Die Weiterentwicklung von Infrastruktur und Verkehrsbauwerken ist immer recht schwierig. Eine Straße wird auch in Zukunft sehr viel Ähnlichkeit mit den Straßen haben, die wir heute kennen. Maximal lässt sich eine Straße noch in irgendeiner Form für die Energieerzeugung nutzen. Auch die Schienenwege der Zukunft werden aller Voraussicht nach aus zwei Stahlschienen und mehreren Schwellen bestehen. Auch wenn sich sicherlich, wie in der Vergangenheit auch, die Schienengeometrie, die Befestigung und der Unterbau verändern wird.
Weitaus mehr Innovations- und Veränderungspotenzial steckt in Radwegen. Radverkehrsinfrastruktur ist an sich sehr simpel und hat sehr viele Überschneidungen mit dem herkömmlichen Straßenbau. Dennoch gibt es eine Möglichkeiten, Radwege (in welcher Form auch immer) weiterzuentwickeln.
Vor einigen Tagen hat der Landschaftsarchitekt Sam Martin ein interessantes Radwegekonzept für die britische Hauptstadt London veröffentlicht. Es wird geschätzt, dass im Jahr 2020 1,5 Millionen Fahrten am Tag mit dem Fahrrad in London zurückgelegt werden. Zum Status quo bedeutet dies eine Verdreifachung des Radverkehrs (heute: 500.000 Fahrten / Tag). Dies stellt die Stadt natürlich vor ganz neue Herausforderungen. Insbesondere die Raumaufteilung wird wegen der Endlichkeit der verfügbaren Fläche immer mehr zu einem Problem. Natürlich kann man anderen Verkehrsteilnehmern Fläche “entziehen”, was nichts anderes bedeutet, als dass man Stellfläche für parkende Fahrzeuge oder eine Fahrbahnspur in einen Radweg umwandelt. Jedoch besteht diese Möglichkeit aber auch nicht immer dort, wo es nötig wäre. Die einzige Möglichkeit, die oftmals bleibt, ist ein Ausweichen unter oder über die Erde.
Die Idee von aufgeständerten Radwegen ist dabei nicht neu. Horace Dobbins hat bereits 1897 eine Strecke von Pasadena nach Los Angeles gebaut.
Der SkyCycle in London
SkyCycle ist ein Netz von aufgeständerten Radwegen, die entlang der Hauptverkehrsstraßen Londons verlaufen. Es wäre nicht nur eine Lösung für das Platzproblem, sondern würde dem Radverkehr auch eine völlig neue Bedeutung im städtischen Raum verleihen. Auch würde der Luftwiderstand sinken, sodass der Effizienzgrad der Kraftumwandlung in Vortrieb um bis zu 90 Prozent steigen kann. Somit wären auch für untrainierte Radfahrer Fahrgeschwindigkeiten von 40 km/h möglich, mit Elektroantrieb entsprechend mehr.
Um den Zeitgewinn und die Baukosten gegenzufinanzieren, soll von jedem Nutzer eine Nutzungsgebühr in Höhe von einem Pfund erhoben werden.
Der Veloway in Melbourne
Ein recht ähnliches Konzept könnte in der australischen Stadt Melbourne umgesetzt werden werden. Der Veloway soll die Northbank mit den Docklands verbinden. Er soll auf eine Länge von zwei Kilometern an eine bestehende auf einem Viadukt geführte Eisenbahnstrecke angehängt werden. Der Bau soll 24 Millionen australische Dollar, umgerechnet etwa 19,3 Millionen Euro, kosten.
Die Problematik an den Konzepten
Allerdings besteht bei Konzepten dieser Art natürlich das Problem, dass ein großer Vorteil des Radverkehrs, der einfache Zugang, verhindert wird. Das Fahrrad hat den Vorteil, dass ich mein Ziel meistens direkt anfahren kann, ohne große Umwege in Kauf nehmen zu müssen. Ebenso entfällt die Suche nach einem Parkplatz und der (Fuß-)Weg vom Parkplatz zum Ziel (und umgekehrt). Aufgeständerte Radwege haben jedoch nur einzelne Zu- und Abgangsmöglichkeiten, sodass durchaus Umwege in Kauf genommen werden müssten. Die Einfachheit geht verloren. Für längere Fahrten ist diese Form des Radwegs sicherlich interessant, auch wenn die letztliche Umsetzung fraglich ist.
Problematisch dürften auch die raltiv hohen Baukosten je Kilometer sein. Die Opportunitätskosten des Kapitals, also letztendlich die Frage “Was könnte man mit dem Geld sonst noch machen?” steht ebenfalls im Raum. Statt für ein oder zwei Kilometer Radweg einen zweistelligen Millionenbetrag aufzuwenden, könnte man mit diesen finanziellen Mitteln mehrere Kilometer konventionelle Radwege bauen und Lücken im Netz schließen. Zum Vergleich: Ein Kilometer Radweg kostet je nach Ausführung um die 200.000 Euro.
Von fest zu variabel
Radwege müssen aber auch nicht zwingend ein fest installiertes Verkehrsbauwerk sein. Man kann Radwege sogar virtuell darstellen. Das nun vorgestellte Konzept soll allerdings kein Radweg an sich sein, sondern die Sicherheit von Radfahrern in der Nacht erhöhen. Das amerikanische Unternehmen XFire hat eine spezielle Rückleuchte entwickelt, die mittels Laser eine Art Radweg hinter dem Radfahrer erzeugt und somit die Sichtbarkeit des Radfahrers erhöhen soll.
Der Laser-Radweg kann auf eine Entfernung von über anderthalb Kilometern erkannt werden und ist auch im Kegel von Scheinwerfern und Straßenlaternen erkennbar. Ob es die Verkehrssicherheit wirklich erhöht, müssen wir sehen…