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[Copenhagenize Urban Index] Die fahrradfreundlichsten Städte 2013

Das dänische Radverkehrs-Beratungsunternehmen Copenhagenize.eu, das aus dem sehr zu empfehlenden Blog Copenhagenize.com hervorgegangen ist, bewertet im Copenhagenize Index die radfreundlichsten Großstädte weltweit. (Liste der 20 radfreundlichsten (Groß-)Städte auf der Welt für das Jahr 2011)

Copenhagenize Index 2013Der Copenhagenize Index vergibt Noten an Städte, für ihre Bemühungen das Fahrrad als akzeptierte und praktische Verkehrsform zu etablieren. Das Interesse, das Fahrrad als ernst zu nehmende Verkehrsart in den Städten zu haben, ist weltweit ungebrochen. Jede Stadt auf der Welt war auf die eine oder andere Weise fahrradfreundlich, bis Verkehrsplaner und Verkehrsingenieure in den sechziger Jahren mit dem Umbau der Städte hin zu autofreundlichen Strukturen begonnen haben und Radfahrer, Fußgänger und Nutzer des ÖPNV zu drittklassigen Bürgern degradierten. Die Zeiten haben sich zum Glück geändert.

Viele Städte auf der Welt stellen sich der Herausforderung eines veränderten Mobilitätsbewusstseins und versuchen durch Maßnahmen in den Bereichen Radverkehrsinfrastruktur, Politik, Fahrradverleihsysteme, etc. auf Basis bestehender Strukturen umzusetzen, um Städte fahrradfreundlicher und damit lebenswerter zu machen.

Der Copenhagenize Index bewertet diese Maßnahmen mit 0 und 4 Punkten in 13 verschiedenen Kategorien. Darüber hinaus werden maximal 12 Bonuspunkte für besonders beeindruckende Anstrengungen oder Ergebnisse vergeben. Insgesamt können 64 Punkte erreicht werden. Das Ergebnis wird als Prozentsatz ausgewiesen (100 Prozent = 64 Punkte).

Bonuspunkte drücken vor allem den politischen Willen zu Investitionen in Radverkehrsinfrastruktur aus. Als Beispiel können hier Radverkehrspläne und geplante Maßnahmen dienen, die noch in der Konzeptionsphase sind und im nächsten Copenhagenize Index einen Effekt auf die Wertung haben werden.

Ein Beispiel für die Vergabe von Bonuspunkten ist die belgische Stadt Antwerpen. Die Gewinner der Kommunalwahl haben im Wahlkampf den Bau von 100 Kilometern neuen Radwegen versprochen und dafür Bonuspunkte erhalten. Da dieses Versprechen bis zur Kommunalwahl 2012 eingelöst wurde, erhält Antwerpen neben zusätzlichen Bonuspunkten einen höheren Basiswert für Infrastruktur.

Auf den vorderen Plätzen finden sich auch dieses Jahr drei niederländische Städte, die vor allem von ihrer guten Infrastruktur und den Maßnahmen der Vergangenheit profitieren. Aber auch andere Länder holen Schritt für Schritt auf. 

Erstmals finden sich drei französische Städte in den Top 20. Ein Zeichen, dass Frankreich sehr starke Fortschritte im Bereich Radverkehr zu verzeichnen hat. Drei deutsche und zwei japanische Städte sind ebenfalls weiterhin im Ranking vertreten und festigen den Ruf als Fahrradnationen hinter den Niederlanden und Dänemark.

Copenhagenize Index 2013

Die 13 Wertungskategorien:

Interessenvertretung
Wie stark sind die Interessenvertretungen in der jeweiligen Stadt / Region / Land und welche Einflussmöglichkeiten haben sie?
Wertungsbereich: kein Einfluss bis starken Einfluss mit politischen Einflussmöglichkeiten

Fahrradkultur
Wird das Fahrrad als vollwertiges Verkehrsmittel angesehen oder wird es nur von einer Randgruppe genutzt?
Wertungsbereich: Kein Radverkehr / Nutzung nur von Radsportlern bis Nutzung von allen Bevölkerungsschichten einer Stadt

Einrichtungen und Abstellmöglichkeiten
Gibt es Abstellmöglichkeiten, Rampen in Treppenbereichen, Radabteile in Zügen und Bussen und Schilder in ausreichender Zahl und Qualität?
Wertungsbereich: nicht vorhanden bis weit verbreitet und innovative Einrichtungen

Radverkehrsanlagen
Wie viele und welche Radverkehrsanlagen gibt es in einer Stadt?
Wertungsbereich: Keine Radverkehrsanlagen, Fahrradfahrer können ausschließlich die Straße benutzen bis sichere, baulich abgetrennte Radverkehrsanlagen in sehr guter Qualität

Bikesharing
Existiert in einer Stadt ein leicht verständliches und viel genutztes Bikesharing-Programm?
Wertungsbereich: Kein Bikesharing Angebot vorhanden bis sehr stark genutztes und sehr leicht verständliches Bike-Sharing Angebot.

Geschlechterverteilung
Wie viele der Radfahrer sind männlich / weiblich?
Wertungsbereich: Überwiegend männliche Radfahrer bis gleiche Anteile bzw. leicht stärkerer Anteil bei Frauen

Anteil des Radverkehrs am Modal Split
Für wie viele an einem Tag zurückgelegte Wege wird das Fahrrad genutzt?

Wachstumsrate des Radverkehrs am Modal Split (Basis: 2006)
Um welchen Prozentsatz ist der Radverkehrsanteil seit 2006 pro Jahr gewachsen?
Wertungsbereich: unter 1 Prozent bis 5 Prozent oder mehr

Wahrnehmung der Sicherheit:
Wie nehmen Radfahrer ihre Verkehrssicherheit wahr? Dies wird gemessen in Helmtrageraten. Haben die Radfahrer gar Angst wegen massiver Forderungen, das Tragen eines Helmes verpflichtend zu machen oder durch Angstkampagnen?
Wertungsbereich: Helmpflicht mit konstanter Werbung pro Helm bis niedrige Helmtrageraten (= hohes Sicherheitsempfinden)

Politik
Wie ist die Politik und Verwaltung gegenüber Radfahrern eingestellt?
Wertungsbereich:Radfahrer nicht existent auf politischer Ebene bis aktive politische Beteiligung.

Gesellschaftliche Akzeptanz
Wie stehen andere Verkehrsteilnehmer und die Gesellschaft zu Radfahrern?
Wertungsbereich: vollständige Ablehnung bis vollständige Akzeptanz

Stadt- und Verkehrsplanung
Wie viel Wert legen Stadt- und Verkehrsplaner einer Stadt auf die Fahrradinfrastruktur und sind sie gut über gut funktionierende internationale Konzepte informiert?
Wertungsbereich: MIV-zentrierte Planung bis Verkehrsplanung, die Fußgänger und Radfahrer bevorzugt behandelt

Verkehrsberuhigung
Welche Maßnahmen wurden umgesetzt um Geschwindigkeiten zu senken und den Verkehr zu beruhigen, um die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer zu erhöhen?
Wertungsbereich: keine Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung bis Radfahrer und Fußgänger stehen in der Hierarchie an erster Stelle

Bewertungen:

Amsterdam (83 Prozent, 2011: Platz 1 – unverändert)

CPHI Amsterdam

  • Spitzenreiter in den meisten Kategorien
  • starke Radverkehrsnachfrage im kompakten Innenstadtbereich
  • entspannte Atmosphäre, keine Panikmache und wenige Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern
  • große Fürsprache vonseiten der kommunalen, regionalen und landesweiten Politik, der Bevölkerung und anderen Organisationen
  • sehr gute Infrastruktur und sonstige Radverkehrsanlagen
  • viele Tempo 30-Zonen, die für ein hohes Sicherheitsgefühl sorgen
Radverkehr Amsterdam am Abend
Abendlicher Radverkehr in Amsterdam – Foto: Copenhagenize Design Co.

Verbesserungsmöglichkeiten:

  • Angleichung der Radwege (Qualität und Dimensionierung)
  • Fahrverbot von Motorrollern auf Radwegen

Kopenhagen (81 Prozent, 2011: Platz 2 – unverändert)

CPHI Kopenhagen

  • sehr gute Radfahrkultur, Infrastruktur / Anlagen
  • Bau weiterer Radverkehrsanlagen und Fußgänger-/Radfahrer-Brücken über den Hafen
  • Bau von Radschnellwegen in das Umland (siehe auch “Radschnellwege für mehr Radverkehr auf dem Land und zwischen Städten“)
  • hoher Stellenwert des Fahrrads in Politik und Gesellschaft
  • einheitliche Dimensionierung und Qualität der Radverkehrsanlagen
  • hoher Radverkehrsanteil
  • sehr hoher Innovationsgrad, Mut zu unkonventionellen Maßnahmen, sehr gutes Marketing
Radfahrer Kopenhagen
Abendlicher Radverkehr auf der Nørrebrogade in Kopenhagen, die weltweit von Radfahrern meistfrequentierte Straße – Foto: Copenhagenize Design Co.

Verbesserungsmöglichkeiten:

  • Stagnation des Radverkehrsanteils, mangelndes Vertrauen in die Politik, das Ziel 50% Radverkehr erreichen zu wollen.
  • starke Förderung des Fahrradhelmes ->Radverkehrsanteil ist von 37 Prozent auf 35 Prozent gefallen
  • Förderung des MIV durch den Bau des Hafentunnels
  • Ausweitung des Parkraumangebots für Pkw

Utrecht (77 Prozent, Neueinsteiger)

Utrecht CPHI

  • Hat weltweite Führungsposition im Radverkehr im Vergleich mit anderen kleinen Städten inne
  • sehr gut ausgebautes Radwegenetz, das Vorbild für Verkehrsplaner aus aller Welt ist
  • hoher Radverkehrsanteil

Verbesserungsmöglichkeiten:

  • Nur geringe Anstrengungen, den Radverkehrsanteil weiter zu erhöhen
  • Erschließung neuer Wohn- und Gewerbegebiete muss mit weiterem Ausbau der Radverkehrsanlagen einhergehen

Sevilla (76 Prozent, Neueinsteiger)

Sevillia CPHI

  • Starkes Radverkehrswachstum von 0,5 Prozent Anteil am Modal Split im Jahr 2006 auf über 7 Prozent im Jahr 2012.
  • Sehr starke Förderung des Radverkehrs seitens der Politik
  • Neubau von 80 Kilometer Radweg innerhalb eines Jahres, weiterer Ausbau geplant bzw. in Ausführung
  • sehr gutes und vorbildliches Bikesharing-Angebot
  • Sevilla erhielt für den Ausbau der Infrastruktur, die politische Unterstützung und das Bikesharing-Angebot 12 Bonuspunkte

Verbesserungsmöglichkeiten:

  • Weitere Ausbaumaßnahmen und politische Unterstützung, um einen Radverkehrsanteil von 15 Prozent und mehr zu erreichen
  • Problematisch dürfte die Einführung einer Radhelmpflicht in Spanien werden
  • Zweirichtungsradwege sollten durch Einrichtungsradwege auf jeder Straßenseite ersetzt werden. Ziel der Maßnahme ist eine höhere Verkehrssicherheit.

Bordeaux (76 Prozent, Neueinsteiger)

Bordeaux CPHI

  • Vorbildliches Investment in das innerstädtische Radwegenetz, das mittlerweile 200 Kilometer umfasst
  • In der Region Communauté Urbaine de Bordeaux wurden mittlerweile 400 Kilometer neue Radwege errichtet
  • starkes Radverkehrswachstum auf mittlerweile zehn Prozent (5% im Umland)
  • sehr gutes Bikesharing-Angebot VCub
  • gute Integration Radverkehr – ÖPNV
Cargobike Familie Bordeaux
Eine Familie nutzt in Bordeaux ein Cargobike – Foto: Copenhagenize Design Co.

Verbesserungsmöglichkeiten:

  • Weiterer Ausbau des Radwegenetzes
  • Angleichung der Radwege (Qualität und Dimensionierung)
  • Verbesserung der Verkehrssicherheit

Nantes (72 Prozent, Neueinsteiger)

Nantes CPHI

  • sehr starke Förderung des Radverkehrs durch die Politik
  • zwischen 2009 und 2014 werden über 40 Millionen Euro in den Radverkehr investiert
  • Ausbau des Radwegenetzes auf mittlerweile fast 400 Kilometer
  • Anstieg des Anteils am Modal Split in der Metropolregion von 2 Prozent (2008) auf 4,5 Prozent (2012), in der Stadt liegt der Anteil am Gesamtverkehr mittlerweile über fünf Prozent
  • Erste Stadt in Frankreich, die  Radfahrern das Rechts-Abbiegen an roten Ampeln erlaubt
  • gutes Bikesharing-Angebot
  • Förderprogramm zur Anschaffung von Cargobikes

Verbesserungsmöglichkeiten:

  • Weiterer Infrastrukturausbau notwendig, um das Ziel von 15 Prozent Radverkehrsanteil zu erreichen
  • Verkehrsberuhigung
  • Weiteres Lernen von internationalen Best Practise-Beispielen notwendig

Antwerpen (72 Prozent, Neueinsteiger)

Antwerpen CPHI

  • Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen hat mittlerweile 16 Prozent erreicht
  • Wahlkampfversprechen des Jahres 2006, 100 Kilometer neue Radwege zu errichten, wurde erfüllt
  • Neubau von Radverkehrsanlagen folgt internationalen Best Practise-Beispielen
  • Sehr gute Radabstellmöglichkeiten am Hauptbahnhof
  • gutes Bikesharing-Angebot
  • hoher Stellenwert des Fahrrads in Politik und Gesellschaft
Radweg in Antwerpen
Neu angelegter Radweg in Antwerpen – Foto: Copenhagenize Design Co.

Verbesserungsmöglichkeiten:

  • Wille zur Förderung des Radverkehrs muss auch in den kommenden Jahren weiterhin vorhanden sein
  • Radverkehrsanteil von 25 Prozent sollte angestrebt werden

Eindhoven (66 Prozent, Neueinsteiger)

Eindhoven CPHI

  • gutes Radwegenetz
  • Innovative Konzepte wie den schwebenden Kreisverkehr für Radfahrer und Fußgänger

Verbesserungsmöglichkeiten:

  • Weitere Investitionen in das Radwegenetz notwendig
  • Mehr Anstrengung von Seiten der Politik mit ambitionierten Zielen notwendig

Malmö (63 Prozent, Neueinsteiger)

Malmö CPHI

  • Investitionen in Höhe von 47 Millionen Euro innerhalb von sieben Jahren
  • im Gegensatz zu Kopenhagen und Göteborg ausgewogenere Forderung einen Radhelm zu tragen.
  • Malmö gibt den Radwegen Namen, damit diese besser voneinander unterschieden werden können
  • Sehr gute Kommunikationsstrategie zur Förderung des Radverkehrs:

Verbesserungsmöglichkeiten:

  • Bau des Radschnellwegs nach Lund
  • Weitere Förderung des Radverkehrs
  • maßvolle Förderung des Radhelms

Berlin (62 Prozent, 2011: Platz 5 – drei Plätze verloren)

Berlin CPHI

  • Stadtweiter Radverkehrsanteil von 13%, in einigen Bezirken sogar bis zu 25%
  • gute Geschlechter- und Altersverteilung, Akzeptanz des Fahrrades als konventionelle Verkehrsform in breiten Schichten der Gesellschaft
  • gut ausgebaute Radverkehrsinfrastruktur
Kunst Berlin Ampel
Künstlerisch verzierte Lichtsignalanlage in Berlin (aus Sicht der Verkehrssicherheit natürlich keinesfalls zu empfehlen!) – Foto: Copenhagenize Design Co.

Verbesserungsmöglichkeiten:

  • Vereinheitlichung der Radverkehrsanlagen (Qualität und Dimensionierung)
  • weitere Verbesserung der Akzeptanz des Fahrrades
  • innovativere und mutigere Ansätze von Politik und Verwaltung
  • höhere Investitionen, Copenhagenize: “Die Stadt kommuniziert sie sei pleite, verschleudert aber Geld für den Ausbau des Straßennetzes und den Flughafen Berlin Brandenburg”
  • Berlins Radverkehrsqualität steht und fällt mit der Finanzierung

Dublin (60 Prozent, 2011: Platz 9 – unverändert)

Dublin CPHI

  • gutes Bikesharing-Programm
  • Ausbau des Radwegenetzes und Einrichtung von Tempo 30-Zonen
  • politischer Wille den Radverkehrsanteil zu stärken, vor allem vonseiten der Nationalregierung
  • Viele Tempo 30-Zonen
  • Höchster Grad an Straßenverkehrssicherheit im Vergleich zu anderen europäischen Städten
  • Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen erreicht mittlerweile 7,5 Prozent, im Innenstadtbereich sogar über zehn Prozent
Dublin Infrastruktur Radweg
Radweg in Dublin. Im Gegensatz zu Deutschland befindet sich der Fußweg zwischen Radweg und parkenden Fahrzeugen – Foto: Copenhagenize Design Co.

Verbesserungsmöglichkeiten:

  • weitere Anstrengungen den Radverkehrsanteil zu erhöhen
  • höhere Budgets für den Radverkehr
  • weitere Anlage von Radverkehrsanlagen
  • Erstellen einer Radverkehrsstrategie

Tokio (59 Prozent, 2011: Platz 4 – sechs Plätze verloren)

Tokio CPHI

  • hohe Akzeptanz des Fahrrades als Verkehrsmittel
  • hohe Verkehrssicherheit durch sehr gute Ausbildung der Autofahrer und anderer Verkehrsteilnehmer
  • Innovative Abstellmöglichkeiten für Fahrräder insbesondere vor Bahnhöfen
  • ÖPNV und Fahrrad stehen in Symbiose, der geplante 24-Stunden-Betrieb der Tokioer U-Bahn soll weitere Impulse für den Radverkehr geben

Verbesserungsmöglichkeiten:

  • Ausbau des Radwegenetzes, Netzbildung
  • Erhöhung der Durchschnittsgeschwindigkeit durch bauliche Maßnahmen oder Trennung der Verkehrsströme

München (58 Prozent, 2011: Platz 6 – fünf Plätze verloren)

München CPHI

  • starke Anstrengungen den Radverkehrsanteil zu erhöhen, großes Marketingbudget
  • gute Radverkehrsinfrastruktur
  • Politik und Verkehrsplaner sind Pro-Fahrrad
  • sehr hoher Radverkehrsanteil (20 Prozent)

Verbesserungsmöglichkeiten:

  • München handelt mittlerweile zu langsam
  • Schaffung einer einheitlichen Radverkehrsinfrastruktur
  • mehr Mut Straßenraum vom Pkw-Verkehr auf den Radverkehr umzuverteilen
  • stärkere Fürsprache der Politik für ein gut ausgebautes Radverkehrsnetz in der Öffentlichkeit

Montreal (58 Prozent – 2011: Platz 8 – drei Plätze verloren)

Montreal CPHI

  • lange Vergangenheit: erste Radwege wurden bereits in den 80er Jahren angelegt
  • starke Pro-Fahrrad-Bewegung in der Stadt
  • gutes Bikesharing-Angebot
  • gute politische Vernetzung von NGOs
  • hoher Radverkehrsanteil in der Quelle-Ziel-Gruppe Wohnen-Arbeit
  • hohe Bedeutung des Fahrrads im Nachtleben
Montreal Radverkehr
Radfahrer in Montreal – Foto: Copenhagenize Design Co.

Verbesserungsmöglichkeiten:

  • Ausbau und Modernisierung des Radwegenetzes
  • Anlage von Ein-Richtungs-Radfahrstreifen an beiden Straßenseiten statt einseitiger Zweirichtungsradfahrstreifen mit höherer Unfallgefahr

Nagoya (58 Prozent, Neueinsteiger)

Nagoya CPHI

  • Nationales Ziel: Radverkehrsanteil soll auf 25 Prozent am Gesamtverkehrsaufkommen steigen (derzeit: 15 Prozent)
  • sehr hohe Infrastrukturqualität mit baulich getrennten Radwegen auf Straßen mit hohem Verkehrsaufkommen

Verbesserungsmöglichkeiten:

  • Weiterer Ausbau des Radwegenetz
  • Trennung der Verkehrsströme, insbesondere Fuß- und Radverkehr
  • Eindeutigere Straßenverkehrsregeln für den Radverkehr notwendig (nationales Problem)

Rio de Janeiro (56 Prozent, 2011: Platz 18 – sechs Plätze gewonnen)

CPHI Rio

  • gute Infrastruktur, die Großteile der Stadt abdeckt
  • ambitionierte Ausbaupläne
  • Das neue Bikesharing-Angebot ist ein großer Erfolg
Rio Radverkehr
Radverkehr in Rio de Janeiro – Foto: Copenhagenize Design Co.

Verbesserungsmöglichkeiten:

  • geringes Sicherheitsgefühl
  • Erlaubte Höchstgeschwindigkeit innerorts von 70 Stundenkilometer ist zu hoch
  • Radwegenetz ist sanierungsbedürftig, neue Viertel müssen erschlossen werden
  • steigende Pkw-Nutzung
  • Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung dringend notwendig

Barcelona (55 Prozent, 2011: Platz 3 – neun Plätze verloren)

CPHI Barcelona

  •  starkes Wachstum des Radverkehr auf mittlerweile vier Prozent am Modal Split
  • sehr gutes Bikesharing-Angebot
  • Einrichtung vieler Tempo 30-Zonen (Ziel: In 80% des Stadtgebietes soll Tempo 30 gelten)
  • sehr gutes Radwegenetz, das zum Teil baulich getrennt ist
Radweg Barcelona in Mittellage
Radverkehrsinfrastruktur in Barcelona – Foto: Copenhagenize Design Co.

Verbesserungsmöglichkeiten:

  • bessere Förderung des Radverkehrs durch Politik und Verwaltung
  • Vereinheitlichung der Radinfrastruktur, Schließen von Lücken im Netz
  • Probleme mit Motorrollern sollten gelöst werden
  • Radhelmpflicht hemmt weiteres Wachstum

Budapest (55 Prozent, 2011: Platz 10 – drei Plätze verloren)

Budapest CPHI

  • gute gesellschaftliche Akzeptanz des Fahrrades
  • Erreichen der 5%-Hürde am Modal Split innerhalb weniger Jahre
  • intelligente Planung von Radverkehrsanlagen
  • hoher Coolness-Faktor des Fahrrades
  • gutes Marketing
Budapest cycle chic
Cycle Chic Event in Budapest – Foto: Copenhagenize Design Co.

Verbesserungsmöglichkeiten:

  • Intensivierung der radfreundlichen Politik und des Marketings
  • hoher Ausbaubedarf

Paris (54 Prozent, 2011: Platz 7 – sieben Plätze verloren)

Paris CPHI

  • sehr gutes Bikesharing-Angebot (Spitzenplatz), Vorbild für viele andere Großstädte weltweit
  • gut ausgebaute Radverkehrsinfrastruktur
  • Fahrrad schnellstes Verkehrsmittel in der Stadt
velib station paris
Separater Radweg und Fahrradverleihstation in Paris – Foto: Copenhagenize Design Co.

Verbesserungsmöglichkeiten:

  • mehr Mut und Visionen auf Verwaltungsebene
  • Einrichten weiterer Tempo 30-Zonen und Rückbau der Hauptverkehrsstraßen entlang der Seine
  • weiterer Ausbau des Radnetzes, Vereinheitlichung von Qualität und Dimensionierung
  • mehr straßengeführte Radwege statt nur straßenbegleitende (dichtere Rasterstruktur)
  • bessere Instandhaltung der Bikesharing-Räder notwendig

Hamburg (54 Prozent, 2011: Platz 13 – einen Platz verloren)

Hamburg CPHI

  • langsames, aber stetiges Wachstum des Radverkehrsanteils

Verbesserungsmöglichkeiten:

  • Ausbau und Verbesserung der Radverkehrsanlagen, bessere Netzbildung
  • Ausweitung des Bikesharing-Angebots
  • stärkere politische Fürsprache

Nicht in die Top 20 geschafft haben es dieses Jahr Portland, Guadalajara, Stockholm, Helsinki, London, San Francisco, Wien und New York.

Es wäre zudem wünschenswert, wenn Copenhagenize in Zukunft die Ergebnisse aller 150 betrachteten Städte veröffentlichen würde. Mir persönlich fehlen in der Auflistung einige Städte, die ich persönlich unter den besten 20 Fahrradstädten der Welt gesehen habe. Die Platzierung und vor allem die Bewertung dieser Städte würden mich sehr interessieren.

Anonymous

Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

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David
David
10. September 2014 14:17

Hi

Schöne Übersicht, vielen Dank dafür!

Es stimmt, manche Kriterien an denen die Fahrradfreundlichkeit bemessen wird könnte man genauer hinterfragen. Einen Überblick kann man sich trotzdem verschaffen, wenn man diese Listen anschaut. Vor allem lassen sich auch Trends ableiten.

Dass München Fahrrad-unfreundlich wäre kann ich übrigens nicht bestätigen. Dafür sind wir hier mittlerweile viel zu viele :-)

Axel
Axel
19. Mai 2013 21:19

Leider ist dieser Index nix als eine jährliche Werbeaktion für das Beratungsunternehmen. Zudem verstärkt den Glauben, dass man ohne Radverkehrsanlagen – und mögen sie noch so unterirdisch schlecht sein – nicht Fahrrad fahren kann. Zudem seinen nur die blanken Fahrradfahrerzahlen zu zählen – dass sich in den meisten Städten der Autoanteil nicht oder kaum reduziert, interessiert niemanden. Für Fußgänger wird es in diesen Städten daher immer ungemütlicher und der ÖPNV verliert in vielen Fällen auch noch Nutzer.

Es werden lediglich Kennzahlen – und da auch nur diese, die einem in den Kram passen – bewertet und subjektiv gewichtet. Ob man in diesen Städten wirklich vernünftig Radfahren kann fragt niemand.

Die besten Städte zum Radfahren sind eh die, die keine oder kaum Radwege haben – nur dort ist man noch eine echter Verkehrsteilnehmer. Städte wie München gehören auf den letzten Platz – hier wird das Rad nur als Marketinginstrument gesehen… von wegen Radlhauptstadt und so. Wenn jemand aber glaubt, wer wäre dort ein willkommener Verkehrsteilnehmer, der wird eine Überraschung erleben.

TuxDerPinguin
TuxDerPinguin
19. Mai 2013 18:53

denke mal, dass eine gewisse Angst besteht, dass Städte die schlecht abschneiden, nicht mehr kooperieren.

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Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V. (VDV) hat mich im Rahmen der VDV-Jahrestagung 2013 in Mainz als “Talent im ÖPNV” des Jahres 2013 ausgezeichnet. Der VDV vertritt rund 600 Unternehmen des Öffentlichen Personennahverkehrs, des Schienenpersonennahverkehrs, des Schienengüterverkehrs, der Personenfernverkehrs sowie Verbund- und Aufgabenträger-Organisationen.

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Verfasst von:

TuxDerPinguin

Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

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