Normalerweise ziehen steigende Preise eine sinkende Nachfrage nach sich. Bei Treibstoffen ist dies oftmals nicht der Fall. Zwar schimpfen Autofahrer allerorts über die unverschämte “Abzocke” und den Staat, der am verkauften Benzin / Diesel kräftig mitverdient; eine Nachfrageanpassung (sprich weniger und kürzere Autofahrten) erfolgt aber in der Regel nicht.
Dies hat zum einen den Grund, dass viele Menschen auf das Auto angewiesen sind und die Treibstoffpreise für das Entstehen von wettbewerbsfähigen Alternativen immer noch zu niedrig sind. Zum anderen mögen öffentliche Transportnetze in größeren Städten gut ausgebaut sein, Bewohner ländlicher Regionen sind aber meistens auf das Auto angewiesen und können die Transportmittelwahl nicht so leicht substituieren.
In einer Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag des ZDF, gaben 55% der 1.292 Befragten an (Mehrfachnennungen möglich), Autofahrten einschränken zu wollen, 29% wollten benzinsparender fahren und 8% ihr Auto ganz abschaffen. 21% der Befragten – mehr als ein Fünftel – wollten ihr Fahrverhalten jedoch nicht ändern.
In den USA, der Autofahrernation schlechthin, war dies in den letzten Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten, nicht anders. Obwohl der Preis pro Gallone von unter 1,40$ (1998) auf über drei Dollar (2010) stieg, nahmen die mit Autos zurückgelegten Kilometer pro Kopf nicht ab. 1956 fuhr ein amerikanischer Autobesitzer im Durchschnitt mit seinem Fahrzeug 4.000 Meilen pro Jahr, 50 Jahre später waren es bereits über 10.000 Meilen. Minimale Korrekturen waren allenfalls während der Ölkrise 1973 / 1974 (minus 210 gefahrene Meilen pro Jahr und Kopf) und während der iranischen Revolution 1978 – 1981 (minus 156 gefahrene Meilen pro Kopf und Jahr) zu verzeichnen.
In der Periode 2002 bis 2008 stiegen die Benzinpreise in den USA pro Gallone von etwa 1,60 US-Dollar auf über 3,30 US-Dollar. Alleine in den Jahren 2006 bis 2008 stieg der Benzinpreis um 21 US-Cent / Gallone. Diese Preissteigerungen hatten erstmals einen größeren Einfluss auf die gefahrene Kilometerzahl!
Der folgende Graph zeigt die durchschnittlichen Treibstoffpreise in den USA an der Y-Achse und die durchschnittlich von amerikanischen Autofahrern gefahrenen Kilometer pro Kopf und Jahr an der X-Achse.
In dieser Grafik (durch Klick vergrößerbar) ist sehr gut zu erkennen, wie die jährliche Fahrleistung seit dem Jahr 2006 erst leicht und ab 2008 stärker zurück ging.
Für etwa zwanzig Jahre war den Benzinpreis in den USA relativ stabil. In Kombination mit steigenden Einkommen wuchs die jährliche Fahrleistung in dieser Periode um etwa 2.500 Meilen. Problematisch ist in meinen Augen neben der Ausweitung der jährlichen Fahrleistung, der Fakt, dass die Anzahl an Autofahrern durch die positive Bevölkerungsentwicklung insgesamt steigt und auch zukünftig weiter steigen wird.
Natürlich hängt der Rückgang der Jahre 2005 bis 2010 sehr stark mit der Wirtschafts- und Finanzkrise zusammen. Sollten sich die wirtschaftlichen Fundamentaldaten deutlich bessern und die Arbeitslosigkeit in den USA zurückgehen, werden auch die gefahrenen Kilometer wieder ansteigen.
Nichtsdestotrotz scheint bei einem Benzinpreis von über drei Dollar pro Gallone den Amerikanern die Lust am Autofahren allmählich zu vergehen. Zum Vergleich: der Preis für eine Gallone Treibstoff beträgt in Europa etwa 6 Dollar. Amerikaner bezahlen folglich im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, relativ wenig für ihren Treibstoff. Dies dürfte aber nicht ewig so bleiben.
Und eine wachsende, wenn auch immer noch kleine Menge umweltbewusster Pendler hat die Zeichen der Zeit erkannt und steigt auf das Fahrrad und die öffentlichen Verkehrsmittel um.
Bitte lesen Sie auch unsere Artikelserie Entwicklung der Kraftstoffpreise und -märkte in Deutschland. Eine Übersicht über alle Artikel finden Sie hier.
Bleibt abzuwarten, wie sich das alles in der nächsten Zeit entwickelnn wird, aber für mich als Verbrauchen wäre günstigere Preise mehr als notwendig.
Mann kann nur hoffen, dass der Spritpreis dauerhaft hoch bleibt und im besten Fall wieter steigen wird. In Deutschland sollte die Regierung mehr Steuern auf Kraftstoffe erheben…
Hallo,
eine sehr unpopuläre Meinung, aber in meinen Augen eine richtige. Ein niedriger Benzinpreis behindert die Transformation hin zu einer nachhaltigen Mobilität. Elektroautos sind durch ihren höheren Preis für Batterie, etc. erst ab einem Benzinpreis von 2,50 – 3,00 Euro wettbewerbsfähig gegenüber einem Automobil mit herkömmlichen Verbrennungsmotor.
Wenn wir alle Kosten für die Spritgewinnung und das Fahren mit Verbrennungsmotor einpreisen würden, müsste ein Liter Benzin etwas über 4€ / Liter kosten.
Die in Deutschland erhobene Mineralölsteuer und Biosteuer sind ja feste Beträge. Durch die Inflation werden also die Steuereinnahmen des Staates gemindert. Und außerdem sollte man bedenken, dass es immer spritsparendere Farzeuge gibt, sodass das Mineralölsteueraufkommen des Staates kontinuierlich sinkt. Der Nebeneffekt von spritsparenden Fahrzeugen -> PKW-Maut evtl. sinnvoll?
Aber eine Steuererhöhung wird es auf absehbare Zeit nicht geben. Ist einfach zu unpopulär. Und es heißt ja nicht umsonst, dass die Treibstoffpreise die Brotpreise des 21. Jahrhunderts sind…