Im Jahr 2019 entfielen nahezu 30 % des globalen Endenergiebedarfs und 23 % der globalen CO2-Emissionen1 auf den Verkehrssektor. Die Energie des Verkehrsbereichs stammt primär aus dem fossilen Energieträger Erdöl, 2019 wurden täglich rund 55 Millionen Barrel Öl verbraucht.
Die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrssektors haben sich auf globaler Ebene zwischen 1970 und 2019 verdreifacht (+ 196 %). Rund 82 % des Anstiegs entfällt auf den Straßenverkehr. Die globalen Treibhausgas-Emissionen des Verkehrsträgers Straße haben sich zwischen 1970 und 2019 um den Faktor 3,7 erhöht (+ 269 %).
Die Zunahme der Treibhausgas-Emissionen ist mit einer steigender Bevölkerungszahl und einem wachsenden globalen Wohlstandsniveau verknüpft. Mehr Menschen können sich Pkw, Fernreisen und Flüge leisten. Modellierungen des International Transport Forum gehen davon aus, dass das Verkehrsaufkommen im Personenverkehr wie auch dem Güterverkehr bis 2050 in allen Weltregionen weiter zunehmen wird.
In ihrem Bericht Energy Technology Perspectives 2020 geht die Internationale Energieagentur (IEA) davon aus, dass sich der weltweite Verkehr (gemessen in Personenkilometern) verdoppeln, die Zahl der Pkw-Besitzer:innen um 60 % steigen und sich die Nachfrage nach Passagier- und Frachtflügen bis 2070 verdreifachen wird. Diese Entwicklung würde zu einem starken Anstieg der Treibhausgas-Emissionen des Verkehrssektors führen.
Laut IEA sollen wichtige technologische Innovationen dazu beitragen können, die Wirkung dieses Nachfrageanstiegs auszugleichen. Verknüpft mit einer Netto-Null-Emission von Treibhausgasen in der globalen Energieversorgung bis zum Jahr 2070 soll auch der Verkehrssektor dekarbonisiert werden. Problematisch am Netto-Null-Szenario der IEA ist, dass fast zwei Drittel der Emissionsreduzierungen von Technologien stammen, die heute noch nicht kommerziell verfügbar sind.
Mit Elektrifizierungs- und Wasserstofftechnologien sollen einige dieser Teilsektoren innerhalb von Jahrzehnten dekarbonisiert werden könnten. Das IEA-Szenario geht davon aus, dass die Treibhausgas-Emissionen von motorisierten Zweirädern bis 2040, die von Schienenfahrzeugen bis 2050 und die von leichten Nutzfahrzeugen bis 2060 eliminiert werden können. Obwohl Pkw und Bussen erst ab 2070 vollständig dekarbonisiert sein sollen, geht die IEA davon aus, dass in vielen Regionen – darunter die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, China und Japan – die Nutzung von mit fossilen Energien betriebenen Fahrzeuge bereits ab 2040 endet. In anderen Verkehrssektoren wie dem Luftverkehr und der Seeschifffahrt wird die Dekarbonisierung wesentlich schwieriger sein (siehe auch Dekarbonisierungsstrategien für die Seeschifffahrt und Ankündigungen technologischen Wandels im Luftverkehr und deren reale Ausprägung)
Obwohl die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs im dargestellten Szenario um drei Viertel zurückgehen, würde der Verkehr im Jahr 2070 immer noch den größten Anteil an den energiebezogenen Emissionen haben. Um für den Energiesektor insgesamt eine Netto-Null-Emission zu erreichen, müssten diese Emissionen durch “negative Emissionen” (z. B. die Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoff aus Bioenergie oder die direkte Luftabscheidung) aus anderen Teilen des Energiesystems ausgeglichen werden. Die IEA stellt folglich korrekterweise fest: “Die Verringerung der CO2-Emissionen im Verkehrssektor in den nächsten fünfzig Jahren wird eine gewaltige Aufgabe sein.”
Anmerkung
- bezogen auf die CO2-Emissionen der im Verkehrssektor eingesetzten Energie ↩