Haltestellen sind besondere Gefahrenstellen und benötigen sowohl von Verkehrsteilnehmern als auch von Verkehrsplanern besondere Aufmerksamkeit. Je nach Verkehrsführung an Haltestellen kann es zu Konflikten des fließenden Verkehrs mit den wartenden, ein- und aussteigenden Fahrgästen kommen. Dies gilt insbesondere dort, wo zwischen Wartefläche und Haltestelle ein Radweg verläuft.
In einer Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen wurden verschiedenste Führungsvarianten in Haltestellenbereichen untersucht 1. Insbesondere die Radverkehrsführung auf einem Radweg unmittelbar am Fahrbahnrand mit Einstiegs- und Ausstiegsbereich der Fahrgäste auf dem Radweg erwies sich als besonders konfliktauffällig. Hier kam es besonders häufig zu leichteren Konflikte zwischen Radfahrern und einsteigenden beziehungsweise aussteigenden Fahrgästen. Bei einem Radweg zwischen Wartefläche und Gehweg traten dagegen häufiger mittlere und schwere Konflikte mit aussteigenden Fahrgästen auf. Bei einer Mischfläche kam es nur zu leichten Konflikten.
Eine Führung des Radverkehrs auf der Fahrbahn etwa durch die Freigabe von Busspuren oder Radfahrstreifen kann eine Alternative sein. Jedoch kann es auch hier durch Konflikte zwischen Radfahrern und beispielsweise dem Busverkehr kommen:
In den Niederlanden hat man bereits Anfang der siebziger Jahre den Schluss gezogen, dass den schwächsten Verkehrsteilnehmern der baulich möglichst beste Schutz einzuräumen ist. Daher verzichtet man bereits seit mehreren Jahren weitestgehend auf eine Radverkehrsführung auf einem Radweg zwischen Fahrbahn und Wartefläche für Fahrgäste. Des Weiteren versucht man den Busverkehr und den Radverkehr voneinander zu trennen.
Fahrradfahrer versuchen aus Effizienzgründen eine konstante Geschwindigkeit zu halten. In Haltestellenbereichen muss entweder hinter einem Bus gehalten werden oder dieser muss überholt werden. Ein Sicherheitsrisiko, wenn Fahrgäste vor dem Bus die Straße überqueren oder der Busfahrer den überholenden Radfahrer übersieht. Hinzu kommt: Konflikte zwischen Radfahrern und Bussen werden wegen der Masse- und Größenunterschiede subjektiv besonders negativ empfunden.
Aus diesem Grund wird der Radverkehr vor dem Haltestellenbereich vom fließenden Verkehr separiert und hinter der Haltestelle entlang geführt. Eine Einfädelung auf die Fahrbahn erfolgt in ausreichendem Abstand zum Haltestellenbereich:
Weitere niederländische Lösungen zur Radverkehrsführung an Bushaltestellen lassen sich dem folgenden Video entnehmen. Es stellt zehn verschiedene Möglichkeiten vor, die sich nach verfügbarer Fläche, Haltestellentyp und Radverkehrsaufkommen / Radwegbreite unterscheiden. Alle Beispiele stammen aus der niederländischen Stadt Assen und sind dort üblich. Die Auswahl der Haltestellen erfolgte nicht nach einem besonderen Verfahren. Die gezeigten Beispiele liegen nur besonders nahe zum Wohnort von David Hembrow, der das Video erstellt hat.
- Wilhelm Angenendt, Arne Blase, Dirk Bräuer, Werner Draeger, Dorothée Klöckner, Markus Wilken: Radverkehrsführung an Haltestellen Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Heft V 76, 2000 ↩