urbane Mobilität USA

Eine lebenswerte Stadt ist wie eine tolle Party. Menschen bleiben gerne, weil sie sich wohlfühlen!

Was macht eine Stadt lebenswert? Ein wichtiger Faktor ist mit Sicherheit die Gestaltung von öffentlichen Plätzen und Parks – seien es kleine begrünte Flächen oder ganze Uferpromenaden. In Großstädten mit viel Beton und wenig Berührungspunkten zur Natur ist die gute Gestaltung von öffentlichen Plätzen umso wichtiger. Daher ist es auch so wundervoll, dass Stadtplaner und Landschaftsarchitekten mit wenig Aufwand lebenswerte Oasen der Ruhe und Entspannung schaffen können, die entgegen der rein kommerziellen Verwertung von Raum, die Lebensqualität der Menschen und Bewohner einer Stadt zum Ziel haben.

Als Leiterin des New Yorker Stadtplanungsamtes unter Bürgermeister Michael Bloomberg verantwortete Amanda Burden einige der wichtigsten Stadtentwicklungsprojekte der vergangenen Jahre. Viele brachliegende Flächen und nicht mehr genutzt Industriegebäude wurden neu belebt. Berühmtestes Beispiel dürfte der High Line Park sein, welcher auf einer ehemaligen Hochbahntrasse im Westen Manhattans errichtet wird und bereits in Teilen eröffnet ist.

Arguably the most influential figure in New York City government, next to Mayor Bloomberg.

— Vanity Fair, Mai 2010

Eine weitere Herausforderung für die New Yorker Städteplaner ist der stete Zuzug, welcher die Einwohnerzahl in den kommenden Jahren von acht Millionen auf über neun Millionen steigen lassen wird. Der New Yorker Verwaltung wurde sehr rasch klar, dass dieses Bevölkerungswachstum nur durch eine Reorganisation des städtischen Raums und durch die Änderung von Bebauungsplänen und Flächennutzungsplänen zu bewältigen ist. So wurde entsprechende Flächen nur entlang existierender ÖPNV-Achsen zur Bebauung freigegeben und 124 Flächennutzungspläne, dies entspricht 40 Prozent aller Pläne bzw. betrifft 12.500 Wohnblöcke, geändert.

Heute sind 90 % der Bauprojekte maximal zehn Minuten Fußweg von der nächsten U-Bahn-Station entfernt.

Wo Licht ist, ist jedoch oftmals auch Schatten zu finden. Einhergehend mit den Änderungen sollten bestehende Straßenzüge auch aufgewertet werden. Ziel ist “ein selbsttragender Aufwertungsprozess”. Dies lässt die Mieten steigen, Stadtviertel werden gentrifiziert. Das Beispiel der 125. Straße in Harlem beschreibt die Folgen von Burdens Rezoning-Prozess recht gut. Insgesamt hat New York jedoch von der Änderung der Flächennutzungspläne profitiert.

If there is any single lesson I’ve learned, it is that public spaces have power. It’s not just the people using them, it’s the even greater number of people who feel better about their city just knowing that they’re there… A successful city is like a fabulous party, people stay because they are having a great time.

— Amanda Burden

Neben Amanda Burden gehört ein Großteil des Ruhms mit Sicherheit den ausführenden Stadtplanern und Landschaftsarchitekten. Die Rettung der High Line, welche ursprünglich abgerissen werden sollte, wurde maßgeblich durch zwei engagierte Bürger New Yorks, Joshua David und Robert Hammond, erreicht. Ihnen gehört daher ebenso viel Dank wie der New Yorker Verwaltung, welche die Pläne für den den Umbau zum High Line Park übernommen und entsprechend finanziert hat.


Anonymous

Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

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Zweifler
20. April 2014 18:07

Bisschen anderes Thema im Zusammenhang mit lebenswert und urban: wie geht man mit dem Konflikt um, den es z.B. in einigen Münchner Stadtvierteln gibt, wo es um Sperrzeitverkürzung und Ausweitung der Freischankflächen auf Bürgersteigen (also öffentlichem Grund) geht.

Ohne Zweifel bedeutet Stadtleben auch, dass es Kneipen und Lokale gibt, dass Leute draußen sitzen – auch abends – usw.

Andererseits ist es für eine Stadt ganz toll, wenn sie auch zentrumsnah nicht nur lebenswert sondern auch bewohnbar ist. Wenn sich die Kneipenszene und Wohnungen mischen, ist der Konflikt da.

Müssen Leute, die morgens früh zu Arbeit müssen, oder die kleine Kinder haben, aus solchen Vierten wegziehen?

Der Eindruck ist, dass Kneipengänger, Draußensitzer (oder eben nur Draußenraucher, die den Konflikt erheblich verschärft haben) und Wirte die besseren Karten haben. Dass Sie die Mehrheit der Bevölkerung stellen, scheint mir aber falsch zu sein. Sie sind höchstens der lautere Teil und profitieren davon, dass sich einige Journalisten ihnen sehr verbunden fühlen.

Ich denke in jedem von uns ist da ein Zwiespalt: geht man abends aus, gar im Sommer, ist man schnell bei der einen Fraktion. Versetzt man sich in die Lage der Anwohner, sieht es anders aus.

Leider scheint das Versetzen in die Lage der Anwohner nicht allen zu glücken. Stimmen, die sich gegen Sperrzeitverkürzung aussprachen, wurden – auch in den Medien – sehr oft als Nörgler und Spassverderber beschimpft. Leider besteht das Leben nicht nur aus Spass, sondern auch aus Arbeit, die für einige Leute halt früher anfängt, als für andere. Dass München schon immer auch eine recht große “Schickeria”-Klasse hat (von der nicht zuletzt die Medien leben), mag auch eine Rolle spielen.

Axel
Axel
Reply to  Zweifler
21. April 2014 10:37

Natürlich gibt es diesen Konflikt, aber Stadtleben bedeutet eben auch eine gewisse Geräuschkulisse und das bedeutet auch, dass man halt auch mit Lärm schlafen muss. Wer Schichtdienst hat, muss das auch. Grade München ist nun wirklich eine sehr ruhige Stadt und wer im Gärtnerplatzviertel eine Aussenwohung hat und nicht mit Lärm schlafen kann, der hat vielleicht wirklich die falsche Wohnung. Das hat nix mit früh aufstehen oder Kindern zu tun.

Das soll nicht heissen, dass man nun rund um die Uhr alles erlauben soll – aber der 11 Uhr Schankschluss bei den wahrlich gezählten Tagen in unseren Breiten an denen man das überhaupt nutzen kann ist eher lächerlich.

Zweifler
Reply to  Axel
23. April 2014 11:38

Ach ja, das wäre alles nicht so schlimm, wenn man es vernünftig diskutieren könnte, und Kompromisse anstreben würde.

Stattdessen hat man den Eindruck zweier disjunkter Lager: Leute, denen ihre Feierlaune wichtiger ist, als der Schlaf der anderen, und Leute, denen ihr Schlaf wichtiger ist, als die Feierlaune der anderen.

Außerdem habe ich persönlich den Eindruck, dass die Auseinandersetzung asymmetrisch ist. Man lese mal http://taz.de/Naechtliches-Public-Viewing-genehmigt/!136042/ – Zitat:
“Dabei ist es ja keineswegs so, dass eine Liberalisierung des Lärmschutzes in Wohngebieten nicht dringend Not täte. Ist die entsprechende Regelung doch seit jeher eine Art Terrorinstrument freudloser Schrate, mit deren Hilfe sie ihre Blockwartleidenschaften legitimieren. […] Kaum eine Kneipe, erst recht nicht mit ein paar Tischen vor der Tür, die nicht geplagt wäre von Anwohnern, die es nicht schaffen, sich von den Zechern unter ihren Fenstern entspannt in den Schlaf lallen zu lassen oder sich einfach Ohropax in die Gehörgänge zu stopfen.”

Es ist vollkommen egal, wie weit der Autor das satirisch meint, oder ob doch klammheimlich ein paar seiner Meinungen darin enthalten sind, oder wie stark er übertreibt – solche oder ähnliche (meist mildere) Schilderungen gibt es immer nur in eine Richtung. Solange Medien die eine Seite so durch den Kakao ziehen, halte ich sie persönlich für die schwächere Seite. Die Leute, die die Medien auf ihrer Seite haben, muss ich selber dann jedenfalls nicht mehr unterstützen. (Ok, Gerechtigkeitssinn ist auch ‘ne Macke.)

Immerhin gelingt dem taz-Artikel der Link zu Verkehrsthemen. Verkehrslärm ist böse, Feierlärm ist gut. Anscheinend eine Frage der Moral.

Axel
Axel
Reply to  Zweifler
23. April 2014 18:56

Es ist einfach kein Thema bei dem es nur schwarz oder weiss gibt. Es gibt kein richtig und kein falsch. Und es gibt auch auf beiden Seiten Leute die nicht wissen wann genug ist.

Es ist total daneben nachts um halb eins grölend und schreiend durch die Strassen zu laufen. Das ist aber auch nicht die Regel. Die Regel sind Leute die gemütlich vor einem Lokal sitzen und sich miteinander unterhalten. Das sollte man tolerieren können und vor allem nicht mit Hinweis auf die, die besoffen durch die Strassen ziehen unterbinden.

Zweifler
Reply to  Axel
23. April 2014 19:43

Klar, die meisten Leute werden in der Lage sein solche Konflikte zu lösen. Nützt aber wenig, wenn sich ein Teil dem verweigert. Auch ein Wirt wird sicher an einer vernünftigen Koexistenz interessiert sein. Mir fällt nur auch dass im Vorfeld – vor Entscheidung über Sperrzeiten, Größe von Freischankfläche, Spät-Public-Viewing, usw. – verbal total aufgerüstet wird. Das führt dann u.a. dazu, dass sich mit Minderheiten solidarisiert wird und die “disjunkten Lager” größer werden.

Das ist der eine Aspekt. Der andere Aspekt ist leider der, das es ziemlich unmöglich ist, im Sommer mit offenem Fenster über einer Gaststätte zu schlafen, wo Leute draußen sitzen und sich ganz zivilisiert unterhalten (der ins ziehende Zigarettenrauch kann auch ein Aspekt sein). Gesprächslärm ist sicher nicht direkt gesundheitsgefährden wie Verkehrslärm. Wenn man einschlafen möchte ist er aber deutlich hinderlicher als ein Hintergrundrauschen in ähnlicher Lautstärke durch Straßenverkehr (auch da gibt es Ausnahmen wir Motorräder, Cabrios mit lauter Musik, etc.).

Eine Lösung habe ich nicht. Würde mich aber freuen, wenn jede Seite auch die Wichtigkeit der Bedürfnisse der anderen Seite anerkennen würde. Bisher schien mir die Diskussion eher von Leichtfertigkeit geprägt zu sein.

Zweifler
Reply to  Axel
24. April 2014 21:23

Danke für den Link.
Wobei ich es nicht so ganz verstehe. Dass in München rund um die Innenstadt mal dieses und mal jenes Vierte “in” ist, kennen wir seit Jahrzehnten. Warum es sich jetzt so zuspitzt, weiß ich nicht. Hat der Herdentrieb zugenommen, dass man jetzt zum Feiern nicht nur Gesellschaft, sondern *viel* Gesellschaft braucht? Ist es das Gefühl, etwas zu verpassen, wenn man nicht am Gärtnerplatz gesessen und an der Flasche genuckelt hat? An Teilen der Isar ist es ja ähnlich.

Trotz allem: bin etwas ratlos.

Apropos Isar: da war mich die Grenze überschritten, als mit Auto Biergartengarnituren (>1) rangeschafft wurden, und quasi private Biergärten im öffentlichen Raum installiert wurden. Wie kommt man auf solche Ideen? Ich will den kategorischen Imperativ nicht zu sehr bemühen, aber als Leitlinie ist er manchmal nicht schlecht.

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Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V. (VDV) hat mich im Rahmen der VDV-Jahrestagung 2013 in Mainz als “Talent im ÖPNV” des Jahres 2013 ausgezeichnet. Der VDV vertritt rund 600 Unternehmen des Öffentlichen Personennahverkehrs, des Schienenpersonennahverkehrs, des Schienengüterverkehrs, der Personenfernverkehrs sowie Verbund- und Aufgabenträger-Organisationen.

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Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
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