Analyse Straßenverkehr Verkehrssicherheit

Verkehrstote auf deutschen Autobahnen im Vergleich zum europäischen Ausland

Foto: Philipp Katzenberger @ Unsplash.com - Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch die Unsplash-Lizenz
In der Diskussion über die Einführung eines allgemeinen Tempolimits auf deutschen Autobahnen werden wiederholt Vergleiche zu anderen europäischen Ländern gezogen. Dies betrifft unter anderem die Verkehrssicherheit. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass deutsche Autobahnen Potenzial für Sicherheitsgewinne haben und Deutschland im Vergleich mit Mitgliedsstaaten der Europäischen Union und der Schweiz nicht die sichersten Autobahnen hat.

In der Debatte über die Einführung eines  generellen Tempolimits auf deutschen Autobahnen werden – je nach Position des Diskutierenden – Daten unterschiedlicher Jahre und mit unterschiedlichen Bezugsgrößen verwendet. Hierbei fehlt jedoch meistens eine Einordnung in den Kontext, ein relativer Bezug zu anderen Ländern sowie ein Blick auf die zeitliche Entwicklung. Zwar kann die folgende Aufstellung verschiedener Kennziffern auch nicht beantworten, welche Auswirkungen unterschiedliche Tempolimits auf die Verkehrssicherheit haben, sie bietet jedoch Orientierung und eine bessere Diskussionsgrundlage. Ein empirisches Fundament für Aussagen über die Wirkung unterschiedlicher Tempolimits könnte nur die Einführung von an zufällig ausgewählten Streckenabschnitten im Autobahnnetz bieten. Eine derartige wissenschaftliche Betrachtung ist derzeit jedoch nicht absehbar.

Die Unfallwerte der einzelnen Länder lassen sich nicht ausschließlich durch die Existenz oder die Höhe einer generellen Geschwindigkeitsbeschränkung erklären. Das Sicherheitsniveau einer Autobahn hängt von weitere Faktoren wie zum Beispiel dem Zustand der Straßen und der Fahrzeuge, der Verkehrsdichte, dem Konsum von legalen oder illegalen Drogen in der Gesellschaft, der Kontrolldichte und Bußgeldhöhe, den Wetterverhältnissen eines Jahres und weiteren Faktoren ab. Das Sicherheitsniveau kann durchaus von der Existenz einer generellen Geschwindigkeitsbeschränkung auf Autobahnen positiv beeinflusst werden, der konkrete Sicherheitsgewinn lässt sich empirisch aber nicht aus den folgenden Werten ableiten.

Absolute Werte

In den vergangenen Jahren hat die Zahl der von der Polizei registrierten auf Bundesautobahnen zugenommen (1991 – 2019 +18,3 %, 2000 – 2019 +7,7 %, – 2019 +7,9 %; Werte für 2020 coronabedingt verzerrt). Die Zahl der Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang ist stark gesunken (1991 – 2019 -73,7 %, 2000 – 2019 -57,9 %, 2010 – 2019 -12,3 %), die Zahl der mit Verletzten leicht rückläufig. Hierbei sind zwei Phasen konstanter Entwicklung zu beobachten: 1991 – 2001 und 2003 – 2019. Verkehrssicherheitsgewinne hinsichtlich der Unfallzahl mit Verletzten sind insbesondere in den Jahren 2001 – 2004 entstanden.

Straßenverkehrsunfälle auf Bundesautobahnen 1991 – 20201

insgesamt darunter mit Personenschaden darunter schwerwiegende
Unfälle mit Sachschaden
zusammen mit Getöteten mit Verletzten
1991 150501 27348 1245 26103 39631
1992 149287 26248 994 25254 41349
1993 150812 26103 931 25172 43682
1994 148419 26549 907 25642 41327
1995 152781 25513 838 24675 18514
1996 154643 24976 861 24115 16970
1997 154598 24794 797 23997 15458
1998 158169 24485 680 23805 16468
1999 174429 26627 779 25848 18099
2000 165254 25578 779 24799 16850
2001 178543 25990 680 25310 20123
2002 168470 24625 720 23905 17979
2003 159598 22646 700 21946 15775
2004 167255 21458 608 20850 16174
2005 157128 20943 589 20354 16822
2006 153538 20434 556 19878 15654
2007 164417 20466 526 19940 15502
2008 152645 18269 434 17835 13328
2009 152459 18394 408 17986 14275
2010 164976 18829 374 18455 16684
151321 18290 400 17890 11576
2012 150943 17847 335 17512 11966
2013 152173 18452 379 18073 12002
2014 151794 18901 327 18574 10186
2015 161096 20113 377 19736 9988
2016 174067 21193 348 20845 10806
2017 178861 20928 356 20572 11745
2018 175995 20537 383 20154 10358
2019 177981 19980 328 19652 10491
2020 130131 15237 292 14945 8716

Die Zahl der bei Verkehrsunfällen auf Autobahnen verunglückten Menschen ist im Betrachtungszeitraum 1991 – 2019 rückläufig, wenngleich die Entwicklung in den Jahren 2004 – 2019 annähernd konstant ist (1991 – 2019 -28,1 %, 2000 – 2019 -21.5 %, 2010 – 2019 +10,1 %; Werte für 2020 coronabedingt verzerrt). Die Zahl der bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommenen Menschen (1991 – 2019 -77,1 %, 2000 – 2019 -60,7 %, 2010 – 2019 -17,1 %) ist stärker gesunken als die Zahl der Schwerverletzten (1991 – 2019 -46,8 %, 2000 – 2019 -29,2 %, 2010 – 2019 +18,4 %). Bei der Zahl der Leichtverletzten sind geringere Veränderungen zu erkennen (1991 – 2019 -19,3 %, 2000 – 2019 -18,4 %, 2010 – 2019 +8,9 %).

Im Betrachtungszeitraum 1991 – 2019 sind deutsche Autobahnen sicherer geworden. Die Zahl der Verkehrstoten hat sich um etwa zwei Drittel verringert, die Zahl der Schwerverletzten halbiert. In den vergangenen zehn Jahren sind die Sicherheitsgewinne kleiner geworden. Die Anzahl der Schwer- und Leichtverletzten ist leicht gestiegen, während die Anzahl der Getöteten annähernd konstant blieb.

Verunglückte auf Bundesautobahnen 1991 – 20202

Verunglückte insgesamt Getötete Schwerverletzte Leichtverletzte
1991 44855 1552 10964 32339
1992 42787 1201 10241 31345
1993 42431 1109 9735 31587
1994 43247 1105 9918 32224
1995 41988 978 9589 31421
1996 40816 1020 8981 30815
1997 40265 933 8767 30565
1998 39422 803 8308 30311
1999 42821 911 8709 33201
2000 41105 907 8233 31965
2001 41839 770 7725 33344
2002 39482 857 7192 31433
2003 36061 811 6674 28576
2004 33721 694 6109 26918
2005 33029 662 5861 26506
2006 32082 645 5851 25586
2007 31942 602 5710 25630
2008 28775 495 4896 23384
2009 28873 475 4944 23454
2010 29303 430 4924 23949
2011 29134 453 5223 23458
2012 28335 387 5163 22785
2013 29630 428 5168 24034
2014 31145 375 5707 25063
2015 32788 414 5834 26540
2016 34338 393 6103 27842
2017 34101 409 5974 27718
2018 33337 424 5910 27003
2019 32272 356 5833 26083
2020 23616 317 4434 18865

Relative Werte

Das Unfallgeschehen und die Zahl der Verunglückten ist neben dem Sicherheitsniveau auch von anderen Faktoren abhängig. Ein wichtiger Faktor ist die Fahrleistung. Mehr Fahrten auf der Autobahn bzw. mehr zurückgelegte Kilometer haben bei einem identischen Sicherheitsniveau höhere Unfall- und Todes- bzw. Verletztenzahlen zur Folge. Bezieht man die Fahrleistung auf deutschen Autobahnen (in Milliarden Fahrzeug-Kilometer) mit ein, ist die Zahl der Unfälle mit Personenschaden je Mrd. Fz-km, die Zahl der Verunglückten je Mrd. Fz-km, die Zahl der Getöteten je Mrd. Fz-km und die Zahl der Verletzten je Mrd. Fz-km konstant rückläufig. Das fahrleistungsbezogene Sicherheitsniveau auf deutschen Autobahnen hat sich kontinuierlich erhöht. Es liegt auch konstant über dem Sicherheitsniveau des übrigen deutschen Straßennetzes. Vergleiche mit anderen europäischen Ländern konnte ich mangels Daten nicht anstellen, freue mich aber über Hinweise zu Daten in den Kommentaren.

Unfälle mit Personenschaden und Verunglückte je 1 Milliarde Fahrzeugkilometer auf Autobahnen und im übrigen Straßennetz3

Unfälle mit Personenschaden Verunglückte Getötete Verletzte
Straßennetz ohne BAB auf Autobahnen Straßennetz ohne BAB auf Autobahnen Straßennetz ohne BAB auf Autobahnen Straßennetz ohne BAB auf Autobahnen
je 1 Mrd. Fahrzeugkilometer
1993 493,0 152,0 616,8 246,0 10,3 6,4 606,2 240,0
1994 489,1 151,0 611,6 246,0 9,7 6,3 601,6 240,0
1995 479,8 142,0 601,9 234,0 9,7 5,5 591,7 229,0
1996 454,8 137,0 571,2 225,0 8,3 5,6 563,3 219,0
1997 464,8 133,0 584,9 215,0 8,4 5,0 576,5 210,0
1998 454,6 127,0 574,7 204,0 7,8 4,2 566,6 200,0
1999 459,2 133,0 576,5 215,0 7,0 4,6 569,9 210,0
2000 451,6 126,0 569,6 202,0 6,8 4,5 562,3 198,0
2001 423,9 126,0 532,1 203,0 6,5 3,7 525,1 199,8
2002 408,8 118,0 514,0 189,3 5,9 4,1 508,1 185,2
2003 412,6 107,1 516,7 170,5 5,9 3,8 510,8 166,7
2004 387,2 100,0 483,3 157,1 5,2 3,2 478,1 153,9
2005 393,7 98,2 486,4 154,8 4,7 3,1 481,7 151,7
2006 382,1 95,1 472,5 149,4 4,4 3,0 468,1 146,4
2007 391,8 93,5 484,6 146,0 4,4 2,8 480,2 143,2
2008 380,5 84,1 466,4 132,4 4,2 2,3 462,6 130,1
2009 359,6 85,0 441,3 133,4 3,7 2,2 437,6 131,2
2010 322,2 86,8 396,6 135,2 3,2 2,0 393,5 133,2
2011 344,9 81,9 421,9 130,5 3,6 2,0 418,4 128,4
2012 336,0 80,6 411,4 128,0 3,3 1,7 408,2 126,2
2013 319,1 82,0 388,5 131,7 2,7 1,9 385,8 129,8
2014 326,5 81,9 395,6 134,9 2,9 1,6 392,7 133,3
2015 321,7 84,7 389,6 138,0 2,9 1,7 386,7 136,3
2016 313,6 87,0 378,9 141,0 2,6 1,6 376,3 139,4
2017 318,8 84,9 386,5 138,4 2,6 1,7 383,9 136,7
2018 328,7 82,3 397,9 133,7 2,7 1,7 395,3 132,0
2019 318,5 79,0 385,3 127,7 2,6 1,4 382,7 126,3
2020 321,7 71,3 380,3 110,5 2,6 1,5 377,7 109,0

Zur Einschätzung des Sicherheitsniveaus deutscher Autobahnen im europäischen Vergleich dienen die Traffic Safety Basic Facts 2018 – Motorway des European Road Safety Observatory und Daten aus CARE, der database on Accidents on the Roads in Europe. In dieser sind verschiedene Indikatoren und Werte mit unterschiedlichen Bezugsgrößen enthalten. Die Daten liegen für den Zeitraum 2007 – 2016 vor, aus Gründen der Übersichtlichkeit habe ich sie in Dreijahresabständen in die Tabellen übernommen.

In den vergangenen Jahren ist in vielen Ländern eine abnehmende Zahl von auf Autobahnen getöteten Menschen zu beobachten. Die Abnahmerate hat sich zuletzt jedoch verringert.

Zahl der Verkehrstoten auf den Autobahnen der Mitgliedsländern der Europäischen Union [2016] und der Schweiz in den Jahren 2007, 2010, 2013 und 20164

Land Vmax auf
Autobahnen
2007 2010 2013 2016
Belgien 120 153 106 94 99
Bulgarien 130 - 40 25 -
130 48 28 25 42
130 24 27 12 25
Deutschland keine Begrenzung 602 430 428 393
Estland keine AB - - - -
Irland 120 10 9 8 -
Griechenland 120 140 87 79 45
Spanien 120 618 418 294 327
Frankreich 130 273 238 238 270
Kroatien 130 65 33 41 34
Italien 130 526 376 321 274
Zypern 100 13 9 2 1
Lettland keine AB - - - -
Litauen keine AB - - - -
Luxemburg 130 11 29 6 5
Ungarn 130 61 44 30 37
Malta keine AB - - - -
Niederlande 100 83 64 59 77
130 74 59 31 34
Polen 140 53 28 40 50
Portugal 120 128 111 44 38
Rumänien 130 41 18 24 26
Slowenien 130 37 19 16 25
Slowakei 130 19 14 - -
Finnland 120 14 4 8 7
Schweden 120 25 24 21 24
Großbritannien 113 185 118 102 96

[2016]
3221 2319 1948 1995
Veränderung über
3 Jahre [%]
-28,0 % -16,0 % +2,4 %
Schweiz 120 47 23 23 19

In Deutschland sterben etwa 12 % aller Verkehrstoten auf Autobahnen. Dieser Wert ist über den Betrachtungszeitraum stabil. Deutschland liegt mit diesem Wert im oberen Drittel, rund vier Prozentpunkte über dem europäischen Durchschnitt. Slowenien hatte 2016 in der EU den höchsten Anteil an Verkehrstoten auf Autobahnen (19 %), gefolgt von Spanien (18 %) und Belgien (16 %). Den geringsten Anteil an Verkehrstoten auf Autobahnen gab es hingegen in Rumänien (1 %), Finnland (3 %) und Polen (2 %).

Prozentualer Anteil der Verkehrstoten auf Autobahnen an allen Verkehrstoten in den Mitgliedsländern der Europäischen Union [2016] und der Schweiz in den Jahren 2007, 2010, 2013 und 20165

Jahr Vmax auf
Autobahnen
2007 2010 2013 2016
Belgien 120 14 % 13 % 13 % 16 %
Bulgarien 130 - 5 % 4 % -
Tschechien 130 4 % 3 % 4 % 7 %
Dänemark 130 6 % 11 % 6 % 12 %
Deutschland - 12 % 12 % 13 % 12 %
Estland keine AB - - - -
Irland 120 3 % 4 % 4 % -
Griechenland 120 9 % 7 % 9 % 5 %
Spanien 120 16 % 17 % 18 % 18 %
Frankreich 130 6 % 6 % 7 % 8 %
Kroatien 130 11 % 8 % 11 % 11 %
Italien 130 10 % 9 % 9 % 8 %
Zypern 100 15 % 15 % 5 % 2 %
Lettland keine AB - - - -
Litauen keine AB - - - -
Luxemburg 130 24 % 91 % 13 % 16 %
Ungarn 130 5 % 6 % 5 % 6 %
Malta keine AB - - - -
Niederlande 100 12 % 12 % 12 % 14 %
Österreich 130 11 % 11 % 7 % 8 %
Polen 140 1 % 1 % 1 % 2 %
Portugal 120 13 % 12 % 7 % 7 %
Rumänien 130 1 % 1 % 1 % 1 %
Slowenien 130 13 % 14 % 13 % 19 %
Slowakei 130 3 % 4 % - -
Finnland 120 4 % 1 % 3 % 3 %
Schweden 120 5 % 9 % 8 % 9 %
Großbritannien 113 6 % 6 % 6 % 5 %
Europäische Union
[2016]
8 % 8 % 8 % 8 %
Schweiz 120 12 % 7 % 9 % 9 %

Ein wichtiger Indikator zur Bestimmung des Verkehrssicherheitsniveaus ist die Zahl der auf Autobahnen getöteten Menschen in Bezug auf die Länge des Autobahnnetzes. Ein Land mit einem weitläufigen Autobahnnetz hat in der Regel mehr Verkehrstote auf Autobahnen zu verzeichnen als ein Land mit nur wenigen Autobahnen. Der Indikator gibt die relative Gefährdung je Kilometer Autobahn wieder.

In Deutschland hat sich die Todesrate zwischen 2007 und 2016 von 47,8 auf 30,2 verringert. Der EU-weite Durchschnitt sank in diesem Zeitraum von 49,3 auf 26,4 (-46 %), sodass die Todesrate deutscher Autobahnen leicht über dem EU-Durchschnitt liegt. Bulgarische Autobahnen sind mit 83,1 Toten je 1.000 Autobahnkilometer (Wert für 2015) am unsichersten, die zypriotischen am sichersten. Relativ sicher sind zudem Irland, Finnland, Schweden, Portugal und die Schweiz als Nicht-EU-Mitgliedsstaat.

Todesraten auf Autobahnen je 1.000 km Autobahnlänge in Mitgliedsländern der Europäischen Union [2016] und der Schweiz in den Jahren 2007, 2010, 2013 und 20166

Land Vmax auf Autobahnen 2007 2010 2013 2016
Belgien 120 86.8 60.1 53.3 56.2
Bulgarien 130 - 91.5 41.3 -
Tschechien 130 73.1 38.1 32.2 34.4
Dänemark 130 21.6 23.9 9.9 20.2
Deutschland keine Begrenzung 47.8 33.5 33.1 30.2
Estland keine AB - - - -
Irland 120 37.2 10 8.9 -
Griechenland 120 152.8 55.8 50.7 28.3
Spanien 120 47.5 29.3 19.7 21.2
Frankreich 130 24.9 20.9 20.6 23.3
Kroatien 130 56.2 26.5 31.8 26
Italien 130 79.8 56.4 47.5 39.5
Zypern 100 50.6 35 7.8 3.7
Lettland keine AB - - - -
Litauen keine AB - - - -
Luxemburg 130 74.8 190.8 39.5 31.1
Ungarn 130 71.1 29.8 17 19.2
Malta keine AB - - - -
Niederlande 100 32.1 24.1 22.1 27.9
Österreich 130 43.6 34.3 18 19.8
Polen 140 79.9 32.7 27 30.5
Portugal 120 48.9 40.6 14.5 12.4
Rumänien 130 145.9 54.2 37.3 34.8
Slowenien 130 63.9 24.7 20.8 32.3
Slowakei 130 52.1 33.7 - -
Finnland 120 20 5.1 9.9 7.9
Schweden 120 13.6 12.2 10.3 11.3
Großbritannien 113 50.4 32.1 27.2 25.5
Europäische Union
[2016]
- 49.3 33 26.5 26.4
Schweiz 120 34 16.4 16.2 13.1

Ein weiterer Indikator ist der Bezug der Verkehrstoten auf Autobahnen auf die Bevölkerungszahl. Dieser Wert gibt die relative Gefährdung der Bevölkerung an, bei einem Unfall auf einer Autobahn ums Leben zu kommen. Es ist zu beachten, dass der Wert leicht verzerrt sein dürfte, da auch Ausländer:innen auf Autobahnen eines Landes versterben. Der Indikator ist vergleichsweise schwach.

Im Betrachtungszeitraum ist in der Europäischen Union, Deutschland und vielen anderen EU-Mitgliedsstaaten die Zahl der Verkehrstoten auf Autobahnen je Million Einwohner:innen ruckläufig. Die geringsten Werte wiesen 2016 Zypern, Polen, Rumänien und Finnland auf. Deutschland lag 2016 mit 4,8 Verkehrstoten auf Autobahnen je Million Einwohner:innen über dem EU-weiten Durchschnitt von 4,0 im oberen Drittel. Neun EU-Mitgliedsstaaten sowie die Schweiz lagen auf oder unter dem EU-Durchschnitt.

Verkehrstote auf Autobahnen je eine Million Einwohner:innen in Mitgliedsländern der Europäischen Union [2016] und der Schweiz in den Jahren 2007, 2010, 2013 und 20167

Land Vmax auf Autobahnen 2007 2010 2013 2016
Belgien 120 14.6 9.9 8.5 8.8
Bulgarien 130 - 5.4 3.4 -
Tschechien 130 4.7 2.7 2.4 4
Dänemark 130 4.4 4.9 2.2 4.4
Deutschland keine Begrenzung 7.3 5.2 5.3 4.8
Estland keine AB - - - -
Irland 120 2.4 2 1.7 -
Griechenland 120 12.7 7.8 7.1 4.1
Spanien 120 14 9 6.3 7
Frankreich 130 4.3 3.7 3.6 4.1
Kroatien 130 15.1 7.7 9.6 8
Italien 130 9.1 6.4 5.4 4.5
Zypern 100 17.5 11.3 2.3 1.2
Lettland keine AB - - - -
Litauen keine AB - - - -
Luxemburg 130 23.4 58.8 11.4 8.9
Ungarn 130 6.1 4.4 3 3.8
Malta keine AB - - - -
Niederlande 100 5.1 3.9 3.5 4.6
Österreich 130 9 7.1 3.7 4
Polen 140 1.4 0.7 1.1 1.3
Portugal 120 12.1 10.5 4.2 3.7
Rumänien 130 1.9 0.9 1.2 1.3
Slowenien 130 18.5 9.3 7.8 12.1
Slowakei 130 3.4 2.6 - -
Finnland 120 2.7 0.8 1.5 1.3
Schweden 120 2.8 2.6 2.2 2.5
Großbritannien 113 3.1 1.9 1.6 1.5
Europäische Union
[2016]
- 6.7 4.7 4 4
Schweiz 120 6.3 3 2.9 2.3

Fazit

Auch wenn die folgende Aufstellung nicht geeignet ist, eine positive Wirkung eines allgemeinen Tempolimits auf deutschen Autobahnen zu belegen, zeigt sie jedoch, dass das Gegenargument einer bereits sicheren deutschen Autobahn wenig stichhaltig ist. Das Sicherheitsniveau deutscher Autobahnen liegt – ausgedrückt in den verwendeten Indikatoren – stets unterhalb des EU-Durchschnitts (2016). Zwar sind die Länder aufgrund unterschiedlicher Strukturdaten (Bevölkerungszahl, Bevölkerungsdichte, etc.) und Zustände des Verkehrssystems (Zustand der und der Fahrzeuge. etc.) nicht 1:1 miteinander vergleichbar, jedoch zeigt die relative Rangfolge bereits hinreichend auf, dass das Sicherheitsniveau durchaus steigerungsfähig ist. Eine allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung auf deutschen Autobahnen kann – muss aber nicht – hierbei unterstützend wirken.

Verweise

  1. Statistisches Bundesamt (2020): Fachserie 8 Reihe 7, 1.2 Unfälle und Verunglückte nach Ortslage und Straßenkategorien
  2. Statistisches Bundesamt (2020): Fachserie 8 Reihe 7, 1.2 Unfälle und Verunglückte nach Ortslage und Straßenkategorien
  3. Statistisches Bundesamt (2020): Fachserie 8 Reihe 7, 1.4 Unfälle mit Personenschaden und Verunglückte je 1 Mrd. Fahrzeugkilometer
  4. European Road Safety Observatory (2018): Traffic Safety Basic Facts 2018 – Motorways, Europäische Kommission, Generaldirektion Mobilität und Verkehr. Brüssel, S. 3
  5. European Road Safety Observatory (2018): Traffic Safety Basic Facts 2018 – Motorways, Europäische Kommission, Generaldirektion Mobilität und Verkehr. Brüssel, S. 4
  6. European Road Safety Observatory (2018): Traffic Safety Basic Facts 2018 – Motorways, Europäische Kommission, Generaldirektion Mobilität und Verkehr. Brüssel, S. 7
  7. European Road Safety Observatory (2018): Traffic Safety Basic Facts 2018 – Motorways, Europäische Kommission, Generaldirektion Mobilität und Verkehr. Brüssel, S. 5
Anonymous

Martin Randelhoff

Herausgeber Zukunft Mobilität, arbeitet im ARGUS Studio/ in Hamburg. Zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Verkehrswesen und Verkehrsplanung an der Fakultät Raumplanung der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
7 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments
Prof. Rainer Monsees
Prof. Rainer Monsees
22. Januar 2023 13:50

Vielen Dank für die umfangreiche fundierte Recherche.
Aus den bisherigen Kommentaren ist die Schwachstelle der Untersuchung deutlich erkenntlich, auch fehlt ein Kommentar zur aufgestellten Behauptung der Befürworter eines Tempolimits, es ließen sich 400 Unfalltote vermeiden.
Diese Zahl ist so grob falsch, dass ich die Behauptung als klare Lüge bezeichne.
Wer lügt ist kein akzeptabler Gesprächspartner!
Gründe:
1. die Zahl ist überholt, die absolute Zahl der Verkehrstoten auf Autobahnen in 2021 liegt bereits darunter, Tendenz der letzten Jahre ist klar fallend.
2. Die Zahl der getöteten LKW-, Pkw Anhänger- und Busfahrer muß gesondert dargestellt
werden, da diese bereits mit Geschwindigkeitsbegrenzungen belegt sind.
3. Die Anzahl der Toten in geschwindigkeitsregulierten Autobahnabschnitten muss abgezogen werden.
4. Die Anzahl der mit unter 130 km/h Verunglückten muss abgezogen werden.

Die verbleibende Anzahl der Toten ergibt dann die Basis der theoretisch zu rettenden Autobahntoten.
Dazu müsste der Autor dann Angaben machen, ggf. Werte seriös in einer Bandbreite abschätzen.
Aus meiner Erfahrung als Pendler auf der A2 und A7 schätze ich den verbleibenden Anteil auf unter 30%, mithin ca. 100.
Wieviel von denen durch ein Tempolimit “gerettet” werden könnten unterliegt dann einer Hypothese des jeweiligen Betrachters.
Auf geschwindigkeitsbegrenzten Bundesstraßen sterben mehr Verkehrsteilnehmer als auf Autobahnen.

Anonym
Anonym
Reply to  Prof. Rainer Monsees
1. April 2023 12:16

sehr guter Kommentar! für eine qualifizierte Aussage müssen in jedem Fall die von Ihnen gestellten Fragen komplett beantwortet werden!
Des weiteren wird in der Studie nicht darauf eingegangen, dass viele Straßen im Ausland mit Maut belegt sind und dadurch eine Umgehungsverkehr erzeugt wird. Dieser fand auch keine Berücksichtigung!

Anonym
Anonym
25. August 2022 00:09

Was auch ein Sehr interessanter Punkt wäre, ist was für ein Fahrzeug in den tödlichen Unfall verwickelt war, da sehr oft LKW für die Toten auf der AB verantwortlich sind. hab schon schnelle gesehen aber keinen der 130 Fährt. ohne diese zahl ist jede Statistik irgendwie wertlos

Anonym
Anonym
5. November 2021 13:53

So viele schöne Statistiken, aber die wichtigste, nämlich verkehrstote pro gefahrene Kilometer, die fehlt. Hier ist Deutschland nämlich absolut bei den besten Ländern dabei. Ergo, deutsche Autobahnen sind sicher. Auch ohne Tempolimit.

Anonym
Anonym
Reply to  Martin Randelhoff
15. Mai 2022 17:42

Noch interessanter wäre: die Anzahl der Unfälle im Ländervergleich, anstatt nur ein Vergleich der Verkehrstoten. Gibt es hierzu Daten?

Denn auch Verletzte sind “Kosten”.
Dazu kommt dass fast jeder Unfall einen Stau verursacht, welcher wiederum zu gesamt-wirtschaftlichen Kosten durch Produktivitätsverlust der im Stau feststeckenden Personen führt. Wenn man nun in der Deutschen Statistik sieht dass generell Unfälle fast 100x so häufig sind wie Unfälle mit Verkehrstoten, so sollte hier viel mehr das Augenmerk liegen bei solchen Betrachtungen. Schade dass dem nicht so ist.

Anonym
Anonym
23. Juli 2021 11:59

Hallo,

um die potentiel mögliche Wirkung eines Tempolimits zu ermitteln, sollte man sich aus meiner Sicht die jährlich 300…400 tödlichen Autobahnunfälle genauer anschauen und erst mal die aussortieren, die auf schon tempobegrenzten Abschnitten stattfanden. Bei denen auf unbegrenzten Abschnitten müsste man dann noch die herausnehmen, bei denen die Fahrzeuge nicht schneller als 120 oder 130 km/h fuhren (z.B. Lkw fährt auf Pkw am Stauende), weil da ein Tempolimit auch keine Auswirkungen hätte. Übrig bleiben dann die Unfälle, an denen Fahrzeuge mit über 120 oder 130 km/h beteiligt waren. Hier sollte man durch Unfallrekonstruktion ermitteln, ob ein Tempolimit die Todesfälle verhindert hätte (in der Regel wahrscheinlich ja, aber es gibt sicher auch Fälle, wo es trotz Tempolimit tödlich geendet hätte).
Diese Vorgehensweise würde eine genauere Quantifizierung ermöglichen.
Dazu könnte man noch das Unfallgeschehen auf Abschnitten vergleichen, bei denen ein Tempolimit eingeführt wurde.

Grüße
Stefan

Jetzt abonnieren

4.416Fans
8.046Follower
2.618RSS-Abonnements
990Follower
  

Auszeichnungen

Grimme Online Award Preisträger 2012

Zukunft Mobilität hat den Grimme Online Award 2012 in der Kategorie Information erhalten. Ich möchte mich bei all meinen Lesern für die Unterstützung bedanken!

PUNKT Preisträger 2012

Zukunft Mobilität hat den PUNKT 2012 der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) in der Kategorie "Multimedia" gewonnen.

Logo VDV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V. (VDV) hat mich im Rahmen der VDV-Jahrestagung 2013 in Mainz als “Talent im ÖPNV” des Jahres 2013 ausgezeichnet. Der VDV vertritt rund 600 Unternehmen des Öffentlichen Personennahverkehrs, des Schienenpersonennahverkehrs, des Schienengüterverkehrs, der Personenfernverkehrs sowie Verbund- und Aufgabenträger-Organisationen.

Lizenz

Zukunft Mobilität Creative Commons

Die Inhalte dieses Artikels sind - soweit nicht anders angegeben - unter CC BY-SA 3.0 de lizensiert. Grafiken sind von dieser Lizenz aus Vereinfachungs- und Schutzgründen ausgenommen (Anwendung aufgrund der Verwendung von Grafiken / Bildern mit unterschiedlichen Lizenzen zu kompliziert) außer die CC-Lizenz ist ausdrücklich genannt.

Weitere Informationen

Verfasst von:

Anonym

Martin Randelhoff

Herausgeber Zukunft Mobilität, arbeitet im ARGUS Studio/ in Hamburg. Zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Verkehrswesen und Verkehrsplanung an der Fakultät Raumplanung der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net