiner Rede nicht blamiere (Verbesserungsvorschläge nehme ich gerne noch bis 17:30 Uhr an) und niemanden der ganzen wichtigen Leute vergessen habe. Drückt mir die Daumen! ;-)
Redemanuskript
Sehr geehrter Herr Bundespräsident, sehr geehrter Herr Bundesminister, sehr geehrte Herren Präsidenten, meine sehr geehrten Damen und Herren,
Das Internet hat in den letzten Jahrzehnten unsere Gesellschaft und unser aller Leben gründlich durcheinandergewirbelt und verändert. Zum Großteil zum Positiven, im Kleinen vielleicht auch eher negativ.
Nichtsdestotrotz ist das Internet eine der größten Erfindungen der Menschheitsgeschichte und bietet jedem Einzelnen die Möglichkeit zur Kommunikation, zum Lernen und zum Verstehen.
Ich bin jetzt 23 Jahre alt und mit dem Internet aufgewachsen. Für mich persönlich ist es eine der größten Errungenschaften und hat es mir erst ermöglicht mich intensiv mit den Themen Verkehr und Mobilität auseinanderzusetzen. Ich kann mit voller Überzeugung behaupten, dass ich ohne das Internet heute hier nicht stehen würde.
Ich persönlich sehe mich auch weniger als Technikjournalist, denn als Wissenschaftskommunikator.
In der Wissenschaftskommunikation bietet dieses Medium noch ungeahnte Möglichkeiten. Wissenschaftler können ihre Ergebnisse frei und offen publizieren, in den Diskurs eintreten und sich unabhängig von Konferenzen und Kongressen mit Kollegen austauschen. Es bietet auch die Möglichkeit den großen Wissensschatz von misslungenen Experimenten und widerlegten Hypothesen zu veröffentlichen. Wissenschaft und Forschung profitieren ebenso von Fehlschlägen wie von positiven Ergebnissen.
Eine weitere große Möglichkeit bietet sich im Feld der Kommunikation. Wir können heute Rohdaten zur Verfügung stellen, aber auch zielgruppenorientiert Forschungsergebnisse präsentieren und noch viel wichtiger erklären. So kann beispielsweise der Graben zwischen Öffentlichkeit und Fachpublikation peu à peu geschlossen werden. Man könnte auch sagen, dass Wissenschaftler den Elfenbeinturm verlassen und der gesellschaftlichen Notwendigkeit einer öffentlichen Legitimation der Wissenschaft mit offenem Visier entgegen treten.
Wenn wir als Wissenschaftler oder Journalist ehrlich zu uns selbst sind, wissen wir dass in einzelnen Fällen Ergebnisse nicht richtig in der Öffentlichkeit ankommen. So werden hin und wieder einzelne Aspekte herausgenommen und zu sehr in den Vordergrund gestellt, andere wichtige Erkenntnisse bleiben wegen ihrer Komplexität oder ihrer gesellschaftlich angeblich zu geringen Bedeutung außen vor.
Das Internet bietet nicht nur Journalisten die Möglichkeit, Wissenschaft mit unterstützenden Inhalten zu verknüpfen und unabhängig von Zeilenvorgaben zu erklären, sondern es bietet Wissenschaftlern, Erfindern und Unternehmen auch die Möglichkeit selbst zu kommunizieren. So können Forschungsergebnisse detailliert vorgestellt werden, auch wenn man sich nicht zu sehr in den Details verlieren sollte. Dies bedarf natürlich neuen Anforderungen an die wissenschaftliche Ausbildung und einen Mentalitätswechsel, dass Offenheit auch Klarheit und Verständnis mit sich bringt.
Für den Journalismus bedeutet dies aber ebenso eine Zäsur, da er auch im Bereich des Wissenschaftsjournalismus in den nächsten Jahren seine Gatekeeper-Funktion endgültig verlieren dürfte. Die Möglichkeiten spannende und herausragende Technik und Forschung einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen, wachsen durch das Internet enorm. Video, 3D-Visualisierungen, interaktive Inhalte seien hier als Beispiel genannt. Der Journalismus wird sich diesen Herausforderungen stellen müssen. Aber ich bin mir sich, dass er diese auch in formidabler Weise bewältigen wird.
Zum Abschluss bleibt mir noch, im Namen aller Preisträger, acatech und der Jury zu danken und Ihnen einen anregenden Festabend zu wünschen.
Lieber Herr Randeloff,
auf der Suche nach Spezialisten zum Thema Mobilität der Zukunft, habe ich diesen Blog gefunden.
Ich vertrete mit dieser Anfrage eine Arbeitsgruppe im “haus eckstein” (Evangelische Bildungsakademie Nürnberg), die unter dem allgemeinen Thema “Integrales Bewusstsein – echte Demokratie” sich zur Zeit mit Mobilität der Zukunft beschäftigt. Wir suchen einen potenziellen Referenten zu einer Veranstaltung im Herbst 15 im Haus Eckstein.
Können Sie sich vorstellen, ein Referat, evtl.mit Workshop zu diesem Thema zu halten- und zu welchen Bedingungen?
Danke für eine Nachricht und freundliche Grüße
Irene Heiß-Eppig
Hallo Martin,
vielen Dank für Deine wirklich gute Rede, die der Feier einen sehr würdigen Abschluss gab – und mir einige neue Denkanstöße.
Und Deine Frage nach dem “Bin ich jetzt wirklich so gut oder sind die “anderen” einfach nur schlecht?” – die kann ich SOOOO gut nachvollziehen.
Herzliche Grüße, alles Gute und hoffentlich auf bald
Thomas
Hallo Thomas,
vielen Dank und auch dir einen Herzlichen Glückwunsch zum Preis!
Ich melde mich mal die Tage per Mail bei dir…
Gruß,
Martin
Und wieder darf man hier zu einem Preis gratulieren: Respekt und Herzlichen Glückwunsch!
Auch wenn du keine Antwort wolltest, sage ich dazu mal: Die Anderen sind nicht schlecht (jedenfalls zum Großteil). ;-)
Zu deiner Rede: Ich weiß nicht, inwieweit es das richtige Forum ist, aber vielleicht könntest du die Bedeutung von Open Data noch herausstreichen. Bei den Daten der Bahn ist es ja in aller Munde, aber auch dass Datenabfragen beim KBA kostenpflichtig sind (wie aus einem deiner letzten Beiträge zu entnehmen), halte ich für ein Unding. Wie gesagt, keine Ahnung ob das an der Stelle passt, aber immerhin hört ein Minister zu.
Schöne Grüße und viel Erfolg und Spaß heute abend
Florian
Hallo Florian,
vielen Dank für die Glückwünsche und deine Anmerkungen.
Dann muss mir nur noch jemand erklären, wieso ich Preise gewinne und andere nicht. Verstehe ich noch nicht so ganz… ;-)
Ich habe die ganze Open Data-Diskussion leider nicht tiefer in der Rede behandeln können, das war leider wegen der Drei-Minuten-Grenze nicht möglich. Aber ich habe im Anschluss noch mit einigen Menschen geredet, die in diesem Bereich etwas zu sagen haben. Hier wird in Zukunft sicherlich noch eine weitere Zusammenarbeit entstehen, aber da muss man immer abwarten…
Viele Grüße und Danke nochmal!
Martin
Herzlichen Glückwünsche von Bosch. Ihren Glauben an das Internet teilen wir.
Hallo Herr Ferber,
vielen Dank!
Viele Grüße,
Martin Randelhoff
Ich bin seit langer Zeit “stiller” Leser deiner Beiträge und nutze deine Zusammenfassungen für Argumente, Ideen und Impulse in meinem VKU und Verein. Die Auszeichnung hast du zurecht verdient!
Danke!
Und du darfst dich gerne öfters zu Wort melden (wenn du magst!) Dadurch lerne ich auch noch einiges mehr und das ist hier ja schließlich das Hauptziel.
Gruß,
Martin
Hallo Martin, ich hoffe Du bist gut nach der Klausurtagung nach Hause gekommen!? Und wieder darf man Dir zu einem Preis gratulieren! Gut gegen die Schnelllebigkeit unserer Zeit ist am besten auf dem Boden bleiben. Man wird schnell in aber auch schnell wieder out. Sich selbst treu bleiben ist das Rezept. Und je mehr Preise um so weniger nervös ist man ;-)
Hallo Dirk,
vielen Dank für die Glückwünsche und den Rat. Und ja, ich bin gut nach Hause gekommen… ;-)
Gruß,
Martin
Wow! Einmal mehr herzlichen Glückwunsch und großen Respekt für Deine Leistung. Es ist gut, dass durch Deinen Blog das Thema Mobilität in ein anderes Licht gerückt wird als es leider in vielen “traditionellen” Medien der Fall ist… – man verweise nur darauf, dass Artikel zu sämtlichen Mobilitäts-Themen häufig noch in der Rubrik “Auto” auftauchen…
Hallo Tim,
vielen Dank! Wegen der Rubrikenschacherei habe ich schon einmal mit dem Chefredakteur von Süddeutsche.de geredet. Hier fällt mir dies am krassesten und gleichzeitig negativsten auf (Beispiel: http://j.mp/PoRTLy
).
Hier sind aber SEO und das Gewohnte anscheinend wichtiger als die Usability und Leserzufriedenheit. Ich würde mich auch als Autonarr verschaukelt vorkommen, wenn ich in der Kategorie “Auto” Artikel zur Schifffahrt und Luftfahrt finde…
Viele Grüße,
Martin