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[Video zum Wochenende] Zipcar-Gründerin Robin Chase über Carsharing und Netzwerktechnologie zur Verkehrssteuerung

Robin Chase gründete vor ein paar Jahren Zipcar, den mittlerweile größten Carsharing-Anbieter weltweit. Das TIME Magazine kürte sie zu einer der einflussreichsten Frauen. In diesem TED-Talk stellte sie ihr Carsharing-Unternehmen vor und ging dabei noch viel weiter: sie redete über die Vorteile einer Straßenmaut und die Bepreisung vom Motorisierten Individualverkehr.

Robin Chase ging es bei der Gründung bei Zipcar nicht vorrangig um den wirtschaftlichen Erfolg. Sie beschäftigt sich schon seit Jahren mit der Effizienz von Transportnetzwerken und dem effizienten Einsatz des Verkehrsmittels Automobil. Beinahe jedem ist klar, dass wir die Effizienz von Autos steigern und die Schadstoffemission senken müssen.

Allerdings gibt Chase zu bedenken, dass wir in den nächsten 10 Jahren den Treibstoffverbrauch maximal um vier Prozent senken können, wenn wir unser Verhalten nicht grundlegend ändern. Wir müssten jedoch eigentlich die CO2-Emissionen in den nächsten 10 – 15 Jahren um etwa 80% senken um massive Umweltprobleme zu vermeiden.

Carsharing kann bei der Verringerung von Co2-Emissionen effektiv helfen. Die jährliche Fahrzeugnutzung ist von 12.000 Meilen (etwa 19.300 Kilometer), die ein normaler amerikanischer Stadtbewohner jährlich fährt, auf 500 Meilen (eta 800 Kilometer) gesunken, da die Kosten individueller Mobilität sichtbarer werden und das Verkehrsmittel Auto bewusster eingesetzt wird. Die einstündige Nutzung eins Zipcars kostet acht bis zehn Dollar, ein Tag 62 Dollar. Der durchschnittliche Amerikaner, der sein Automobil intensiv auch für kurze Strecken nutzt, wird darüber nachdenken ob er seine Brötchen mit dem Auto holt und – unterstellt der Bäcker sei nicht allzu weit entfernt – somit die Brötchen um acht Dollar verteuert oder zu Fuß geht oder das Fahrrad nutzt. Die Kosten für einen Kilometer Autofahrt werden allgemein unterschätzt und daher wird das Auto “überkonsumiert”. (siehe auch: Die wahren Kosten eines Kilometers Autofahrt)

Die Nutzung von Carsharing verdeutlicht die wahren Kosten des Verkehrsmittels Auto, lässt sie in Konkurrenz zu anderen Verkehrsmitteln treten und minimiert die Anzahl der Autofahrten. Die Nutzung von unterschiedlichen Marktmechanismen beeinflusst somit das Nutzungsverhalten direkt.

Dieses Carsharing-Angebot ist allerdings nur mit Hilfe von Technologie durchführbar. Das Management der Autoflotte geschieht automatisch, das Reservieren und Bezahlen eines Autos dauert nur wenige Sekunden und die Auslastung der Flotte ist durch ein dynamisches Preissystem steuer- und optimierbar. Robin Chase möchte mit ihrem neuen Unternehmen GoLoco dieses System auch auf einzelne Autofahrten ausdehnen, das sogenannte Ridesharing. Dadurch würde die Auslastung steigen und somit die Anzahl von PKWs auf den Straßen deutlich sinken. Dies hat direkte Auswirkung auf den Parkplatzbedarf, Staus und somit den Ausstoß von CO2-Emissionen.

Die Verringerung von Autoverkehr innerhalb der Innenstädte wäre auch durch eine Innenstadtmaut wie z.B. in London möglich. Nach der Einführung der Maut sank der Autoverkehr innerhalb Londons um 25 Prozent über Nacht. Technologie hilft auch in diesem Falle bei der Abbrechnung und Kontrolle der Mautzahlungen.

Heute werden die variablen Kosten wie Straßenunterhalt, etc. vieler Verkehrssysteme über eine Kraftstoffsteuer finanziert. Durch das Aufkommen treibstoffeffizienter Fahrzeuge sinken natürlich auch die Steuereinnahmen des Staates und somit die Summe, die für den Erhalt und Ausbau der Verkehrsnetze zur Verfügung steht. Eine Maut würde die zurückgelegte Kilometerzahl verursachergerecht auf die Nutzer umlegen und diese direkt belasten. Dieses System wäre sozialer, ermöglicht eine bessere Verkehrssteuerung und würde die Kosten für die Nutzung der Straßeninfrastruktur mehr ins Bewusstsein der Nutzer lenken.

Technik hilft uns also dabei Emissionen zu reduzieren, Wirtschaftswachstum zu generieren, den Verbraucher Geld zu sparen und die soziale Komponente einer Autofahrt zu stärken.

Aber wie soll die Technik aussehen?

Autos sind letztendlich Netzwerkknoten ausgerüstet mit GPS, Bluetooth, Mauttranspondern, Mobiltelefonen bzw. Mobilfunkeinheiten, Radioempfängern und einige PKW (vor allem vom General Motors) mit OnStar, einem Sicherheitssystem das bei Unfällen, Autodiebstählen und technischen Problemen mit Hilfskräften kommuniziert und diese alarmiert.

Mit Hilfe dieser Netzwerktechnologien sollen Fahrzeuge während der Fahrt miteinander kommunizieren können und auf diese Weise Treibstoff sparen, CO2- Emissionen reduzieren, Unfälle vermeiden und die Autofahrt angenehmer und effizienter gestalten.

Dabei soll die Technologie eines MESH-Netzwerks (deutsch: vermaschtes Netz) helfen.

In einem transportbasierten MESH-Netzwerk ist jedes Automobil mit einem oder mehreren anderen verbunden. Informationen (Straßenverhältnisse, Verkehrsdichte, Kosten) werden von Auto zu Auto weitergereicht, bis sie jeden Autofahrer erreicht haben. Vermaschte Netze sind im Regelfall selbstheilend und dadurch sehr zuverlässig: Wenn ein Knoten oder eine Verbindung blockiert ist oder ausfällt, kann sich das Netz darum herum neu stricken. Die Daten werden umgeleitet und das Netzwerk ist nach wie vor betriebsfähig.

Somit kommunizieren alle Autos untereinander und beschleunigen somit den Verkehr oder vermeiden ihn. Verkehrsvermeidung könnte zum Beispiel folgendermaßen geschehen:

Person A möchte zum Ort X, den ebenso sein Nachbar B erreichen möchte. Beide wissen nicht von dem Ziel des anderen. Wenn aber beide zum Beispiel in ihr Navigationsgerät das selbe Ziel eingeben, könnte ein Abgleich der Daten die beiden zusammen bringen und somit eine Autofahrt vermeiden. Ein Auto wäre besser ausgelastet und die soziale Komponente dieser Autofahrt wäre auch nicht zu unterschätzen.

Ein interessanter Ansatz, der natürlich einige Probleme mit sich bringt, aber dennoch verfolgenswert ist.

Anonymous

Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

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molokko
molokko
10. Januar 2011 09:07

hallo,

ich bin davon überzeuge, dass es möglich wäre mit intelligenten nahverkehrssystemen ein wechsel weg vom eigenen auto zu erreichen.

wenn man darüber nachdenkt, dass ein auto 23 stunden ungenutz rumsteht und nur in den seltensten fällen meh als 50km fährt, dann wird einem bewußt, was uns da eigentlich von der autoindustrie tagtäglich für ein mist erzählt wird.

tatsächlich leiden die meisten menschen unter dem autoverkehr, durch lärm und luftverschmutzung. die lebensqualität für die meisten menschen würde sich, besonders in den städten, schlagartig verbessern. mehr lebensraum könnte gewonnen werden, wenn die vorwiegend parkenden autos verschwinden würden.

aber noch ist es nicht soweit – noch kaufen menschen ihr eigenes auto. zahlen dafür versicherung und reparaturen.

die stadt der zukunft wird autofreier werden müssen und ein weg individuelle mobilität zu erhalten ist carsharing.

gleichzeitig müssen die menschen aber begreifen, dass die zeit, in der man mit seiner 220PS maschine 300m zum bäcker fährt – definitiv vorbei ist und eigentlich nur noch lächerlich ist.

die totale individualisierung der mobilität geht mit autos einfach nicht – und dabei ist es gleichgültig, ob die motoran mit fossilen brennstoffen oder elektrischer atomenergie versorgt werden.

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Verfasst von:

molokko

Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
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E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net