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Visualisierungen des Londoner Verkehrs: Der öffentliche Nahverkehr

Teil 1 der Visualisierungen zum Luftverkehr und Bikesharing finden Sie hier.

Londoner U-Bahn in Abhängigkeit ihrer geographischen Lage

Liniennetzpläne werden immer auf Grundlage der geographischen Gegebenheiten einer Stadt erstellt. Dies ist auch logisch, da sich Busverkehr, aber auch U- oder S-Bahnen in der Stadt bewegen und natürlich an die vorhandene Struktur anpassen. Allerdings wird die geographische Struktur von Verkehrsnetzen in Netzplänen oftmals angepasst dargestellt, um den Fahrgästen die Orientierung zu erleichtern und den Plan besser lesbar zu machen. Dies verändert aber die Vorstellung, wie eine Stadt aufgebaut ist und wie vor allem die Distanzen einzuschätzen sind.

Der in London lebende deutsche Interaktionsstudent Benedikt Groß hat den Unterschied zwischen Netzplan und realer geographischer Lage in zwei Videos recht gut verdeutlicht. Beide Videos beginnen mit der realen Geographie und passen sich dann der Netzstruktur an:

Im zweiten Video wird die Veränderung noch deutlicher:

Weitere Informationen und Erläuterungen sind im Blog von Benedikt Groß zu finden.

3D-Modell der Londoner U-Bahn in Abhängigkeit ihrer geografischen Lage mit speziellen Gebäuden zur Positionsbestimmung

Einen sehr ähnlichen Ansatz hat das Centre for Advanced Spatial Analysis an der University College London verfolgt. Dort wurde der Ansatz einer 3D-basierten Karte verfolgt. Zur geographischen Identifikation dienen Londoner Sehenswürdigkeiten.

In einem anderen Video wurde der gesamte schienengebundene Verkehr der geograpischen Realität angepasst:

Weitere Erläuterungen und Details zum Vorgehen (inkl. frühere Versionen der Karten) finden sich hier.

Verkehrsströme des Londoner Nahverkehrs

Für eine Betrachtung der Verkehrsströme des Londoner Nahverkehrs lohnt es sich, zunächst einmal die landesweiten Verkehrsströme zu betrachten. Alle Videos wurden vom  Centre for Advanced Spatial Analysis, University College London, erstellt und basieren auf quelloffenen Fahrplandaten.

Das erste Video zeigt Zugverkehr, Straßenbahn- und U-Bahnverkehr, Fährverkehr und Flugverkehr zwischen England, Schottland und Wales an einem typischen Wochentag des Jahres 2009. Alle Verkehrsarten sind mit verschiedenen Farben hinterlegt, die Zeit wird durch eine Uhr in der oberen Ecke angezeigt.

Die Animation zeigt eindeutig die Komplexität der britischen Verkehrssysteme, die Abhängigkeit der Verkehrsstärke von der Zeit und den Fokus auf den großen britischen Zentren London, Manchester, Edinburgh, usw.

Gegen Mitternacht ist London die einzige Stadt mit Verkehrsaktivität. Einige wenige Nachtbusse, U-Bahnen und Fähren verkehren. Erst ab 04:30 Uhr ist wachsende Aktivität von Südwest-England und Wales in Richtung London zu erkennen. Gegen 06:30 ist der U-Bahnverkehr in London, Manchester und Newcastle gut zu erkennen.

Zur selben Zeit beginnt auch der Luftverkehr zwischen Städten Englands, Schottlands und Wales. Auch sind die ersten Fähren in Cornwall und Schottland zu erkennen. Die abendliche Hauptverkehrszeit beginnt gegen 16:00 Uhr und erreicht ihren Höhepunkt gegen 18:00 Uhr. Danach wird das Angebot immer weiter reduziert.

Das zweite Video verdeutlicht das Busangebot in Großbritannien über den Tag hinweg. In London, Manchester und Edinburg existiert ein Nachtverkehr, der etwa bis 04:30 Uhr fährt. Danach beginnt der Tagesfahrplan mit wachsendem Busverkehr. Gegen 06:30 Uhr beginnt der Busverkehr auch in kleineren Städten. Die Spitzenkapazität wird gegen 08:00 Uhr zur Verfügung gestellt. Ab 09:00 Uhr wird das Angebot leicht reduziert um gegen 15:00 Uhr wieder ausgeweitet zu werden. Die Hauptverkehrszeit beginnt gegen 16:00 Uhr. Das Angebot wird im Anschluss schrittweise reduziert.

Mit Fokus auf den Großraum London kann der Unterschied zwischen Tag und Nacht nochmals verdeutlicht werden. Die Fahrzeugfolgezeit der U-Bahnen ist so gering, dass die Linien stark hervortreten. Interessant ist auch die Verbindung Stansted-Heathrow-Gatwick, die mittels Bussen abgewickelt wird.

Stationszugänge über eine Woche

Folgende Visualisierung ist auf den ersten Blick etwas schwer zu begreifen und genau deswegen so klasse. Sie zeigt die Zahl der durchschnittlichen Zugänge jeder Underground, Overground und Docklands Light Rail Station einer ganzen Woche. Als Zeiteinheit wurde ein 10-Minuten-Intervall gewählt. In Theorie zeigt die folgende Grafik also 300 * 7 * 24 * 6 = 43.200 Datenpunkte. Alle Stationen sind nach den Linien eingefärbt, die sie anfahren. Alle Haltestellen, die von mehreren Linien angefahren werden, erscheinen mehrfach. Während der Rushhour betreten mehr als 8.000 Menschen innerhalb von zehn Minuten einige ausgewählte Stationen!

Visualisierung ÖPNV Stationszugänge
Stationszugänge einer Woche aller Londoner Underground, Overground und DLR-Stationen – Grafik: Jon Reades, UCL

Die Daten wurden von Transport for London bereitgestellt. Das Betreten jeder einzelnen Station mittels Oyster Card wurde gespeichert und für die Auswertung weitergegeben.

Anonymous

Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

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Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V. (VDV) hat mich im Rahmen der VDV-Jahrestagung 2013 in Mainz als “Talent im ÖPNV” des Jahres 2013 ausgezeichnet. Der VDV vertritt rund 600 Unternehmen des Öffentlichen Personennahverkehrs, des Schienenpersonennahverkehrs, des Schienengüterverkehrs, der Personenfernverkehrs sowie Verbund- und Aufgabenträger-Organisationen.

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Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

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