Die ARTE-Informationssendung “Mit offenen Karten” (frz. Le Dessous des cartes), in der seit 1990 wöchentlich Sachverhalte anhand von grafisch aufbereiteten Landkarten aufbereitet werden, beschäftigte sich in der Ausgabe 568 mit dem Thema Stadtverkehr und Ansätzen zur Lösung der mit dem Verkehrszuwachs verbundenen Probleme.
Weltweit zieht es die Menschen in Städte und urbane Ballungsräume: Dort versprechen sie sich Arbeitsplätze und eine hohe Lebensqualität. Durch die Urbanisierung wachsen die Großstädte immer weiter an, was wiederum zu einem immer dichteren Stadtverkehr, zur Überlastung der Straßen und einer immer stärkeren Luftverschmutzung führt. Wie könnte die urbane Infrastruktur der Zukunft aussehen?
Ganz im Charakter der Sendung wurde zunächst der aktuelle Zustand in den verschiedenen Teilen der Welt mittels aktueller statistischer Daten beschrieben. Darauf aufbauend wurden verschiedene Lösungsansätze zur Reduktion des Pkw-Verkehrs (sog. MIV – motorisierter Individualverkehr) und für eine Verbesserung der Luftqualität vorgestellt.
In London wurde auf die Innenstadtmaut Congestion Charge und die Aufschläge für ältere Diesel- und benzinbetriebene Pkw, die sogenannte Toxicity Charge informiert. Darüber hinaus existiert in der britischen Hauptstadt mit der Ultra Low Emission Zone eine nahezu flächendeckende Umweltzone. Die französische Hauptstadt Paris setzt stattdessen auf eine flächendeckende Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h sowie Fahrverbote.
Diese Maßnahmen werden im Allgemeinen auch als “push-Maßnahmen” bezeichnet, welche das Autofahren weniger attraktiv machen sollen. Auf der anderen Seite sollen “pull-Maßnahmen” Autofahrer von stadtverträglicheren Verkehrsarten wie dem öffentlichen Verkehr und dem Radverkehr sowie dem zu Fuß gehen überzeugen.
Ein leistungsstarkes öffentliches Verkehrsangebot ist der Schlüssel für eine Reduktion des MIV in innerstädtischen Gebieten. Darüber hinaus setzen viele Städte mittlerweile wieder auf das gute alte Fahrrad. Dies wird in dem 12:12 Minuten langen Beitrag am Beispiel der Stadt Straßburg mit ihrem länderübergreifenden Radwegenetz illustriert. Das Fahrrad ist nicht nur ein flächeneffizientes sowie städtisch und ökologisch sehr verträgliches Verkehrsmittel, es bietet darüber hinaus auch noch vielfältige Gesundheitsvorteile. In Summe ergibt sich ein überaus positiver Gesamtnutzen, der viele andere Verkehrsarten bei Weitem übertrumpft.
https://www.youtube.com/watch?v=UB4-Re_dCpk
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