Kopenhagen ist eine der radfreundlichsten Städte der Welt. Insgesamt durchziehen mehr als 350 Kilometer Radwegnetz die Stadt. Dies schlägt sich vor allem im sehr hohen Radfahreranteil nieder. Die Raddichte in der dänischen Hauptstadt ist so hoch, dass sich auf vielen Radwege zu den Hauptverkehrszeiten Staus (!) bilden. Insbesondere der Radweg entlang der Hauptverkehrsader Nørrebrogade ist mit 36.000 Radfahrern am Tag chronisch überlastet.
Radfahrer auf dem Radweg entlang der Noerrebrogade zur Hauptverkehrszeit – Mikael Colville-Andersen – Creative Commons
Die Radwege der Nørrebrogade gelten als die meistbefahrenen Radwege Europas. Daher haben sich die Stadtplaner dazu entschlossen, die Nørrebrogade in einen “grünen Boulevard” zu verwandeln. Die Radwege an beiden Seiten der Straße sollen auf mehr als dreieinhalb Meter verbreitert werden. Der Autoverkehr soll aus der Straße verbannt werden und nur noch Busse dürfen die 2,5 Kilometer lange Straße nutzen. Entlang der “Radwegautobahn”, sogenannte “Cykelsuperstiers”, sollen mehrere Service-Stationen aufgebaut werden, an denen Radfahrer die Reifen aufpumpen, Speichen wechseln oder sich ausruhen können.
Synchronisierte Ampelanlagen sollen Radlern eine höhere Priorität gegenüber Autofahrern einräumen. Damit wird der Verkehrsfluss für Radler beschleunigt und gleichzeitig für Autofahrer verlangsamt.
Dies soll noch mehr Leute dazu bewegen, das Auto stehen zu lassen und das Rad zu nutzen. Bereits heute radeln 55% der Pendler mit dem Rad zur Arbeit. Aber insbesondere die Pendler von außerhalb sollen zum Umstieg auf das Rad bewegt werden. Heute werden 37% der Wege aus oder in die Stadt Kopenhagen mit dem Fahrrad zurückgelegt. Dieser Wert soll bis 2015 auf über 50% gesteigert werden. Hauptzielgruppe sind Pendler, die täglich zwischen fünf und 20 Kilometer zwischen Wohn- und Arbeitsort zurücklegen.
Zu diesem Zweck gibt die Stadt 2011 etwa 10 Millionen Euro für Radinfrastruktur aus. Zwischen 2006 und 2010 wurden bereits 33,5 Millionen Euro investiert. Die ersten beiden “Radautobahnen” ins Umland mit einer Gesamtlänge von über 14 Kilometern sollen Ende 2011 für den Verkehr freigegeben werden. Ein dritter Super-Radweg mit einer Länge von 20 Kilometern folgt 2012. Weitere Cykelsuperstier werden derzeit in Århus, Odense und Aalborg angelegt.
Aber auch andere Städte haben gute Erfahrungen mit extrabreiten Radwegen gemacht. In London werden derzeit 12 neue “Radautobahnen” gebaut. Diese sind mindestens 1,5 Meter breit und besitzen ebenfalls ein spezielles Ampelsystem, das dem Radverkehr eine höhere Priorität gegenüber dem Autoverkehr einräumt. Derzeit sind bereits die Radwege Merton – Wandsworth – Lambeth in die City sowie Barking & Dagenham – Newham – Tower Hamlets in die City fertiggestellt.
Super-Radwegnetz in London (im Bau) – Transport for London
Mit diesen speziellen Londoner Radwegen gibt es jedoch ein Problem. In einer Studie antworteten über 50% der Befragten, dass sie sich auf den neuen Radwegen nicht sicherer als auf normalen Radwegen fühlen. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass die Radwege als zu schmal empfunden werden. Nichtsdestotrotz fahren 25% mehr Radfahrer auf den fertiggestellten Abschnitten.
In einer anderen Studie gaben über 70% der Befragten zu Protokoll, dass sie sich durch die physische Trennung zum Autoverkehr durch spezielle Trennelemente sicherer fühlen. 61% sagten, dass die blaumarkierten Radwege die Radwegsicherheit erhöht haben.
Diese Aussagen verdeutlichen nochmals, dass insbesondere geschützte Fahrradwege die Radwegnutzung erheblich steigern. Das Ziehen eines einfachen Begrenzungsstriches zwischen Radweg und Fahrbahn bietet kein ausreichendes Sicherheitsgefühl.
Wer sich weiter über die dänischen “Cykelsuperstier” informieren möchte, sollte sich die (leider nur) dänischsprachige Webseite des Projekts anschauen.