New York hat vor einiger Zeit ein neues Taximodell gesucht, dass die langsam alternde Taxiflotte der Stadt verjüngen und vor allem umweltfreundlicher machen sollte. Zwar wurde das Modell V1 des türkischen Automobilherstellers Karsan Sieger der Herzen und der New Yorker Bevölkerung, die Taxikommission der Stadt New York hat sich aber dennoch für den Nissan NV 200 entschieden.Der Nissan NV200 im bekannten New Yorker Taxi-Gelb wird also ab 2013 die Straßen New Yorks als Standardtaxi befahren. Im Fond des 4,40 Meter langen Minivans finden bis zu drei Fahrgäste Platz. Der Innenraum ist mit Leselampen und Ladesteckern zum Aufladen des Mobiltelefons oder Laptops ausgestattet (eine reguläre Steckdose und zwei USB-Ladeports). Die Sitzpolster sind mit atmungsaktiven, antimikrobakteriellen, umweltfreundlichen und pflegeleichten Sitzbezügen in Lederoptik bezogen. Die Klimaanlage ist mit speziellen Filtern zur Verbesserung der Luftqualität im Innenraum ausgestattet. Der Fußraum fällt so üppig aus wie nie bei keinem New Yorker Taxi zuvor. Neu sind auch die Airbags, die erstmals im Fahrgastraum verbaut werden.
Ein Display zeigt den aktuellen Standort und weitere Informationen über die Stadt und die umliegenden Gebäude an. Diese lassen sich durch das Glas-Panoramadach betrachten (was in New York sicherlich sehr toll ist).Der Ein- und Ausstieg geschieht durch Schiebetüren auf beiden Seiten. Trittstufen und Haltegriffe sollen das Ein- und Aussteigen erleichtern, durch den breiten Einstieg wird dies auch komfortabler. Zusätzlich wird durch die Schiebetüren das sogenannte “Dooring” von anderen Fahrzeugen, Fußgängern und Radfahrern verhindert. Warnlampen zeigen dem nachfolgenden Verkehr an, dass die Türen geöffnet werden.
Aber auch für die Taxifahrer wird das neue Taxi einige Verbesserungen mit sich bringen.So weist der Fahrerbereich mehr Beinfreiheit auf als vergleichbare Taximodelle. Die Klimaanlage lässt sich separat steuern, eingebaute GPS-Geräte ermöglichen es den Taxifahrern auch in ihnen unbekannte Gebiete vorzustoßen.
Bezahlt werden kann die Taxifahrt nicht nur mit Bargeld, das dem Fahrer durch eine spezielle Gelddurchreiche gegeben wird, sondern auch mittels Kreditkarte. Die Zahlung erfolgt entweder durch ein herkömmliches Kreditkartenlesegerät oder mittels Nahfeld-Lesegerät.
Angetrieben wird das neue Yellow Cab von einem 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner, der deutlich sparsamer ist als die bisher in New Yorker Taxis verwendeten Motoren. Laut Herstellerangaben soll die Taxiversion des NV 200 10,2 Liter Benzin auf 100 Kilometer im New Yorker Stadtverkehr verbrauchen. Dies schont nicht nur die Umwelt, sondern senkt auch die Betriebskosten. Eine Hybrid- bzw. Elektroversion ist derzeit nicht geplant, eine entsprechende Motorisierung ist allerdings möglich.
Ab 2013 werden für die folgenden zehn Jahre etwa 13.000 Fahrzeuge des Typs NV200 als Taxis eingesetzt werden. Der Fahrzeugpreis wird bei umgerechnet 19.500 Euro liegen.
Zwei Probleme habe ich jedoch. Der Innenraum des Fahrzeuges sieht im Modell so aus:Mir persönlich gefällt der Innenraum nicht wirklich. Übrigens: in der Realität sieht das Ganze dann so aus:
Nicht wirklich hübsch, oder? Soll aber angeblich Limousinenfeeling aufkommen lassen…
Ein anderes Problem betrifft die Motorenaustattung. Zwar ist dieser kleiner dimensioniert, man hätte sich aber ein wenig mehr trauen können. Wieso gibt es keine Hybridversion von Anfang an? Wieso wurden von Nissan keine Nachbesserungen verlangt, obwohl der NV200 nicht rollstuhlgerecht ist? Zum Vergleich: das türkische Taxi von Karsan sollte mit zwei Rollstuhlrampen ausgestattet sein. Es bot den Fahrgästen auch weitere Annehmlichkeiten: eine Multimedia-Plattform mit Internetzugang, eine Gepäckablage auf Höhe des Beifahrersitzes, einen kleinen Kühlschrank, etc.
Man muss sich vor Augen halten, dass dieses Taxi das Standardmodell für den New Yorker Taxiverkehr der nächsten zehn Jahren sein soll.
Aber was soll’s: Die Maße und Karosserieform werden traditionelle New Yorker, die eine enge Verbindung zu “ihren” Yellow Cabs haben, sicherlich nicht überzeugen können. Dieser Kulturschock wird groß genug sein.
Aktualisierung – 09.04.2012
Das New Yorker “Taxi of Tomorrow” debütiert derzeit auf der New York International Auto Show. Ab Oktober 2013 sollen die erste Fahrzeuge auf New Yorks Straßen fahren. Die komplette Taxiflotte soll Schritt für Schritt bis zum Jahr 2018 ersetzt werden.
Derzeit klagen Behindertenverbände vor New Yorker Gerichten für ein barrierefreieres und rollstuhlgerechteres Fahrzeug. Nissan ist mit seinem neuen Taxi und seinem Irangeschäft mitterweile auch politisches Ziel geworden. Aus konservativen Kreisen wird ebenfalls kritisiert, dass das neue New Yorker Taxi ein asiatischer Minivan ist der zudem in Mexiko gebaut wird.
Erste Reaktionen der New Yorkerinnen und New Yorker sind zwiegespalten. Zwar werden die Klimatisierung, die größere Beinfreiheit und die USB-Anschlüsse gelobt, das kastenartige Design “sieht eher wie ein gelber Lieferwagenals ein Taxi aus”.
Aktualisierung – 17.12.2012
Der New Yorker Stadtkämmerer John Liu hat den Vertrag mit Nissan nicht genehmigt. Die Umstellung der New Yorker Taxiflotte für eine Milliarde Dollar sei nicht mit Bundesgesetzen vereinbar, da die Barrierefreiheit nicht gegeben sei. Die Taxikommission und die Rechtsabteilung der Stadt widersprechen dieser Ansicht.
City Hall’s refusal to provide wheelchair-accessible cabs to people with disabilities is inexplicable, and we believe it violates the ADA. We should not go ahead with a so-called Taxi of Tomorrow that perpetuates a shamefully separate and unequal cab fleet for another decade.
– John Liu
Aktualisierung – 08.06.2013
Mittlerweile scheint eine Lösung für ein weiteres Problem gefunden worden zu sein. Die Gesetze des Bundesstaates New York verlangen, dass Betreibern von Taxiflotten die Möglichkeit gegeben wird, Fahrzeuge mit Hybridantrieb zu erwerben. Ein Richter des New York State Supreme Court hatte im Mai den Plan der Stadtverwaltung, nur noch Nissan NV 200 als Neufahrzeuge zu akzeptieren, gestoppt. Nissan bietet zunächst keine Hybridversion des NV 20 an, sodass Taxibetreibern diese Option nicht gegeben wurde. Die Taxikommission hat daraufhin beschlossen, Hybridfahrzeuge anderer Hersteller als Taxis zuzulassen, um die Inbetriebnahme des “Taxi of tomorrow” im Oktober 2013 nicht zu gefährden. Eine Hybridversion soll in etwa ein bis zwei Jahren auf den Markt gebracht werden.