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[Video zum Wochenende] Die Londoner Verkehrssteuerungszentrale hält London 24/7 in Bewegung

Dieser Artikel ist Teil der Serie Verkehr während der Olympische Spiele 2012 in London. Eine Übersicht über alle Artikel finden Sie hier.

Transport for London hat einen interessantes Film (12:41 Minuten) veröffentlicht, der einen Einblick in die Verkehrssteuerungszentrale der britischen Hauptstadt erlaubt.

Das London Traffic Control Centre (LTCC) wurde im Januar 2003 kurz vor Einführung der London Congestion Charge eröffnet. Es hat den Zweck das 13.800 Kilometer lange Londoner Straßennetz zu überwachen und Polizei, Verkehrsunternehmen, Entstörungsstellen, Abschleppdienste und viele weitere Einrichtungen zu koordinieren. Hinzu kommt die ständige Überwachung des Verkehrsflusses und die Anpassung von Lichtsignalanlagen, Freigabe von Fahrspuren, usw. bei Störungen im Straßennetz.

Das LTCC ist 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr besetzt. 

Die Verkehrsüberwachung ist in vier Ebenen organisiert:

In Ebene Eins werden Informationen gesammelt und mit dem geplanten Verkehrszustand abgeglichen. In der Hauptverkehrszeit werden eine niedrigere Durchschnittsgeschwindigkeit und ein gewisses Stauaufkommen mit in die Soll-Werte eingeplant. Jeder Stau wird aufgezeichnet und der für diesen Straßenabschnitt zuständige Mitarbeiter alarmiert. Der Einfluss von mittel- und langfristigen Baumaßnahmen und unvorhergesehenen Ereignissen wird geprüft und entsprechende Gegenmaßnahmen entwickelt. Jährlich werden 40.000 kleinere und größere Baumaßnahmen im Londoner Straßennetz durchgeführt. Etwa 60 Prozent dieser Bauarbeiten sind vorab geplant, 40 Prozent müssen kurzfristig angesetzt werden.

Das LTCC bewältigt jedes Jahr mehrere zehntausend unvorhergesehene Ereignisse sowie 750 Großevents. 36 Prozent aller Verzögerungen treten wegen Unfällen auf, 28% wegen Bauarbeiten und acht Prozent wegen liegengebliebener Fahrzeug. 23 Prozent sind Hindernissen, Stau und sonstigen Vorkommnissen geschuldet und fünf Prozent sonstigen Ereignissen wie Paraden, Marathons, usw.

In Ebene 2 überwachen Mitarbeiter mit Hilfe von Überwachungskameras ihre Straßenabschnitte und greifen bei Problemen unmittelbar ein. Auf einer Karte werden die Performance des Straßennetzes und verschidene Staulevel abgebildet. Ein Frühwarnsystem erkennt Probleme bevor der Verkehr vollkommen zum Erliegen kommt.

Die dritte Ebene ist für Eingriffe und die direkte Problembewältigung zuständig. Von dort werden Politessen, Abschleppdienste,  Polizeieinheiten oder Rettungsdienste alarmiert und koordiniert. Diese sollen primär Verkehrsbehinderungen beseitigen und bei Notfällen helfen.

Von der vierten Ebene werden relevante Verkehrsinformationen für die Öffentlichkeit und die Medien bereitgestellt. Diese werden beispielsweise in Echtzeitkarten wie dieser aufgearbeitet oder bei Twitter veröffentlicht.

Die Datenquellen

Um eine Echtzeitüberwachung des Londoner Straßennetzes durchführen zu können, muss das LTCC eine Vielzahl von Daten sammeln und verarbeiten. Zwei größere Systeme unterstützen dabei.

Das London Traffic Information System (LTIS) (Präsentation des Systems) sammelt Daten aus verschiedensten Quellen (CentreComm – Busse, ATC – Polizei und vom LTCC). LTIS umfasst ebenfalls historische Trendanalysen, langfristige Veränderungen im Straßennetz, eine Priorisierung von Lichtsignalanlagen, einen Zeitplan für die Erneuerung von Straßenverkehrstechnik und die entsprechenden Notfallpläne.

Informationen aus LTIS können aus dem TfL-Intranet und von mobilen Applikationen abgerufen werden. Durch LTIS soll es auch einfacher werden, Echtzeitinformationen im Internet zu veröffentlichen und Navigationslösungen und Fahrplanauskünften zur Verfügung zu stellen.

Ein anderes Informationssystem ist das Echtzeit-Verkehrsflussüberwachungssystem COMET. Dieses erlaubt dem London Traffic Control Centre (LTCC) in Echtzeit auf Zwischenfälle und stockenden Verkehrsfluss zu reagieren und deckt derzeit den Innenstadtbereich und die Verbindungsstraßen zu den nördlichen und südlichen Ringstraßen ab.

Die notwendigen Daten stammen zum einen aus Induktionsschleifen, die unter der Straßenoberfläche liegen und fahrzeugbewegungen registrieren und Lichtsignalanlagen steuern (SCOOT-System / Smoothing traffic flow). Diese Informationen werden alle fünf Minuten in das TfL-System übertragen.

Zum anderen werden Informationen über die derzeitige Reisegeschwindigkeit im Straßennetz gesammelt. Zu diesem Zweck erfassen Kameras automatisch Kennzeichen und berechnen die benötigte Zeit für das Zurücklegen der Wegstrecke zwischen zwei Kamerastandorten. Diese Informationen werden alle zehn Minuten aktualisiert und decken derzeit den mautpflichtigen Bereich und das unmittelbare Umfeld desselben ab.

COMET erstellt außerdem Tagesprofile. In diese fließen Staus, Reisezeit und andere Parameter ein und ermöglichen einen direkten Vergleich der Straßenverkehrsqualität verschiedener Tage.

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Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

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E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

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Verfasst von:

Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
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