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DB Cargo plant ab 2018 die Erprobung von Güterzug-Autopiloten auf der Betuweroute

Lokomotive 189 078-9 Betuweroute Niederlande DB Cargo Railion
Eine Lokomotive (189 078-9) der (heute) DB Cargo Deutschland AG zieht am 23. Juli 2013 bei Angeren einen Zug über die Betuweroute - Foto: Rob Dammers @ Flickr - CC BY 2.0
In den Niederlanden soll auf der Betuweroute in naher Zukunft das automatisierte Fahren von Güterzügen erprobt werden. die Deutsche Bahn-Tochter DB Cargo hat einen entsprechenden Antrag gestellt.

Der niederländische Eisenbahninfrastrukturbetreiber ProRail hat auf den TEN-T-Tagen in Rotterdam angekündigt, die Voraussetzungen für die Erprobung des automatisierten Fahrens von Güterzügen auf der Betuweroute schaffen zu wollen. Die Betuweroute verbindet als 158,5 km lange zweigleisige Güterverkehrsstrecke seit Mitte 2007 den Rotterdamer Hafen mit Zevenaar in der Nähe der deutsch-niederländischen Grenze. Von dort führt die Strecke weiter über Emmerich bis ins Ruhrgebiet.

Die Deutsche Bahn-Tochter DB Cargo AG hatte die Testfahrten im Jahr 2015 (damals noch als DB Schenker Rail AG) beantragt. Erste Güterzüge sollen im Rahmen eines Testlaufs ab 2017 2018 von einem Autopiloten gesteuert werden, ein Triebfahrzeugführer soll dessen Funktion konstant überwachen und gegebenenfalls eingreifen. Geplant sind Tests für Automatisierungslevel zwei und mittelfristig drei. Derzeit erarbeitet ProRail eine Risikoabschätzung und die notwendigen Bestimmungen, um entsprechende Testfahrten sicher abwickeln zu können.

Die Strecke ist als Teil des ERTMS-Korridor A vollständig mit ETCS Level 2 (SRS 2.3.0) ohne ortsfeste Lichtsignale ausgerüstet. Dies ist minimale infrastrukturelle Voraussetzung für einen automatisierten Betrieb auf freier Strecke, auch wenn ETCS ursprünglich für den manuellen Betrieb spezifiziert wurde. Weitere technische Hintergründe können dem Artikel “Automatisierter Bahnbetrieb und führerlose Züge: Eine Einführung (Technik, Vorteile, Hürden, Umsetzungszeitraum)” entnommen werden.

Zusammenspiel ATO und ETCS Bahnbetrieb
Schrittweises Zusammenspiel von ATO und unterschiedlichen ETCS-Leveln – Grafik: Bob BARNARD, Benoît BIENFAIT, Patrick ZOETARDT (Alstom): Automatic Train Operation – The mandatory improvement For ETCS application; September 2012

Dieser Artikel wird in unregelmäßigen Abständen aktualisiert. Bei neuen Entwicklungen freue ich mich über Hinweise in den Kommentaren.

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Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

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Dietmar Graf
Dietmar Graf
18. August 2016 09:27

Interessanter Artikel, ein Neubeginn auf der Schiene, aber erst der Anfang. Ich Habe mir ebenfalls Gedanken darüber gemacht. Nachfolgend mein Ansatz:

Gütertransport der Zukunft
Jeder von uns hat sich schon über verstopfte Straßen geärgert. Einen großen Anteil daran hat der LKW-Verkehr. Nicht nur, dass dieser die Straßen überproportional belastet, auch unter dem Umweltgedanken sind diese ein nicht unerheblicher Belastungsfaktor. Aber was tun? Alle wollen, dass unsere Waren jederzeit und überall sofort verfügbar sind, aber keiner will die LKWs. Weder vor seiner Türe, noch im Straßenbild und auch nicht auf der Autobahn.
Früher wurde ein großer Teil der Waren mit der Bahn transportiert. Nur, diese konnte weder mit dem Preis noch mit der Geschwindigkeit des LKW Schritt halten. Das hat aber erst zu den heute tlw. chaotischen Zuständen im Individualverkehr geführt.
Neue Überlegungen gehen dahin, den Lastwagenverkehr autonom, d.h. ohne Fahrer auszurichten. Die KFZ- Industrie hat ein hohes Interesse daran, lässt sich damit doch eine Menge Geld verdienen. Und es ist ja auch so bequem. Man muss sich keine großen Gedanken über die Errichtung und den Erhalt der Autobahnen und Straßen machen. Darin liegt auch die irrige Berechnung, dass der LKW- Verkehr günstiger ist als der Schienenverkehr, weil der Unterhalt der Straßen, Brücken und Untertunnelungen nicht mit dem Unterhalt der Schiene verglichen wird. Der Steuerzahler wird es schon richten. Mag sein, dass damit der Verkehr sicherer wird, aber umweltfreundlicher wird er dadurch noch lange nicht. Und der Verkehrsstau wird dadurch auch nicht vermieden. Es wird viel politische Kraft und Weitsicht kosten, diesen Irrweg nicht zu beschreiten!
Was ist also die Lösung?
Mein Vorschlag ist dazu eindeutig, zurück auf die Schiene!
Es gibt keine andere vernünftige Lösung, um den Straßenverkehr zu entflechten, die Umweltbelastungen erheblich zu reduzieren und gleichzeitig den Verkehr sicherer zu machen. Man mag gar nicht daran denken, wie viele Familien in ihren PKWs schon ausgelöscht wurden, weil sie zwischen Lastwagen zermalmt wurden. Kaum jemand regt sich darüber auf. Ja, es gibt auch Tote im Individualverkehr, aber das wäre in einem eigenen Thema zu bearbeiten.
Jetzt werden sich viele fragen, wieso so ein Vorschlag kommt? Da ist man doch schon einmal gescheitert! Aber daran ist nicht die Schiene schuld. Mit herkömmlichen Güterzügen, die mühsam zusammengestellt, dann erst auf die Reise geschickt und am Zielbahnhof wieder entflochten werden, ist das nicht zu machen. Der Aufwand und der Zeitverlust sind viel zu groß.
Fast jeder von uns ist schon mal in den Urlaub geflogen. Da fährt man (umweltschonend mit der U-Bahn) zum Flughafen, stellt sich am Check In-Counter an und gibt seine Koffer ab. Ganz selbstverständlich scheint es, dass das Gepäck gleichzeitig mit dem Zustieg in die Maschine in das richtige Flugzeug verladen wird. Niemandem drängt sich die Frage auf, welche Technik sich dahinter verbirgt, was unter den Hunderten von Schaltern und den Hunderten von Abfluggates mit den Koffern passiert?
Der Computer macht’s! Ohne Computer wäre das nicht realisierbar. Bei der Aufgabe der Gepäckstücke wird jedes Teil mit einem PIN- Code versehen. Der Computer (bzw. das in ihm enthaltene Programm) erkennt nun, zu welchem Ausgabeterminal das Gepäckstück gesteuert werden soll und los geht die Reise. Im Flughafen gibt es ein verzweigtes Rollsystem mit vielen Weichen und vielen Kontrollpunkten. Mit traumwandlerischer Sicherheit wird das Gepäckstück in hoher Geschwindigkeit über all diese Wege geschleust, bis es seinen Zielpunkt erreicht.
Genau diese Technik brauche ich nun nur auf den Transport von Containern auf die Schiene zu übertragen. Der Güterzug von heute ist passee. Wir brauchen neue eigenständig fahrende einzelne Güterwägen mit eigenem Elektroantrieb und einem eigenen Steuercomputer. Die Technik ist schon da, siehe die fahrerlosen U-Bahnen in Nürnberg und anderswo.
Was ist also zu tun?
Die Güterbahnhöfe in den Städten sind zum großen Teil noch vorhanden. Sinnvollerweise müsste eine eigene Güterzugtrasse abgekoppelt von der Personenzugtrasse geschaffen werden, da sich auf dieser Strecke neue selbstfahrende und geräuscharme Güterwägen rund um die Uhr bewegen würden. Kollisionen können nicht entstehen, bei dichterem Takt würden sich automatisch Züge mit beliebiger Anzahl von Wägen bilden, ohne dass diese aneinander gekoppelt wären. Auf diesen Strecken dürften auch keine Straßen kreuzen, sondern diese müssten unterhalb der Schienenwege hindurchlaufen. Eine oder mehrere Steuerzentralen überwachen und steuern das gesamte System.

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Verfasst von:

Dietmar Graf

Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
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