Für mehr Klimaschutz, mehr energiepolitische Souveränität und zur Verhinderung von Mobilitäts- bzw. Energiearmut ist die Energieeffizienz von entscheidender Bedeutung. Zur Erreichung dieser Ziele gilt es, den gleichen Grad an Mobilität mit weniger Energieeinsatz zu erzielen.
Energiebedarf und -effizienz allgemein
Im Zeitraum von 2000 bis 2018 hat die Europäische Union (EU-28) eine Reduzierung ihres Gesamtenergieverbrauchs um 4,2 % bei der Primärenergie und 0,8 % bei der Endenergie erreicht. Dieser Rückgang ging mit einem Rückgang der Energieintensität (ausgedrückt in Öleinheiten / BIO in Tausend Euro2010) und des Energieverbrauchs pro Kopf einher. Nach einem Anstieg zu Beginn des Jahrtausends wurde das Maximum im Jahr 2006 erreicht. Zwischen 2006 und 2014 sanken der Primär- und Endenergiebedarf auf den zweitniedrigsten Wert seit 1990 (am niedrigsten: 1994). Ab 2015 ist ein Anstieg zu beobachten, der sich 2016 und 2017 fortsetzte. Für 2018 ist ein leichter Rückgang beim Primärenergiebedarf zu verzeichnen, beim Endenergiebedarf ein weiterer leichter Anstieg.
Auf die vier Mitgliedstaaten Deutschland, Frankreich, das Vereinigte Königreich und Italien entfielen über 50 % des Endenergieverbrauchs, 14 Mitgliedstaaten (die Hälfte der Staaten der Europäischen Union) verbrauchten weniger als 9 % (8,5 %) des gesamten Endenergieverbrauchs im Jahr 2018.
In Relation zum Bruttoinlandsprodukt wiesen Irland, Dänemark und Großbritannien im Jahr 2018 die geringste Energieintensität auf. Zehn europäische Staaten – darunter Deutschland – lagen unter dem EU28-Durchschnitt (<0,077 Erdöleinheiten / 1000 Euro BIP).
Die wichtigsten Energieformen des Jahres 2018 waren Erdöl (37,0 % bezogen auf den Endenergiebedarf), Strom (22,8 %) und Erdgas (21,6 %). Im Vergleich zum Jahr 2000 nahm die aus Rohöl und Erdgas gewonnene Endenergiemenge ab, während die Endenergiemenge aus regenerativen Quellen1 und Strom im Allgemeinen zunahm.
Rund ein Drittel des Endenergiebedarfs der EU28-Mitgliedsstaaten war 2018 dem Verkehrssektor zuzurechnen. Somit entfällt auf den Verkehrsbereich der größte und weiterhin zunehmende Anteil.
Verkehrsbereich
Die Energienachfrage des Verkehrsbereichs folgt dem allgemeinen Trend bzw. beeinflusst diesen durch sein hohes Gewicht von einem Drittel entsprechend. Der Endenergieverbrauch im Verkehrssektor ist in den 19 Jahren von 2000 bis 2018 um 10,8 % von 344 auf 382 Megatonnen Öleinheiten gestiegen.
Der Rückgang des Energieverbrauchs im Verkehrssektor von 2008 bis 2013 lässt sich unter anderem durch Verbesserungen der Energieeffizienz von Personenkraftwagen und die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise erklären. Etwa 40 % des Rückgangs nach 2007 sind Schätzungen zufolge auf die Wirtschaftskrise zurückzuführen, wobei sich der Personenverkehr stabilisiert hat und der Güterverkehr rückläufig war. Die restlichen 60 % sind größtenteils auf Verbesserungen der Energieeffizienz von Personenkraftwagen zurückzuführen. Ein weiterer Faktor ist die rückläufige Fahrleistung von Pkw: Zwischen 2000 und 2017 ist die durchschnittliche jährliche Entfernung, die mit dem Pkw zurückgelegt wird, um 1.300 km von 13.179 km auf 11.879 km gesunken. Die durchschnittliche jährliche Fahrleistung pro Fahrzeug ähnelt hierbei dem Abwärtstrend des jährlichen Energieverbrauchs.
Die Verbesserung der Energieeffizienz im Straßengüterverkehr hat sich nach 2007 verlangsamt. Dies hängt primär mit dem Rückgang des Verkehrsaufkommens und einer sinkenden Fahrzeugauslastung zusammen.
Ab 2014 hat der Verkehr seinen 2008 begonnenen Abwärtstrend umgekehrt. Der Verbrauchsanstieg im Verkehr ist primär durch das anhaltende Wirtschaftswachstum in der Europäischen Union und das niedrige Ölpreisumfeld bedingt. Der Straßenverkehr und insbesondere der Pkw-Verkehr sind die Verkehrsträger mit dem größten Verbrauch (Pkw: 170 Megatonnen Öleinheiten von insgesamt 307 Megatonnen Öleinheiten im Straßenverkehr 2018). Biokraftstoffe (insbesondere Biodiesel, Biobenzin und Biogas) haben sich von 2000 bis 2018 erheblich weiterentwickelt, auch wenn Diesel und Benzin nach wie vor die wichtigsten Kraftstoffarten sind. Der industrielle Endenergieverbrauch ist 2018 leicht gestiegen, liegt aber deutlich unter dem Durchschnittswert für den Zeitraum von 2000 bis 2018.
Im Jahr 2018 war der Mitgliedstaat mit dem höchsten Energieverbrauch im Verkehrssektor Deutschland (65,5 Mio. tRÖE [Tausend Rohöleinheiten]), gefolgt vom Vereinigten Königreich (53,8 Mio. tRÖE) und Frankreich (51,1 Mio. tRÖE).
In Bezug auf den Energiemix liefern Erdöl und Erdölprodukte nahezu den gesamten Anteil am Endenergieverbrauch im Verkehr. Zwischen dem Jahr 2000 und 2018 stieg der Verbrauch von Erdöl und Erdölerzeugnissen um 5,6 % / 18,8 Mio. Tonnen Rohöleinheiten.
Erdölerzeugnisse machten 2017 93,2 % (355.627 ktoe [Kilotonnen Öleinheiten]) des Endenergiebedarfs aus. Im Jahr 2018 entfielen 55,1 % (210.361 ktoe) des Endenergiebedarfs auf Diesel und 20,4 % (77.698 ktoe) auf Benzin. Andere Brennstoffe und Energieträger wiesen geringere Anteile am Energiemix auf: Kerosin (15,8 %; 60.112 ktoe), Biokraftstoffe und erneuerbare Energien (4,4 %; 16.821 ktoe), Flüssiggas (1,6 %; 6.032 ktoe), Elektrizität (1,4 %; 5.496 ktoe), Erdgas (0,9 %; 3.557 ktoe) und Schweröl (0,4 %; 1425 ktoe). Feste Brennstoffe machten einen vernachlässigbaren Anteil am Endenergiemix aus (unter 0,01 %; 10,7 ktoe).
Der Straßenverkehr ist der Haupt-Energieverbraucher unter den Verkehrsträgern. Auf ihn entfielen im Jahr 2018 80,4 % (307 Mio. tRÖE) des Endenergieanteils im Verkehr. Im selben Jahr lag der internationale Luftverkehr [auch zwischen EU-Mitgliedsstaaten] beim Energieverbrauch an zweiter Stelle (13,9 %; 52,9 Mio. tRÖE), gefolgt vom inländischen Luftverkehr (1,9 %; 7,3 Mio. tRÖE), dem Schienenverkehr (1,7 %; 6,5 Mio. tRÖE), der inländischen Schifffahrt (1,4 %; 5,2 Mio. tRÖE), dem Transport in Rohrleitungen (0,55 %; 2,1 Mio. tRÖE) und dem sonstigen nicht spezifizierten Verkehr (0,24 %; 1,0 Mio. tRÖE). Der Energieverbrauch des Rohrleitungsverkehrs ist zwischen 2000 und 2018 um mehr als das Dreifache gestiegen ist (von 581 ktoe auf 2.089 ktoe). Im Vergleich zum Jahr 2000 sind die Anteile von Straße, Schiene und Binnenschifffahrt zurückgegangen, während die übrigen Verkehrsträger (d. h. internationaler und inländischer Luftverkehr, Rohrleitungen und nicht spezifizierter Verkehr) ihre Anteile erhöht haben.
In der Luftfahrt werden nahezu ausschließlich Erdölprodukte verwendet. Erdölprodukte machen auch 99,9 % des Energieverbrauchs in der Binnenschifffahrt und 93,9 % des Energieverbrauchs im Straßenverkehr aus. Im Jahr 2018 wurde im Schienenverkehr (70,6 %) und im sonstigen Verkehr (62,6 %) hauptsächlich Strom verwendet. Erdgas machte 91,5 % des Energieverbrauchs im Pipelinetransport aus. Erneuerbare Biokraftstoffe machten etwa 5,5 % des Energieverbrauchs im Straßenverkehr, 0,4 % im Schienenverkehr, 0,61 % im sonstigen Verkehr und 0,1 % in der Binnenschifffahrt aus.
Im Straßenverkehr ist der Endenergieverbrauch im Zeitraum von 2000 bis 2018 um +8,7 % gestiegen. Auf Deutschland, Frankreich, das Vereinigte Königreich und Italien entfielen fast 55 % des gesamten EU-Endenergieverbrauchs im Straßenverkehr.
Der EU-Mitgliedstaat mit der höchsten Anzahl von Personenkraftwagen pro 1.000 Einwohner war 2017 Luxemburg (670 Pkw / 1.000 Ew), gefolgt von Finnland (617 Pkw / 1.000 Ew) und Malta (613 Pkw / 1.000 Ew). Die niedrigste Anzahl von Personenkraftwagen pro 1.000 Einwohner wurde dagegen in Ungarn (355 Pkw / 1.000 Ew), Lettland (356 Pkw / 1.000 Ew) und Kroatien (389 Pkw / 1.000 Ew) für dasselbe Jahr registriert.
Das Personenverkehrsaufkommen ist im Zeitraum von 2000 bis 2017 deutlich gestiegen (+17,3 %). Das Maximum innerhalb dieser Periode wurde im Jahr 2017 verzeichnet.
Im Jahr 2017 war Litauen das europäische Land mit der höchsten MIV-Verkehrsleistung (Pkm), gefolgt von Portugal und Slowenien. Im Gegensatz dazu waren im selben Jahr die Tschechische Republik, Ungarn und Österreich die Mitgliedstaaten mit dem niedrigsten Anteil von Personenkraftwagen am inländischen Personenverkehr. Ungarn war der einzige Staat, in dem Omnibusse mehr als ein Fünftel des inländischen Personenverkehrs ausmachten. Bei den Eisenbahnen wurde der größte Anteil des Zugverkehrs in den Niederlanden verzeichnet. Den größten Anteil an Straßenbahnen und U-Bahnen gab es in der Tschechischen Republik.
Im Zeitraum von 2000 bis 2017 hat der gesamte Güterverkehr um 15,0 % zugenommen (2017: 3.731 Milliarden Tonnenkilometer). Der Straßenverkehr und der Luftverkehr sind in diesem Zeitraum am stärksten gewachsen (+23,9 % bzw. +21,7 %), gefolgt vom innerstaatlichen und innergemeinschaftlichen Seeverkehr (+10,2 %), der Binnenschifffahrt (+9,8 %) und dem Eisenbahnverkehr (+3,7 %). Der Pipelineverkehr ging zwischen 2000 und 2017 um 10,3 % zurück.
Fazit
Im Gegensatz zum Gesamtenergieverbrauch, der zwischen 2000 und 2018 um 4,2 % bei der Primärenergie und um 0,8 % bei der Endenergie gesunken ist, verzeichnet der Verkehrssektor relativ wie absolut einen wachsenden Energiebedarf. Der Verkehrssektor ist in den betrachteten EU28-Mitgliedsstaaten bereits heute der Sektor mit dem höchsten Energiebedarf, ein Abflauen oder gar eine Reduktion ist bislang nicht absehbar.
Die größte Zunahme der Endenergieverbrauchs des Verkehrssektors ist in osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten zu verzeichnen, die im Vergleich zu vielen westeuropäischen Staaten ein größeres Wirtschaftswachstum aufweisen. Mit einer zunehmenden Motorisierung dürften der Energiebedarf wie auch die Treibhausgasemissionen weiter wachsen. Der gewachsene Energiebedarf zwischen 2000 und 2018 wurde nahezu vollständig durch fossile Energieträger gedeckt. Die im Verkehrsbereich eingesetzte Strommenge ist in diesem Zeitraum gar gesunken, biogene Kraftstoffe machen absolut nur einen geringen Anteil aus.
Bei der Bewertung aktueller Entwicklungen und kurzfristiger Veränderungen ist es wichtig, gleichzeitig auch die großen Trends im Blick zu behalten. Energieeffizienzverbesserungen im Verkehrsbereich müssen sich bspw. aufgrund der sich ebenfalls verändernden Rahmenbedingungen und Faktoren nicht zwingend in einem rückläufigen Energiebedarf des Verkehrssektors niederschlagen. Ebenfalls bedeuten steigende Elektrifizierungsanteile bei Neufahrzeugen nicht zwingend eine kurz- oder gar mittelfristig rückläufige Nachfrage nach fossilen Energieträgern, wenn bspw. der absolute Bestand an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor aufgrund einer insgesamt höheren Zahl an Neuzulassungen weiter zunimmt. Hier gilt es stets aufmerksam zu bleiben und das große Ganze nicht aus dem Blick zu verlieren.
Hinweise
- Wasserkraft, Gezeiten, Wellen und Meer, Wind, Photovoltaik, Solarthermie, geothermisch, primäre feste Biokraftstoffe, Holzkohle, Biogase, erneuerbare Abfälle, reines und beigemischtes Biobenzin, reiner und beigemischter Biodiesel, reines und gemischtes Bio-Kerosin, andere flüssige Biokraftstoffe und Umgebungswärme ↩