Luftverkehr Verkehrsgeschichte

Immer schneller und weiter: Reisezeiten im Jahr 1881, 1914 und 2016

Isochronen Reisezeiten 1881 London
Erreichbarkeitskarte des Jahres 1881, Startpunkt: London Karte: Francis Galton, London 1881

Im Jahr 1914 veröffentliche der englische Kartograph John G. Bartholomew diverse Karten in “An Atlas of Economic Geography“, der primär der Schulbildung diente.

Teil der Sammlung ist eine Erreichbarkeitskarte, die die Reisezeit zu anderen Orten auf der Welt vom Startpunkt London aus visualisiert. Die Karte zeigt all jene Punkte, welche innerhalb einer definierten maximalen Reisedauer erreichbar waren. Dabei skizziert die Karte den technologischen Stand des Jahres 1914 relativ gut.

Isochronen Erreichbarkeitskarte London 1914
Erreichbarkeitskarte des Jahres 1914, Startpunkt: London – Karte: John G. Bartholomew (1914): An Atlas of Economic Geography

Durch den Aufbau von Eisenbahnnetzen in Europa und den USA wurde die Reisezeit stark verkürzt. In Russland zeigen sich die Auswirkungen der in den Jahren 1891 bis 1916 errichteten Transsibirischen Eisenbahn. Im Vergleich zu dieser Karte aus dem Jahr 1881 werden die Auswirkungen der technischen und infrastrukturellen Errungenschaften zu Beginn des 19. Jahrhunderts sehr deutlich. Auffallend ist beispielsweise, dass Mumbai (Bombay) von Seeseite vergleichsweise leicht erreichbar, der Rest Indiens jedoch nur schlecht erschlossen war. Ebenfalls zeigen sich die Auswirkungen der Central Pacific Railroad und Union Pacific Railroad, welche den Osten und Mittleren Westen der USA mit San Francisco verbanden.

Isochronen Reisezeiten 1881 London
Erreichbarkeitskarte des Jahres 1881, Startpunkt: London – Karte: Francis Galton, London 1881

Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem Eisenbahnen eine Verkürzung der Reisezeiten erzeugten, übernahm diese Rolle zunehmend das Flugzeug.

Im Jahr 1914 absolvierte die Sikorsky Ilja Muromez als erstes Passagierflugzeug der Welt erste Flüge. Das Flugzeug besaß eine geschlossene, beheizte und beleuchtete Passagierkabine für 16 Personen mit Schlafraum und Toilette.  Der Erstflug war am 25. Februar 1914 mit 16 Passagieren und dem Hund namens Schkalik. Bekannt wurde das Flugzeug jedoch vor allem als der erste in Serie produzierte viermotorige Bomber der Welt.

Im Juni 1936 wurde mit den Bauarbeiten am Flughafen Gander in Neufundland begonnen. Dieser diente als Tankstopp für erste Transatlantikflüge. Diese waren ab den 1960er Jahren nicht mehr notwendig, da die meisten Passagierflugzeuge genug Reichweite für Nonstopflüge hatten. Die Weiterentwicklung des Fluggeräts ermöglicht heute weitaus kürzere Reisezeiten. Eine Reise, welche im Jahr 1914 zehn bis zwanzig Tage gedauert hat, kann heute in einem halben bis ganzen Tag bewältigt werden. Insbesondere in Asien haben sich die Reisezeiten dank des Luftverkehrs und des schnellen Eisenbahnverkehrs stark verkürzt.

Ebenfalls stark profitiert haben Inselstaaten wie die Bahamas, Bermuda, Seychellen, Mauritius und Madagaskar.

Das Reiseportals Rome2rio ließ sich von der Erreichbarkeitskarte von John G. Bartholomew aus dem Jahr 1914 inspirieren und fertigte auf Basis ihrer Daten eine Erreichbarkeitskarte für das Jahr 2016 an. Mit Ausnahme Grönlands, Teilen Sibiriens, Alaskas, Kanadas, Australiens und zentralen Gebieten Afrikas, Südamerikas und Asiens lassen sich heute alle Teile der Erde in weniger anderthalb Tagen von London aus erreichen.

Die Welt ist nicht enger zusammengewachsen, sie ist vor allem schneller geworden.

Isochronen Reisezeit Erreichbarkeitskarte London 2016 Geschiwndigkeit
Erreichbarkeitskarte des Jahres 2016, Startpunkt: London – Karte: Rome2rio

Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

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Energyload
1. Februar 2016 11:35

Beeindruckend! Meiner Meinung nach ein beeindruckendes Zeugnis, wie sehr die Menschheit sich in einem Jahrhundert weiterentwickelt hat.

Spannend wäre jetzt noch eine Übersicht, mit welchem Resourceneinsatz die Stecken damals und heute überwunden werden können. Stichwort: Ökologischer Footprint.

Valeska
25. Januar 2016 17:11

Hallo Martin,

sehr interessante Karten, weißt du, ob sie frei verwendbar sind?

Viele Grüße
Valeska

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Verfasst von:

Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
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