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Nachhaltige Mobilität für die Fußball-Europameisterschaft 2024

S-Bahn Berlin mit Aufschrift zur UEFA Euro 2024 - Foto: LegoFCB @ Wikimedia Commons - CC0 1.0
Die nachhaltige Organisation von Sportgroßveranstaltungen sowie die Abwicklung des Verkehrs stellen eine anspruchsvolle Aufgabe dar. Der Verkehrssektor ist der Hauptverursacher der Treibhausgasemissionen der Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland. Um eine möglichst reibungslose und nachhaltige Abwicklung der Verkehre zu gewährleisten, sind für die unterschiedlichen räumlichen Dimensionen und Zielgruppen verschiedene Ansätze erforderlich, welche in diesem Artikel vorgestellt werden.

Großveranstaltungen wie die Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland sozialverträglich und nachhaltig zu organisieren, ist eine Herausforderung. Dies gilt insbesondere für den Verkehrssektor, da Sportgroßveranstaltungen viel zusätzlichen Verkehr erzeugen. Der Verkehrsbereich ist damit ein wesentlicher Treiber der Umweltwirkungen von Sportveranstaltungen.

Wie die im Rahmen der “Konzept- und Machbarkeitsstudie zur klimaneutralen EURO 2024” (Öko-Institut e.V., 2022) erstellte Ex-ante-Klimabilanz für die Fußball-Europameisterschaft 2024 zeigt, ist der Verkehrssektor mit 84 % der Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen bei der EURO 2024.

Ex-ante Klimabilanz der EURO 2024 – Grafik: Stahl, H.; Cames, M. und Wagner, T. (2022): Konzept- und Machbarkeitsstudie „klimaneutrale“ UEFA EURO 2024. Öko-Institut e. V.: Darmstadt, S. 20

Ein Großteil der Verkehrsemissionen entfällt hierbei auf die internationalen Besucher:innen. Sie verursachen mehr Emissionen als alle anderen Gruppen zusammen. Knapp 60 Prozent der Verkehrsemissionen werden durch den internationalen Verkehr verursacht, nur 13 Prozent durch den innerdeutschen Verkehr der Stadionbesucher:innen. Darin enthalten sind auch die innerdeutschen Verkehre der internationalen Fans.

Ex-ante Klimabilanz der EURO 2024 differenziert nach verantwortlichen Gruppen – Grafik: Stahl, H.; Cames, M. und Wagner, T. (2022): Konzept- und Machbarkeitsstudie „klimaneutrale“ UEFA EURO 2024. Öko-Institut e. V.: Darmstadt, S. 23

Innerhalb des Verkehrssektors ist wiederum das Flugzeug das Verkehrsmittel, dass insbesondere von internationalen Besucher:innen genutzt wird und für 64 % der durch die Veranstaltung emittierten Treibhausgase verantwortlich ist. Der Pkw-Verkehr trägt mit 14% ebenfalls einen bedeutsamen Beitrag zu den Emissionen bei.

Anteile der Verkehrsträger an den THG-Gesamtemissionen aus der Ex-ante Klimabilanz zur EURO 2024 – Grafik: Bittner, F und Eberhardt, M. (2023): Konzept Nachhaltige Mobilität EURO 2024. Umweltbundesamt Texte | 104/2023, S. 20 nach Stahl, H.; Cames, M. und Wagner, T. (2022): Konzept- und Machbarkeitsstudie „klimaneutrale“ UEFA EURO 2024. Öko-Institut e. V.: Darmstadt, S. 22

In der vom Umweltbundesamt beauftragten Studie „Konzept nachhaltige Mobilität EURO 2024“ wurden von MRK Management Consultants mehrere Ansätze untersucht, die verkehrsbedingten Emissionen der Fußball-Europameisterschaft 2024 zu reduzieren und neben der konkreten Abwicklung der Verkehre eine ganzheitliche und auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Strategie zur Vermeidung und Reduktion von Verkehrsemissionen zu entwickeln. Die durchgeführte Studie basiert auf einer Literaturrecherche und der Auswertung einschlägiger Studien, wobei ein besonderes Augenmerk auf europäische Sportereignisse der vergangenen 17 Jahre gelegt wird.

Wichtig ist die Unterscheidung der Maßnahmen und Empfehlungen anhand der räumlichen Dimension des Verkehrsaufkommens und der Wegebeziehungen, insbesondere der internationalen An- und Abreise nach Deutschland, des nationalen Verkehrs innerhalb Deutschlands und des regionalen und lokalen Verkehrs in den Host Cities. Zudem wurden die Akteursgruppen und ihre jeweilige Mobilität, einschließlich Teams, Organisierende, Presse, Interessengruppen, Zuschauer:innen in Stadien und Fan-Zonen sowie Dienstleistende und Versorger:innen, berücksichtigt.

Vorrangiges Ziel ist eine Veränderung der Verkehrsmittelwahl und für den verbleibenden, nicht vermeidbaren Flugverkehr und motorisierten Individualverkehr eine Verbesserung des Verkehrs durch mehr Effizienz und den Einsatz nachhaltiger Energieträger. Um die Klimabilanz einer Sportgroßveranstaltung zu verbessern, soll insbesondere der internationale Flugverkehr auf ein Minimum reduziert werden. Neben der Schaffung attraktiver Möglichkeiten zur Nutzung alternativer Verkehrsmittel ist auch die Kommunikation von praxisnahen alternativen Anreisemöglichkeiten und Informationen über die ökologischen Auswirkungen bestimmter Verhaltensweisen wichtig.

Allgemeine Strategien für nachhaltige Mobilität bei Sportgroßveranstaltungen

  • Einrichtung eines Koordinationsteams für eine integrative und koordinierte Zusammenarbeit aller beteiligten Personen, insbesondere des Organisationsteams, der Verkehrsunternehmen sowie der lokalen, regionalen und nationalen Instanzen. (kurzfristig umsetzbar)
  • Integration nachhaltiger Zielsetzungen oder Maßnahmen mit deren Umsetzung in Sponsorenverträgen wie bspw. die Umstellung der Fahrzeugflotte der Veranstalter*innen und Partner*innen auf alternative Antriebe oder Sponsor:innen aus dem Bereich nachhaltiger Mobilität (kurzfristig umsetzbar)
  • Bereitstellung/Kommunikation von Informationen und Möglichkeiten zur Mobilität vor und während dem Event. Die Informationen sollten möglichst frühzeitig bspw. beim Kauf oder Versand von Eintrittskarten bereitgestellt werden. (kurzfristig umsetzbar)
  • Vorbildfunktion für nachhaltiges Mobilitätsverhalten durch Teams, Offizielle, UEFA sowie Journalist*innen. Konkret könnten sich beispielsweise Nationalteams verpflichten ausschließlich Züge für den internationalen und nationalen Verkehr und Busse für die Wege zur Unterkunft und dem Veranstaltungsort zu nutzen. (kurzfristig umsetzbar)
  • Formulierung von Leitlinien und Zielen bspw. für eine nachhaltige Mobilität für die Sportgroßveranstaltung (mittel- und langfristig umsetzbar)
  • Festsetzung gesetzlicher/bindender Regelungen als Basis, um die Zielsetzungen verbindlich zu erreichen (mittel- und langfristig umsetzbar)
  • Auswahl der Austragungsorte und -gebäude hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit, infrastrukturellen Anbindung und geringen Distanzen zwischen mehreren Austragungsorten (mittel- und langfristig umsetzbar)
  • Wiederverwendung von Ressourcen insbesondere die weiterführende Nutzung der Veranstaltungsstätte, der genutzten und geschaffenen Infrastruktur und der Verkehrsmittel (mittel- und langfristig umsetzbar)
  • Analyse, Bewertung und Auswertung der Maßnahmen am Ende der Veranstaltung (mittel- und langfristig umsetzbar)

Internationale An- und Abreise nach Deutschland

Öffentlicher Verkehr

  • Erhöhung der Beförderungskapazitäten durch den zusätzlichen Einsatz von Fahrzeugen oder den Einsatz kapazitätsreicherer Fahrzeuge im grenzüberschreitenden Schienen- und Fernbusverkehr (kurzfristig umsetzbar)
  • Angebot von Sonder- und Nachtzügen, welches zielgerichtet bestimmte Personengruppen anspricht. Größere Distanzen können über den Einsatz von Nachtzügen überbrückt werden. (kurzfristig umsetzbar)
  • Kombiticket Plus/ internationale Sondertickets, welche zu Sonderkonditionen oder mit besonderen Befugnissen international vermarktet werden. Denkbar wären auch internationale Veranstaltungstickets, welche die Fahrt zum Veranstaltungsland und zurück auf definierten Strecken in einem begrenzten Zeitraum ermöglichen. (kurzfristig umsetzbar)
  • Attraktive Bepreisung von (Spezial-) Tickets für den ÖV über besondere Angebote oder Vergünstigungen (kurzfristig umsetzbar)

Luftverkehr

  • Einsatz alternativer Kraftstoffe bei Flugzeugen: perspektivischer Einsatz von Power-to-Liquid-Kraftstoffen (PtL) im Flugverkehr (mittel- und langfristig umsetzbar)

Nationaler Verkehr innerhalb Deutschlands

Verkehrsmittelübergreifend

  • Intelligente Spielplangestaltung für möglichst geringe Distanzen zwischen den Spielorten eines einzelnen Teams und dessen Fans. Zudem kann auf leistungsfähige Bahnverbindungen zwischen den einzelnen Austragungsorten geachtet werden. (kurzfristig umsetzbar)

Pkw- und Busverkehr

  • Nachhaltiges Fahrtraining für Fahrer:innen im Busverkehr, der Logistik sowie weiterer Dienstleister:innen. Zudem können an die allgemeine Öffentlichkeit Tipps zum spritsparenden Fahren kommunziert werden. (kurzfristig umsetzbar)
  • On-Demand-Verkehr-Angebote: kurzfristiges Schließen von Angebotslücken im öffentlichen Verkehrsangebot durch flexible Angebote sowie das Forcieren von Fahrgemeinschaften über Privilegien und kommunikative Maßnahmen (kurzfristig umsetzbar)

Öffentlicher Verkehr

  • Erhöhung der Beförderungskapazitäten in besonderem Maß an den Tagen vor und nach den Veranstaltungen sowie den Veranstaltungstagen an sich (kurzfristig umsetzbar)
  • Nutzung von Sonder- und Nachtzügen, welches zielgerichtet bestimmte Personengruppen anspricht. Größere Distanzen können über den Einsatz von Nachtzügen überbrückt werden (kurzfristig umsetzbar)
  • Kombiticket Plus/ internationale Sondertickets: Das auf lokaler Ebene bereits weit verbreitete Kombiticket könnte auf eine nationale Gültigkeit ausgedehnt werden. Das resultierende Kombiticket Plus würde es den Zuschauer:innen ermöglichen, ihre Eintrittskarte zusätzlich für die An- und Abreise zur und von der Host City zu nutzen. Die zeitliche Gültigkeit sollte in einem sinnvollen Rahmen von z.B. 1 oder 2 Tagen begrenzt werden. Die Einführung dieses Tickets sollte den Eintrittskartenbesitzer*innen kommuniziert und beworben werden, damit möglichst viele das Angebot nutzen. (kurzfristig umsetzbar)
  • Attraktive Bepreisung von (Spezial-) Tickets für den ÖV wie bspw. eine spezielle, veranstaltungsbezogene EURO 2024 Bahncard 100 oder eine Vergünstigung bestimmter Strecken. (kurzfristig umsetzbar)
  • Einsatz von Fahrgastbegleiter:innen zur Unterstützung der Reisenden in Bahnhöfen und anderen wichtigen Terminals. Diese sollten multilingual sein und Ansagen in Bahnhöfen, Fahrzeugen, etc. ebenfalls mehrsprachig erfolgen. (kurzfristig umsetzbar)

Luftverkehr

Grundsätzlich sollten nationale Verkehre innerhalb Deutschlands über den Bahnverkehr ergänzt durch Fernbusse abgewickelt werden. Für eine Dekarbonisierung des Inlands-Luftverkehr ist perspektivisch der Einsatz mit regenerativ erzeugten Energieträgern erzeugter Flugkraftstoff sinnvoll.

  • Einsatz alternativer Kraftstoffe bei Flugzeugen: perspektivischer Einsatz von Power-to-Liquid-Kraftstoffen (PtL) im Flugverkehr (mittel- und langfristig umsetzbar)

Lokaler und regionaler Verkehr in den Host Cities

Verkehrsmittelübergreifend

  • Überwachung und Steuerung während des Events mittels intelligenter Verkehrssysteme (IVS). Diese überwachen und steuern Verkehrsflüsse automatisch, um Staus zu vermeiden und eine schnelle Reaktion auf auftretende Probleme zu gewährleisten. Erreicht werden kann dies zum Beispiel über eine aktive Verkehrslenkung oder über die Bereitstellung von Verkehrsinformationen über entsprechende Apps. IVS bieten auch die Möglichkeit schwerwiegende Störfälle sowie unzureichende Kapazitäten bei Shuttle-Bussen oder im öffentlichen Verkehr schnell zu erkennen und zu beheben. Hierfür können IVS als Teil eines zentralen Lagebilds in den Host Cities eingesetzt werden. (kurzfristig umsetzbar)
  • Beschilderungskonzept für eine umfassende Beschilderung der Wege zu den Veranstaltungsorten, einschließlich der Stadien und Fan-Zonen. Die Beschilderung sollte sich mindestens auf alle wichtigen Knotenpunkten und die Innenstadt erstrecken, alle Verkehrsarten abdecken und aufgrund des internationalen Charakters einheiutlich und leicht verständlich gestaltet sein. (kurzfristig umsetzbar)
  • (Aus-)Bau der Infrastruktur, Beschilderung, Beleuchtung für zukünftig relevante Veranstaltungsorte: Verkehrsmittelübergreifend ist es für die Stärkung der Verkehrsmittel des Umweltverbundes in der mittleren und langen Frist wichtig, Infrastruktur für den Verkehr zu zukünftig relevanten Veranstaltungsorten bereitzustellen oder vorhandene Infrastruktur qualitativ hochwertig auszubauen. (mittel- und langfristig umsetzbar)
  • Standortwahl für Fan-Zonen anhand der Erreichbarkeit (Fuß, Rad, ÖV): Neben dem Standort der Veranstaltungsstätte ist auch der Standort der Fan-Zonen für den Nutzungsgrad von Fuß-, Rad- und öffentlichem Verkehr entscheidend. Diese sollten bereits in der Planungsphase der Veranstaltung sorgfältig ausgewählt werden. Auf eine ausreichende Anbindung und Infrastruktur für den Fuß-, Rad- und öffentlichen Verkehr ist zu achten. Dies trifft auf die Wege zu den Fan-Zonen zu, aber auch auf die Verbindung zwischen den Fan-Zonen und der eigentlichen Veranstaltungsstätte. (mittel- und langfristig umsetzbar)

Pkw-Verkehr

  • Verkehrsberuhigung durch Sperrung von Wohngebieten und Einschränkung des befahrbaren Gebiets zur Reduktion der Verkehrsbelastung für die Anwohnenden und Förderung von Alternativen zum Pkw. Ein Stadtviertel, die Innenstadt, eine gesamte Stadt oder ein anderweitig definiertes Gebiet kann für einen Großteil des Besucherverkehrs gesperrt werden. Hierbei ist die Erreichbarkeit für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen sowie den Wirtschaftsverkehr weiterhin sicherzustellen. (kurzfristig umsetzbar)
  • Eingeschränktes Parkangebot für Pkw im Veranstaltungsumfeld, um die Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel zu fördern. (kurzfristig umsetzbar)
  • Erhöhung der Parkgebühren im Umkreis, um die Anreise mit dem Pkw unattraktiver zu machen. (kurzfristig umsetzbar)
  • Intelligentes Parkmanagementsystem bestehend aus dauerhaften und temporären Park-and-Ride-Angeboten, Informationen zur freien Parkplätzen und – wenn geeignet – die Möglichkeit, Parkplätze im Voraus zu reservieren. (mittel- und langfristig umsetzbar)
  • Systeme zur Verkehrslenkung zu Parkplätzen, welche Autofahrer:innen zum nächstgelegenen oder nächst verfügbarem Parkplatz leiten können und andere gebiete der Stadt von Parksuchverkehr freihalten. (mittel- und langfristig umsetzbar)
  • Dauerhafte Umwidmung von Teilen der Parkplatzflächen des Veranstaltungsortes/Stadion in Stellflächen für Busse oder Fahrräder oder für eine Bebauung (mittel- und langfristig umsetzbar)

Pkw- und Busverkehr

  • Nutzung umweltfreundlicher Fahrzeugflotten, um die Emissionsbelastungen zu reduzieren und die externen  (kurzfristig umsetzbar)
  • Nachhaltiges Fahrtraining zur Vermittlung von Techniken und Verhaltensweisen, die zu einer umweltfreundlicheren und kraftstoffsparenden Fahrweise beitragen können. Zudem sollte auf Einzelfahrten oder Leerfahrten verzichtet und die Anzahl der gefahrenen Strecken und Distanzen so gering wie möglich gehalten werden. (kurzfristig umsetzbar)
  • Angebot von On-Demand-Verkehren. Diese ermöglichen es Besucher:innen, auch ohne eigenen Pkw und bei schlechter Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel, zur Veranstaltung oder zu anderen Knotenpunkten mit besserer Verkehrsanbindung zu gelangen. Durch den Einsatz von im Vorhinein gebuchter oder auf Abruf bereitgestellter Fahrzeuge unterschiedlicher Größe kann die Fahrzeugauslastung erhöht und die Anzahl der Fahrten und somit die Umweltbelastung reduziert werden. (kurzfristig umsetzbar)

Öffentlicher Verkehr

  • Einrichtung von Shuttle-Bussen, welche die Besucher:innen von Knotenpunkten oder Umsteigepunkten zum Veranstaltungsort bringen. Eine schnelle und effiziente Anbindung sollte hierbei gewährleistet werden. Durch den Einsatz von Shuttle-Bussen kann nicht nur die letzte Meile überbrückt werden, sondern es können auch Anreize für intermodale Verkehrsmittel wie Fahrräder oder Carsharing geschaffen werden. (kurzfristig umsetzbar)
  • Erhöhung der Beförderungskapazitäten über die Erhöhung der Taktung oder den Einsatz von Fahrzeugen mit höheren Kapazitäten. Besonders in den Stunden vor und nach der Veranstaltung ist es sinnvoll den erhöhten Besucherströmen mit einer Erhöhung der Beförderungskapazitäten zu begegnen. Dies kann kurzfristig durch den Einsatz von Fahrzeugen mit höherer Kapazität oder einer Taktverdichtung erzielt werden. (kurzfristig umsetzbar)
  • Erweiterung des Netzplans. Es bietet sich an, insbesondere im Busverkehr weitere Haltestellen einzubinden oder eine verlängerte Linienroute anzubieten. Das Angebot eines umfangreicheren Nachtnetzes bietet sich ebenfalls an. (kurzfristig umsetzbar)
  • Kombiticket, welches Zuschauer:innen über deren Eintrittskarte die Nutzung des öffentlichen Verkehrs in einem definierten Zeit- und Gültigkeitsraum gewährt. Damit wird die An- und Abreise mittels des öffentlichen Verkehrs für Eintrittskartenbesitzende attraktiver gemacht, zumal diesen keine sichtbaren Mehrkosten entstehen, da die Kosten der Fahrkarte bereits in der Eintrittskarte enthalten sind. Das Kombiticket stellt eine weit verbreitete Maßnahme dar und wird regelmäßig bei diversen Sportveranstaltungen angewandt. (kurzfristig umsetzbar)
  • Einsatz von Fahrgastbegleiter*innen zur Unterstützung der Fahrgästen in Bahnhöfen und wichtigen Knotenpunkten. Diese sollten multilingual sein und Ansagen in Bahnhöfen, Fahrzeugen, etc. ebenfalls mehrsprachig erfolgen. Neben Hinweisen zum klassischen Linienangebot sollten auch Informationen über weitere Mobilitätsangebote gegeben werden. (kurzfristig umsetzbar)
  • Einsatz von Bussen mit alternativem Antrieb zur weiteren Erhöhung der Umweltverträglichkeit des öffentlichen Verkehrs (kurzfristig umsetzbar)
  • Erhöhung der Bus-Haltemöglichkeiten in Stadionnähe inklusive Schaffung von Pausenplätzen. Die Gehdistanzen zwischen Veranstaltungsort und Haltestelle sollten möglichst gering gehalten werden und in jedem Fall kürzer als Wege zu Parkplätzen sein. (kurzfristig umsetzbar)
  • Ausbau (Bau oder Erweiterung) des ÖV-Netzes (Routen und Stopps): Infrastrukturmaßnahmen wie die Umgestaltung und Neuanlage von Haltestellenbereichen oder der Aus- und Neubau neuer Strecken sind mit einem umfangreichen Planungs- und Umsetzungsprozess verbunden, weshalb diese als langfristige Maßnahmen weit vor der Austragung einer Sportgroßveranstaltung in Erwägung gezogen werden sollten. Außerdem gilt es abzuwägen, ob ein Ausbau nachhaltig ist. Die durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrs entstehenden Kapazitäten sollten ebenfalls außerhalb des Events benötigt werden, beispielsweise durch eine regelmäßige Nutzung der Veranstaltungsstätte oder den entstehenden besseren Anschluss von Stadtvierteln oder angrenzenden Städten. (mittel- und langfristig umsetzbar)

Radverkehr

  • (Aus-)bau von Radwegen: Erweiterung der Erreichbarkeiten durch mehr Radwege, einen besseren Ausbau und einer Kennzeichnung dieser sowie Erhöhung der Reisegeschwindigkeit, des Komforts und des Sicherheitsempfindens. Der (Aus-)Bau von Radwegen kann kurzfristig über die Errichtung sogenannter temporärer Pop-up-Radwege geschehen. Erstrebenswert ist jedoch der geplante und dauerhafte (Aus-)Bau in Abstimmung mit Radverkehrs- und Gesamtverkehrskonzepten zur nachhaltigen Etablierung des Radverkehrs. Die Entwicklung eines durchgängigen, sicheren und komfortablen Radwegenetzes sollte über Gemeindegrenzen hinweg geschehen. (kurzfristig umsetzbar)
  • Ausreichend (gesicherte) Stellplätze für Fahrräder: Es ist wichtig, ausreichend und teilweise gesicherte Stellplätze für Fahrräder in der Nähe des Veranstaltungsortes und an weiteren Knotenpunkten bereitzustellen. Auf diesem Weg wird das Abstellen der Fahrräder erleichtert und Diebstahl verhindert beziehungsweise eingeschränkt. Die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder können dabei von mobilen, kurzfristig einsetzbaren Fahrradparksystemen bis zum Bau von Fahrradparkhäusern oder -tiefgaragen reichen. (kurzfristig umsetzbar)
  • Erhöhung der Anzahl von Leihfahrrädern an verschiedenen Stationen in der Stadt sowie dem Veranstaltungsort. Die Buchung, Abholung und Rückgabe sollten einfach und unkompliziert gestaltet sein und auch für Nutzer:innen aus dem Ausland einfach darstellbar sein. (kurzfristig umsetzbar)
  • Ladestationen für E-Bikes zur Positionierung des Radverkehrs auch für längere Distanzen (kurzfristig umsetzbar)
  • Kampagnen/Projekte zur Radverkehrsförderung in verschiedenen Formen und Formaten. Denkbar ist neben Kommunikationskampagnen auch die Durchführung eines Wettbewerbs zwischen den Host-Cities in Anlehnung an Stadtradeln (kurzfristig umsetzbar)
  • Einrichtung von Incentives für die Fahrradnutzung mit direkten veranstaltungsbezogenen Belohnungen wie bspw. die Ausgabe von Getränkecoupons an Fahrradabstellanlagen (kurzfristig umsetzbar)
  • Einrichtung von (temporären) Fahrradservice-/Reparaturstellen, um Defekte einfach und schnell beheben zu können (kurzfristig umsetzbar)
  • Fahrradrikschas anbieten (kurzfristig umsetzbar)
  • Nutzung von Lastenrädern durch Organisator:innen, Versorger:innen oder Dienstleister:innen, welche im Nachgang z B. in das städtische Lastenradleihangebot integriert werden können (kurzfristig umsetzbar)
  • Regionales Radwegekonzept zur Host City und zu Veranstaltungsorten: Für eine mittel- bis langfristige Stärkung des Radverkehrs empfiehlt es sich, ein gemeindegrenzenüberschreitendes Radwegekonzept zu erstellen, sofern dieses noch nicht vorhanden ist. Ein solches Konzept könnte die Anbindung der umliegenden Gemeinden des Veranstaltungsortes über Radwege und möglicherweise Radschnellwege verbessern. Dabei sollten die Radwegekonzepte der Host City und der umliegenden Region aufeinander abgestimmt werden.(mittel- und langfristig umsetzbar)

Fußverkehr

  • Einrichtung von „Fan-Miles“-Wegen oder „roten Teppichen“ für Zuschauer:innen und Besucher:innen, die von Knotenpunkten wie dem Stadtzentrum, Bahnhöfen oder Fan-Zonen zum Veranstaltungsort führen. Diese sollten rechtzeitig geplant werden und haben sich bereits bei vergangenen Veranstaltungen, wie der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006, zur Förderung des Fußgängerverkehrs bewährt. Bei der Gestaltung der Routen sollte darauf geachtet werden, dass diese möglichst attraktiv entlang von Grünflächen, Sehenswürdigkeiten und attraktiven Stadtteilen verlaufen. Außerdem lohnt es sich, auf die Bedürfnisse der Fußgänger*innen einzugehen und Angebote an Essen, Getränken, kostenlosem Trinkwasser, Sitzgelegenheiten, Schatten, Unterhaltung und Informationen anzubieten. Darüber hinaus sollte das Sicherheitsbedürfnis der Fußgänger*innen berücksichtigt werden. (kurzfristig umsetzbar)

Quelle

Bittner, F und Eberhardt, M. (2023): Konzept Nachhaltige Mobilität EURO 2024. Umweltbundesamt Texte | 104/2023

Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

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Auszeichnungen

Grimme Online Award Preisträger 2012

Zukunft Mobilität hat den Grimme Online Award 2012 in der Kategorie Information erhalten. Ich möchte mich bei all meinen Lesern für die Unterstützung bedanken!

PUNKT Preisträger 2012

Zukunft Mobilität hat den PUNKT 2012 der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) in der Kategorie "Multimedia" gewonnen.

Logo VDV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V. (VDV) hat mich im Rahmen der VDV-Jahrestagung 2013 in Mainz als “Talent im ÖPNV” des Jahres 2013 ausgezeichnet. Der VDV vertritt rund 600 Unternehmen des Öffentlichen Personennahverkehrs, des Schienenpersonennahverkehrs, des Schienengüterverkehrs, der Personenfernverkehrs sowie Verbund- und Aufgabenträger-Organisationen.

Lizenz

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Die Inhalte dieses Artikels sind - soweit nicht anders angegeben - unter CC BY-SA 3.0 de lizensiert. Grafiken sind von dieser Lizenz aus Vereinfachungs- und Schutzgründen ausgenommen (Anwendung aufgrund der Verwendung von Grafiken / Bildern mit unterschiedlichen Lizenzen zu kompliziert) außer die CC-Lizenz ist ausdrücklich genannt.

Weitere Informationen

Verfasst von:

Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net