Die dänische Hauptstadt Kopenhagen gilt vielen als die weltweite Hauptstadt des Radverkehrs, siehe auch: Auf der Suche nach der fahrradfreundlichsten Stadt: Eine Reise durch sieben Städte auf zwei Rädern
Im Rahmen der Velo-City 2010 Konferenz hat Streetfilms einen beeindruckenden Film gedreht, der die besondere Stellung des Radverkehrs und die gute Radverkehrsinfrastruktur in Kopenhagen sehr gut transportiert.
Ungefähr 38% aller Wege werden in Kopenhagen mit dem Fahrrad zurückgelegt. Dies sind circa 1,2 Millionen Kilometer täglich. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt 16 km/h. Mit dem Auto erreicht man in Kopenhagen zwar eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit von 27 km/h, allerdings sind 16 km/h für den Radverkehr bereits sehr schnell und daher sehr attraktiv. 1 Und es kommt ja auch immer auf die Tür-zu-Tür-Reisezeit und weniger auf die Durchschnittsgeschwindigkeit an.
In Kopenhagen ist die Infrastruktur für den Langsamverkehr, vor allem für den Radverkehr, sehr gut ausgebaut. Die Radwege sind durch einen Randstein vom anderen fließenden Verkehr abgetrennt, auf Kreuzungen gibt es extra blau markierte Fahrradspuren. Des Weiteren haben die Autofahrer in Kopenhagen eine besondere Art der Rücksicht gegenüber Radfahrern entwickelt. Dies vermeidet vor allem Unfälle bei rechts abbiegenden Fahrzeugen.
Die Stadt Kopenhagen hat das ambitionierte Ziel bis 2050 eine CO2-neutrale Stadt zu sein. Der Verkehr trägt dazu entscheidend bei – mehr Radfahrer, weniger Autos. Und ist dabei auf einem guten Weg!
(via Streetfilms)
- Cycle Statistics – Kopenhavens Kommune – Abrufbar im Internet – 16.07.2010 ↩
Kopenhagen ist großartig, das ist überhaupt keine Frage. Dennoch fallen mir verschiedene Dinge auf. Warum werden selbst dort, wo der Radverkehrsanteil so gewaltig groß ist, die Radwege noch mit Bordsteinen abgetrennt oder erhöht geführt?
Es ist klar, dass dies aus psychologischen Gründen gemacht wird, um ein subjektives Sicherheitsgefühl zu erzeugen. Dennoch ist dies nicht nur wegen den stark steigenden Zuwachsraten absolut unklug. In den sozialen Netzwerken gingen bereits Fotos um, die die völlig von Radfahrern verstaute(!) Nörrebrogade zeigten, während auf drei Autospuren vier Autos fuhren.
Im Video sagt dann ein amerikanischer Fahrradaktivist, dass die Fahrkultur der Autofahrer eigentlich so rücksichtsvoll ist, dass man die Infrastruktur eigentlich auch wegnehmen könnte. Ich bin gespannt, ob auch mal in nächster Zukunft passiert. Oder ob man doch noch einen kleinen Vorteil für die wenigen, mit teuren Steuern bezahlten Autos erhalten möchte. Dazu passt auch die Aussage im Text, dass man dort als Autofahrer eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 27, auf dem Rad von 16km/h habe.
Ich kenne dies eigentlich nur umgekehrt, dass es in allen großen Städten so ist, dass man mit Rad immer schneller voran kommt. Ich hatte in früheren Zeiten selbst mit Rad einen Schnitt von 28, allerdings von Vorort zu Vorort. Und damit war ich selbst im relativ locker bebauten Ruhrgebiet sehr oft schneller als die Autofahrer, die mir mir parallel losgefahren sind, teils auch über die Autobahn.
Eine echte Gleichberechtigung des Rads steht also meiner Meinung nach selbst in der derzeitigen Welt-Fahrradhautpstadt noch aus.
Das Grundlegende des hohen Radverkehranteils in CPH ist:
Getrennte Radinfrastruktur. Würde die Trennung aufgehoben werden, würden sie das Fundament ihres Erfolges aufgeben. Das wäre sehr kurz gesprungen.
Das machen sie natürlich nicht.
Übrigens: Das getrennte Infrastruktur “psychologische Gründe” hätte, stimmt nicht.
Sie hat inklusive Gründe.
Sie schafft die Voraussetzung für urbanes Radfahren von 8-80Jahren sowie für eine inklusive Verkehrsteilnahme auch gehandicapter Personen.
Wo unsere jüngsten Verkehrsteilnehmer, wo unsere ältesten Verkehrsteilnehemer, wo unsere gehandicapten Verkehrsteilnehmer NICHT ausgeschlossen werden: Dort ist Platz für alle. Dort radeln alle.
So wollen wir Stadt!
Zu zeigen, dass dies möglich ist:
Das ist das Sympathische am Kopenhagener Modell.