Analyse Umwelt

Entwicklung der globalen Treibhausgas-Emissionen des Verkehrssektors in den Jahren 1970 – 2020

Foto (beschnitten): Anatoliy Shostak @ Unsplash.com - Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch die Unsplash-Lizenz
In den vergangenen Jahrzehnten sind die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs global und in allen Teilen der Welt stark gestiegen. Für die kommenden Jahrzehnte wird erwartet, dass das globale Verkehrsaufkommen und die damit verbundenen Emissionen weiter zunehmen. Die große Herausforderung lautet, die heutige Verkehrsmenge und deren Wachstum zu begrenzen, die verbleibenden Verkehre auf regenerative Energien umzustellen und somit den Verkehrssektor zu dekarbonisieren.

Im Jahr 2019 entfielen nahezu 30 % des globalen Endenergiebedarfs und 23 % der globalen CO2-Emissionen1 auf den Verkehrssektor. Die Energie des Verkehrsbereichs stammt primär aus dem fossilen Energieträger Erdöl, 2019 wurden täglich rund 55 Millionen Barrel Öl verbraucht.

Die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrssektors haben sich auf globaler Ebene zwischen 1970 und 2019 verdreifacht (+ 196 %). Rund 82 % des Anstiegs entfällt auf den Straßenverkehr. Die globalen Treibhausgas-Emissionen des Verkehrsträgers Straße haben sich zwischen 1970 und 2019 um den Faktor 3,7 erhöht (+ 269 %).

Direkte CO2-Emissionen des Verkehrssektors in Gt/Jahr der Jahre 1970-2020 – Grafik: twitter.com/EnergySada; Daten: IPCC 2018, IEA 2020, IEA 2021

Die Zunahme der Treibhausgas-Emissionen ist mit einer steigender Bevölkerungszahl und einem wachsenden globalen  Wohlstandsniveau verknüpft. Mehr Menschen können sich Pkw, Fernreisen und Flüge leisten. Modellierungen des International Transport Forum gehen davon aus, dass das Verkehrsaufkommen im Personenverkehr wie auch dem Güterverkehr bis 2050 in allen Weltregionen weiter zunehmen wird.

Prognose des Personenverkehrsaufkommens in Milliarden Personenkilometer nach Weltregionen bis 2050 – Quelle: ITF (2021): Demand for passenger transport by world region to 2050: Under three different scenarios, billion passenger-kilometres. In: ITF Transport Outlook 2021, OECD Publishing: Paris
Prognose des Personenverkehrsaufkommens in Milliarden Personenkilometer nach Weltregionen bis 2050 – Quelle: ITF (2021): Global demand for freight transport by mode to 2050: Under three scenarios, billion tonne-kilometres. In: ITF Transport Outlook 2021, OECD Publishing: Paris

In ihrem Bericht Energy Technology Perspectives 2020 geht die Internationale Energieagentur (IEA) davon aus, dass sich der weltweite Verkehr (gemessen in Personenkilometern) verdoppeln, die Zahl der Pkw-Besitzer:innen um 60 % steigen und sich die Nachfrage nach Passagier- und Frachtflügen bis 2070 verdreifachen wird. Diese Entwicklung würde zu einem starken Anstieg der Treibhausgas-Emissionen des Verkehrssektors führen.

Laut IEA sollen wichtige technologische Innovationen dazu beitragen können, die Wirkung dieses Nachfrageanstiegs auszugleichen. Verknüpft mit einer Netto-Null-Emission von Treibhausgasen in der globalen Energieversorgung bis zum Jahr 2070 soll auch der Verkehrssektor dekarbonisiert werden. Problematisch am Netto-Null-Szenario der IEA ist, dass fast zwei Drittel der Emissionsreduzierungen von Technologien stammen, die heute noch nicht kommerziell verfügbar sind.

Globale CO2-Emissionen des Verkehrssektors, Szenario “Nachhaltige Entwicklung” der Internationalen Energieagentur, Betrachtungszeitraum: 2000 – 2070 – Quelle: IEA (2020): Energy Technology Perspectives 2020, IEA: Paris, S. 154

Mit Elektrifizierungs- und Wasserstofftechnologien sollen einige dieser Teilsektoren innerhalb von Jahrzehnten dekarbonisiert werden könnten. Das IEA-Szenario geht davon aus, dass die Treibhausgas-Emissionen von motorisierten Zweirädern bis 2040, die von Schienenfahrzeugen bis 2050 und die von leichten Nutzfahrzeugen bis 2060 eliminiert werden können. Obwohl Pkw und Bussen erst ab 2070 vollständig dekarbonisiert sein sollen, geht die IEA davon aus, dass in vielen Regionen – darunter die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, China und Japan – die Nutzung von mit fossilen Energien betriebenen Fahrzeuge bereits ab 2040 endet. In anderen Verkehrssektoren wie dem Luftverkehr und der Seeschifffahrt wird die Dekarbonisierung wesentlich schwieriger sein (siehe auch Dekarbonisierungsstrategien für die Seeschifffahrt und Ankündigungen technologischen Wandels im Luftverkehr und deren reale Ausprägung)

Obwohl die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs im dargestellten Szenario um drei Viertel zurückgehen, würde der Verkehr im Jahr 2070 immer noch den größten Anteil an den energiebezogenen Emissionen haben. Um für den Energiesektor insgesamt eine Netto-Null-Emission zu erreichen, müssten diese Emissionen durch “negative Emissionen” (z. B. die Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoff aus Bioenergie oder die direkte Luftabscheidung) aus anderen Teilen des Energiesystems ausgeglichen werden. Die IEA stellt folglich korrekterweise fest: “Die Verringerung der CO2-Emissionen im Verkehrssektor in den nächsten fünfzig Jahren wird eine gewaltige Aufgabe sein.”

Anmerkung

  1. bezogen auf die CO2-Emissionen der im Verkehrssektor eingesetzten Energie

Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

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Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V. (VDV) hat mich im Rahmen der VDV-Jahrestagung 2013 in Mainz als “Talent im ÖPNV” des Jahres 2013 ausgezeichnet. Der VDV vertritt rund 600 Unternehmen des Öffentlichen Personennahverkehrs, des Schienenpersonennahverkehrs, des Schienengüterverkehrs, der Personenfernverkehrs sowie Verbund- und Aufgabenträger-Organisationen.

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Verfasst von:

Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
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