Verkehrsgeschichte

[Verkehrsgeschichte] ORBIS – Ein Verkehrsmodell für das Römische Reich

Das Verkehrsmodell ORBIS mit den enthaltenen Knoten und Kanten - Grafik: ORBIS - The Stanford Geospatial Network Model of the Roman World
Das Verkehrsmodell ORBIS der Stanford University schätzt, wie lange eine Reise und der Transport von Gütern im Römischen Reich gedauert haben könnte. Das Modell berücksichtigt hierbei Jahreszeiten, unterschiedliche Transportmittel, die Prioritätensetzung (Geschwindigkeit, Kosten, Distanz); außerdem werden Kosten und Schwierigkeit geschätzt.

Das Römische Reich, das sich zur Zeit seiner größten Ausdehnung über eine Fläche von 5,0 Millionen km²1 und drei Kontinente erstreckte, beherrschte ein Viertel der Menschheit durch komplexe Netzwerke aus politischer Macht, militärischer Vorherrschaft und wirtschaftlichem Austausch. Diese weitreichenden Verbindungen wurden durch vormoderne Transport- und Kommunikationstechnologien aufrechterhalten, die sich auf die von menschlichen und tierischen Körpern, Winden und Strömungen erzeugte Energie stützten.

Die Menschen-, Waren- und Informationsströme wurden maßgeblich von den Umwelteinflüssen gesteuert. Nicht die Distanz, sondern die Kosten der Raumüberwindung waren für die Entwicklung des Verkehrs- und Informationsnetzes maßgeblich.

Das Modell ORBIS der Stanford University2 ermöglicht es, diese Kosten sowohl in Form von Zeit als auch monetär auszudrücken. Durch die Simulation von Bewegungen entlang der Hauptrouten des römischen Straßennetzes, der wichtigsten schiffbaren Flüsse und hunderter Seewege im Mittelmeer, am Schwarzen Meer und an der Atlantikküste, rekonstruiert das interaktive Modell die Dauer und die finanziellen Kosten (in Denar) von Reisen in der Antike. Die Routenwahl wird durch die Setzung unterschiedlicher Prioritäten (Geschwindigkeit, Kosten, Distanz) beeinflusst und kann für Personen und Güter durchgeführt werden.

Die kostengünstigste Route von Augusta Treverorum nach Alexandria im Herbst dauert 56 Tage. In dieser Zeit werden 7772 Kilometer zurückgelegt – Screenshot: ORBIS

Unter Berücksichtigung jahreszeitlicher Schwankungen und unter Einbeziehung einer breiten Palette von Verkehrsmitteln offenbart ORBIS die wahre Gestalt der römischen Welt und hilft, die Geschichte des Römischen Reichs besser zu verstehen.

Geclusterte Einzugsgebiete ausgehend von den Netzwerkzentren der berechneten Netzwerke Terraco, Corinthus und Constantinopolis. Maßgeblicher Parameter war die Geschwindigkeit, der Faktor für sich überlappende Gebiete lag bei 0,1 – Screenshot: ORBIS

Einen guten Einblick in die Funktionen und Anwendung des ORBIS-Modells bietet diesen Video:

Verweise

  1. Turchin, P.; Adams, J. M. und Hall, T. D. (2006): East-West Orientation of Historical Empires. In: Journal of world-systems research. 12, Nr. 2, S. 222–223.
  2. Scheidel, W.; Meeks, E. und Weiland, J. (2012): ORBIS: The Stanford Geospatial Network Model of the Roman World. Stanford University.
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Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

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E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

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