Verkehrssicherheit

[Dossier] Zahl der Verkehrstoten weltweit

Autounfall Zahl der Verkehtstoten weltweit jedes Jahr
Pro Tag sterben etwa 3.000 Menschen weltweit im Straßenverkehr. Straßenverkehrsunfälle sind auch in Zeiten moderner Fahrzeugtechnik und gut ausgebauter Infrastruktur ein großes Problem. Insbesondere in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen sind Verkehrsunfälle eine Gefahr, die wegen des wachsenden Automobilbesitzes in diesen Ländern in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird. Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe, aus denen Lösungsansätze gewonnen werden könnten.

Artikelaktualisierung Zukunft MobilitätAls zusätzliche Information zum Artikel “Verkehrsunfälle – der moderne Killer” finden Sie hier eine Aufstellung über die Unfallzahlen verschiedener Länder (Liste anzeigen).

Warndreieck Verkehstote Weltweit BildFotografie von Rupert Ganzer @ FlickrCreative Commons

Hintergrundinformationen

Daten

Die dargestellten Daten basieren auf eigenen Angaben der 178 teilnehmenden Staaten / Regionen. Diese wurden in einem standardisierten Verfahren durch die WHO im Jahr 2008 erhoben. Die unterschiedliche Verwaltungsstruktur der Länder bringt es mit sich, dass den Daten einiger Länder (z.B. Deutschland, Frankreich, etc.) ein höheres Maß an Glaubwürdigkeit zuzutrauen ist als Daten aus Ländern, deren Verwaltung und zentrale Datenerfassung, z.B. Afghanistan, Tschad, etc. schlechter ausgebaut ist.

Des Weiteren sind die Zahlen aus großen Flächenstaaten mit größeren abgelegenen Regionen sowie Krisengebiete nur begrenzt belastbar.

Die erhobenen Daten wurden auf regionaler Ebene auf Vollständigkeit, Konsistenz und logische Zusammenhänge validiert und im WHO-Sitz in Genf weiter datentechnisch bearbeitet, ausgewertet und zur Erstellung dieser Studie verwendet.

Die Daten bezüglich Bevölkerung und Einkommen stammen von den Vereinten Nationen sowie der Weltbank.

Des Weiteren wurden folgende Daten verwendet:Herkunft der Daten Verkehrstote weltweit nach LändernModellierung

Für die Erstellung eines Modells zur Berechnung und Vorhersage von Straßenverkehrstoten auf den Straßen der jeweiligen Länder wurden zwei Ländergruppen gebildet. Die erste Gruppe umfasst 37 Länder mit hohem Einkommen (BIP pro Kopf 11.456 Dollar und mehr), 36 mit mittlerem Einkommen (BIP pro Kopf 936 Dollar bis 11.456 Dollar) und zwei Länder mit niedrigem Einkommen (BIP pro Kopf 935 Dollar und weniger).In diesen Ländern werden mehr als 85 Prozent aller Todesfälle behördlich registriert, von denen weniger als 30% eine unbekannter Todesursache haben.

Die Daten dieser Länder wurden für die Berechnung eines negativen Binominalmodells verwendet. Eine Schätzung von Daten fand nicht statt.

Die zweite Ländergruppe umfasst drei Länder mit hohem Einkommen, 48 mit mittlerem und 43 mit niedrigem Einkommen. In diesen Ländern wurden entweder weniger als 85% aller Todesfälle registriert oder die Todesursache blieb in mehr als 30 Prozent der Fälle unbekannt. Für diese Länder wurden die jeweiligen Daten mit dem entwickelten Modell und einem Konfidenzintervall von 90 Prozent geschätzt.

Für die endgültige Modellierung wurden folgende Variablen genutzt:

Yj: Sterblichkeit im Straßenverkehr
Ej: Expositionsfaktor
Rj: Risiko- und Präventionsfaktor
Mj: Migrationsfaktor
Ij: Bruttonationaleinkommen

Verkehrstote weltweit Berechnungsmodell WHOEs ergibt sich folgende Funktion aus oben genannten unabhängigen Variablen:

Yj= f (Rj, Mj, Ij, Ej)

Der Zusammenhang wird in einer nichtlinearen Funktion abgebildet. Die Anzahl der Todesfälle (Yj) ist eine nicht-negative ganzzahlige Zahl. Diese wird normalerweise in einer Poisson-Regression oder einer Regression basierend auf der Poisson-Verteilung abgebildet. Das üblicherweise genutzte Regressionsmodell würde die Variable Y als Poisson-Variable nutzen. Im Regressionsmodell ist der Mittelwert der Varianz als Bedingung für die erklärende Variable ähnlich. Bei der in der Studie verwendeten Daten traf dieses jedoch nicht zu. Daher konnte keine Poisson-Verteilung genutzt werden.

Aus diesem Grund wurde ein negatives binominales Regressionsmodell verwendet in dem die Annahme einer abhängigen Variable und der spezielle Fall der Poissonverteilung erfüllt wurde.

Methodische Unterschiede

178 Länder nahmen an der Studie teil. Die meisten von ihnen wandten ein standardisiertes Verfahren der WHO an. In acht Ländern (Australien, Deutschland, Kasachstan, Puerto Rico, St. Vincent und die Grenadinen, Singapur, die Ukraine und Usbekistan) wurden die Daten durch die nationalen Datenkoordinatoren gesammelt.

In der WHO-Region “Östlicher Mittelmeerraum” wurden die Daten durch die nationalen Datenkoordinatoren in persönlichen Gesprächen mit den jeweiligen Verantwortlichen erhoben.

Terminologie und Interpretation

Die folgenden Begriffe sind wichtig um die Statistiken richtig lesen zu können:

Die jeweiligen Straßenkategorien (Gemeinde- / Stadtstraßen, Außerortsstraßen und Autobahnen) unterscheiden sich von Land zu Land. Die Angaben des jeweiligen Landes basieren auf den landestypischen Einteilungen der Straßen in die jeweiligen Straßenkategorien. Sie sind daher bautechnisch sowie straßenverkehrsrechtlich unterschiedlich zu bewerten. Die jeweiligen Geschwindigkeitsbegrenzungen sind daher nicht ohne Weiteres von einem Land auf das andere übertragbar.

Der Durchsetzungsgrad wurde zuerst in Einzelbefragungen erhoben. Die Befragten bewerteten die Effektivität der Umsetzung der jeweiligen Regelungen aufgrund ihres professionellen Hintergrunds oder ihrer Wahrnehmung. Die Skala reicht von 0 (nicht effektiv) bis 10 (höchst effektiv). Danach versuchten die Befragten Einigung über den landesweiten Wert zu erzielen. Viele der Befragten empfanden die Festlegung auf einen landesweit gültigen Wert als schwer, da der Durchsetzungsgrad innerhalb eines Landes von Region zu Region schwankt. Dies macht die Erstellung eines national gültigen Werts schwierig.

Die Wichtigkeit einer effektiven Durchsetzung lässt sich am Beispiel von Alkoholobergrenzen sehr einfach verdeutlichen. Es ist für die Implementierung fixer Alkoholgrenzwerten zwingend notwendig, dass die Polizei des jeweiligen Landes Atemalkoholkontrollen durchführt und Kontrollpunkte einrichtet, um die nationalen Gesetze effektiv durchzusetzen.

Die Blutalkoholwerte (Promillegrenzen) beziehen sich auf die maximale Menge an Alkohol, die rechtlich erlaubt ist. Länder mit einem allgemeinen Alkoholverbot wurden mit einer 0,00-Promillegrenze aufgeführt.

Das verpflichtende Tragen eines Motorradhelmes wurde als “verpflichtend für alle (Mit-)Fahrer” gewertet, wenn sowohl Fahrer als auch Mitfahrer (Kinder wie Erwachsene) verpflichtet sind einen Helm zu tragen. Ausnahmen vom Gesetz aufgrund religiöser, medizinischer oder anderer Gründe werden durch die Angabe “mit Ausnahmen” gekennzeichnet.

Falls Daten durch die jeweiligen Länder nicht zur Verfügung gestellt wurden / werden wollten, werden diese Variablen mit der Angabe “keine Angaben / Data not available / nicht vorhanden” gekennzeichnet.

Präsentation der Daten

Die Länderprofile umfassen Daten über die Zahl der Verkehrstoten und Verletzten, die von den Ländern selbst mitgeteilt wurden.  Diese Daten sind nicht zwingend miteinander vergleichbar, da unterschiedliche Definitionen und Zeiträume zugrunde liegen.

Aufgrund von Rundungsungenauigkeiten kann es vorkommen, dass sich die Toten nach Verkehrsart nicht immer zu 100 Prozent addieren. Manche Länder klassifizieren aufgrund unterschiedlicher Definitionen die Verkehrstoten nach der Verkehrsart, die für den Verkehrsunfall verantwortlich ist. Daher sind in diesen Ländern “weiche” Verkehrsarten wie Fußgänger und Radfahrer statistisch unterrepräsentiert.

Die Trendgraphen unterscheiden sich hinsichtlich der auf der Ordinatenachse abgetragenen Daten. Grafiken mit grünem Hintergrund bilden die Straßenverkehrstoten je 100.000 Einwohner ab. Grafiken mit blauem Hintergrund zeigen die absolute Menge an Straßenverkehrstoten. Die Trendverläufe werden zum frühesten Zeitpunkt ab 1970 abgebildet.

Die Zahl der gemeldeten Fahrzeuge umfasst nur die behördlich bekannten Fahrzeuge. In einigen Ländern ist die Mehrheit der Fahrzeuge nicht ordnungsgemäß bei den Behörden gemeldet. Wegen Rundungsfehlern addieren sich diese nicht immer zu 100%.

Die komplette Studie können Sie hier herunterladen.

Zahl der Verkehrstoten weltweit nach Ländern (wird laufend aktualisiert)
A

Ägypten

Äthiopien

Afghanistan

Albanien

Angola

Argentinien

Armenien

Aserbaidschan

Australien

B

Bahamas

Bahrain

Bangladesch

Barbados

Belgien

Belize

Benin

Bhutan

Bolivien

Bosnien und Herzegowina

Botswana

Brasilien

Britische Jungferninseln

Brunei Darussalam

Bulgarien

Burkina Faso

Burundi

C

Chile

China

Cookinseln

Costa Rica

D

Demokratische Republik Kongo (früher Zaire)

Demokratische Republik Timor-Leste (= Osttimor)

Deutschland

Dominikanische Republik

E

Ecuador

El Salvador

Eritrea

Estland

F

Fiji-Inseln

Finnland

Frankreich

G

Gambia

Georgien

Ghana

Griechenland

Großbritannien

Guatemala

Guinea-Bissau

Guyana

H

Honduras

I

Island

Indien

Indonesien

Iran

Irak

Irland

Israel

Italien

J

Jamaika

Japan

Jemen

Jordanien

K

Kambodscha

Kamerun

Kanada

Kap Verde

Kasachstan

Katar

Kenia

Kirgisistan

Kiribati

Kolumbien

Komoren

Kongo

Kroatien

Kuba

Kuwait

L

Laos

Lesotho

Lettland

Libanon

Liberia

Litauen

Lybien

M

Madagaskar

Malawi

Malaysia

Malediven

Mali

Malta

Marokko

Marshallinseln

Mauretanien

Mauritius

Mazedonien

Mexiko

Mikronesien

Mongolei

Montenegro

Mosambik

Myanmar

N

Namibia

Nauru

Nepal

Neuseeland

Nicaragua

Niederlande

Niger

Nigeria

Norwegen

O

Oman

Österreich

P

Pakistan

Palau

Panama

Papua-Neuguinea

Paraguay

Peru

Philippinen

Polen

Portugal

Puerto Rico

R

Republik Moldau

Ruanda

Rumänien

Russland

S

Sambia

Samoa

San Marino

Santa Lucia

Sao Tome und Principe

Saudi-Arabien

Schweden

Schweiz

Senegal

Serbien

Seychellen

Sierra Leone

Simbabwe

Singapur

Slowakei

Slowenien

Salomoninseln

Spanien

Sri Lanka

St. Vincent und die Grenadinen

Sudan

Südafrika

Südkorea

Surinam

Swasiland

Syrien

T

Tadschikistan

Tansania

Thailand

Togo

Königreich Tonga

Trinidad und Tobago

Tschad

Tschechien

Türkei

Tunesien

Turkmenistan

Tuvalu

U

Uganda

Ukraine

Ungarn

Uruguay

USA

Usbekistan

V

Vanuatu

Venezuela

Vereinigte Arabische Emirate

Vietnam

W

Weißrussland

Westbank und Gazastreifen

Z

Zentralafrikanische Republik

Zypern

Diese Liste wird laufend aktualisiert.

Bild auf der Startseite von K Nicoll (kandyjaxx) @ FlickrCreative Commons

Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

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Auszeichnungen

Grimme Online Award Preisträger 2012

Zukunft Mobilität hat den Grimme Online Award 2012 in der Kategorie Information erhalten. Ich möchte mich bei all meinen Lesern für die Unterstützung bedanken!

PUNKT Preisträger 2012

Zukunft Mobilität hat den PUNKT 2012 der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) in der Kategorie "Multimedia" gewonnen.

Logo VDV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V. (VDV) hat mich im Rahmen der VDV-Jahrestagung 2013 in Mainz als “Talent im ÖPNV” des Jahres 2013 ausgezeichnet. Der VDV vertritt rund 600 Unternehmen des Öffentlichen Personennahverkehrs, des Schienenpersonennahverkehrs, des Schienengüterverkehrs, der Personenfernverkehrs sowie Verbund- und Aufgabenträger-Organisationen.

Lizenz

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Die Inhalte dieses Artikels sind - soweit nicht anders angegeben - unter CC BY-SA 3.0 de lizensiert. Grafiken sind von dieser Lizenz aus Vereinfachungs- und Schutzgründen ausgenommen (Anwendung aufgrund der Verwendung von Grafiken / Bildern mit unterschiedlichen Lizenzen zu kompliziert) außer die CC-Lizenz ist ausdrücklich genannt.

Weitere Informationen

Verfasst von:

Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
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