Die Medienwerkstatt Franken berichtet in der halbstündigen Dokumentation “Mobilität anders denken – Von der autogerechten zur menschengerechten Stadt” ganzheitlich über das spannende Thema Mobilität und dem aktuellen Wandel in der fränkischen Großstadt Nürnberg mit ihren 520.000 Einwohnerinnen und Einwohnern.
Das eigene Auto ist für viele Menschen das Fortbewegungsmittel der Wahl. Mehr als jeder zweite Nürnberger besitzt ein Auto, 600.000 Pkw passieren täglich die Stadtgrenze. Die Planung der autogerechten Stadt, die man in Nürnberg wie im Rest Deutschlands vor allem ab Mitte des vergangenen Jahrhunderts forciert hat, bestimmt bis heute das Stadtbild. Die Dokumentation enthält viele historische Aufnahmen Nürnbergs und berichtet über den Infrastrukturausbau seit Ende des 2. Weltkriegs nach dem Ideal der Funktionstrennung und dem städtebaulichen Leitbild der autogerechten Stadt wie bspw. den Umbau des aufgelassenen Ludwig-Donau-Main-Kanal in den Frankenschnellweg.
Heute hat Nürnberg das Ziel, den Anteil des öffentlichen, Rad- und Fußgängerverkehrs am Gesamtverkehr in der Stadt auf 70 Prozent zu erhöhen, bislang nicht erreicht. Der Grund: man hat es dem motorisierten Individualverkehr zu leicht gemacht. Menschen, die umsteigen wollen, haben es aufgrund fehlender Infrastruktur für andere Verkehrsmittel dagegen schwerer. Die Folgen spüren vor allem die Bewohner der Stadt: Lärm, schlechte Luft, fehlende Sicherheit und wenig Platz für andere Verkehrsteilnehmer.
Eine Stadt sollte nicht für Autos gebaut sein, sondern für die Menschen, die dort leben. In ihrer Dokumentation “Mobilität anders denken” zeigt die Medienwerkstatt Franken, wie das gehen kann. Die verkehrlichen Hintergründe werden durch Mitarbeiter*innen der Stadt Nürnberg und Prof. Dr.-Ing. Harald Kipke von der TH Nürnberg (Forschungsprofessur Intelligente Verkehrsplanung) eingeordnet. Berichtet wird unter anderem vom Leben ohne eigenes Auto mit der flexiblen Nutzung von Carsharing, dem Parking Day 2018, den Schwierigkeiten Nürnbergs bei der Finanzierung von ÖPNV-Ausbauvorhaben und Forschung und Planung für den Fußverkehr.
Interessant ist auch das hohe an Pragmatismus in der Stadt. Sei es bei Entscheidungen zum Weg zur Arbeit (Kombination aus Fahrrad und öffentlichen Verkehr statt Pkw), Mitteln gegen die eigene Bequemlichkeit oder der Planung, welche schrittweise Plätze schafft, Parkplätze reduziert und die Infrastrukturqualität des nicht-motorisierten Verkehrs verbessert. Lohnenswerte 28:42 Minuten!
Autorin: Lisa Kräher | Schnitt: Winfried Schuhmann | Kamera: Winfried Schuhmann, Günther Wittmann, Moritz Bogen | Ton: Moritz Bogen | Sprecher: Thomas Witte
Anstatt Parkplätze zu reduzieren und durch rot-weiße Pfosten unbrauchbar zu machen, sollte man sie besser in Anwohnerparkplätze umwandeln. Damit wäre schon sehr viel erreicht und die Stadt für die, die in ihr leben, tatsächlich lebenswerter. Die Art, wie aber derzeit in Nürnberg vorgegangen wird, wird von vielen als reine Schikane gesehen und sorgt eher für Trotz als für Umdenken.