Dieser Artikel ist Teil der Serie Entwicklung der Kraftstoffpreise und -märkte in Deutschland. Eine Übersicht über alle Artikel finden Sie hier.
Der monatliche Durchschnittspreis für Superbenzin und Diesel hat sich im Vergleich zum Vormonat uneinheitlich entwickelt. Für einen Liter Benzin ist der Preis leicht gesunken, für Diesel jedoch um knapp 4,5 Cent gestiegen. Für die Preissteigerungen des Dieselkraftstoffes sind mehrere Faktoren ursächlich:
Die weiterhin erstarkende Weltkonjunktur lässt die Nachfrage nach Transportleistung und Rohstoffe weiterhin stark steigen. Da LKW, die vorrangig im Güterverkehr eingesetzt werden, Diesel tanken, steigt die Nachfrage nach Dieselkraftstoffen weiter an. Da auf der anderen Seite das Angebot aber wenig elastisch ist, wirken sich bereits kleinere Nachfragesteigerungen stark auf die Preise aus.
Der Winter auf der Nordhalbkugel hat den Dieselpreis ebenfalls steigen lassen. Man mag sich nun vielleicht fragen: Wieso ist das so? Was hat ein steigender Dieselverbrauch mit dem Winter zu tun? Die Erklärung ist jedoch recht einfach: Diesel ist wie Heizöl ein sogenanntes Mitteldestillat. Diese Produkte werden bei der Raffination von Rohöl im “mittleren” Siedebereich bei etwa 150 °C bis 390 °C gewonnen.
Steigt im Winter die Nachfrage nach Heizöl, so kommt es zu einem relativen Engpass bei den Mitteldestillaten. Um die erhöhte Heizölnachfrage decken zu können, muss das Dieselangebot eingeschränkt werden. Bei gleichbleibender oder gar wachsender Nachfrage nach Dieselprodukten erhöht dies den Preis weiter.
Preise
Preisverlauf eines Liters Super Plus im Februar 2011
Der Benzinpreis stagnierte im Vergleich zum Januar (1,48€) mit einer leicht steigenden Tendenz zum Monatsende. Im Monatsmittel lag der Preis für einen Liter Super im Februar bei 1,483 Euro und notierte damit 0,3 Cent höher als im Vormonat.
Preisverlauf eines Liters Super Plus Februar 2010 – Februar 2011
Vor einem Jahr lag der durchschnittliche Benzinpreis noch bei 1,352€ je Liter. Die Preissteigerung liegt somit bei 9,69 Prozent.
Preisverlauf eines Liters Diesel im Februar 2011
Für den Monat Februar 2011 ergibt sich ein durchschnittlicher Dieselpreis von 1,372 Euro je Liter. Im Vormonat Januar lag dieser noch bei 1,325 Euro je Liter (+ 3,55%).
Preisverlauf eines Liters Diesel Februar 2010 – Februar 2011
Diesel notierte im Februar 2010 bei 1,139€ und damit 23,3 Cent niedriger als im Februar 2011. Somit ergibt sich eine Preissteigerung in Höhe von 20,46 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Absatz
Die amtlichen Absatzzahlen des Mineralölwirtschaftsverbands e.V. zeigen einen weitere Nachfragerückgang in Folge des für die Wintermonate typischen Nachfragerückgangs. Im Februar 2011 lag der Absatz von Ottokraftstoffen mit 1,43 Millionen Tonnen jedoch um 4,9 Prozent über dem Vorjahresmonat. Der Dieselabsatz konnte im Februar 2011 jedoch wieder gegenüber dem Januar 2011 zulegen und erreichte in etwa das Niveau vom Dezember 2010. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs die Nachfrage nach Dieselkraftstoffen um 10,0 Prozent auf 2,4 Millionen Tonnen.
Amtliche Absatzdaten von Ottokraftstoffen und Dieselkraftstoffen in Deutschland Februar 2010 – Februar 2011 in Tonnen
Die Nachfrage nach Biodiesel entwickelte sich turnusgemäß weiterhin negativ, da Biodiesel vorrangig in der Landwirtschaft als Treibstoff eingesetzt wird. Für die nächsten Monate kann allerdings mit einer steigenden Nachfrage gerechnet werden. Im Februar wurden nur 153.200 Tonnen abgesetzt. Der Absatz von Bioethanol stagniert bereits seit Monaten und betrug im Februar 2011 93.418 Tonnen. Aufgrund der Einführung des Kraftstoffs E10 kann mit einer steigenden Nachfrage nach Bioethanol gerechnet werden auch wenn E10 noch nicht in ganz Deutschland eingeführt ist / wird.
Amtliche Absatzdaten von Bioethanol und Biodiesel (mit Pflanzenölen) in Deutschland Februar 2010 – Februar 2011 in Tonnen
Da die Vorstellung einer Tonne Treibstoff relativ schwierig ist, rechne ich die vom Mineralölwirtschaftsverband bereitgestellten Tonnenangaben für Otto- und Dieselkraftstoffen in Liter um. Für Ethanol und Biodiesel ist dies mir leider nicht möglich, da die Dichte dieser beiden Stoffe durchaus schwanken kann und das Ergebnis daher verzerrt wäre.
Die Dichte bei 15°C liegt für unverbleite Ottokraftstoffe DIN 228 bei 720 bis 775 kg/m³, für Diesel nach DIN 590 bei 820 bis 845 kg/m³. Somit wiegt ein Liter Benzin zwischen 720 g und 775 g, ein Liter Diesel zwischen 820 g und 845 g.
Für die Berechnung nutze ich die Umrechnungsfaktoren 0,755 für Super Plus und 0,845 für Diesel.
Beispielrechnung Umwandlung Diesel Gewicht in Tonnen in Liter:
Rho (Dichte) = Masse/Volumen
1 Tonne = 1000 kg (Masse)
Dichte liegt bei Rho = 0,845g/cm^3
1 000 000 g/ 0,845g/cm^3 = 1 183 431,95 cm^3
1000 cm^3 = 1 Liter
1183,432 Liter
Laut amtlicher Absatzdaten wurden im Februar 2011 in Deutschland etwa 1 839 176 773 Liter Ottokraftstoffe und etwa 2 857 921 887 Liter Dieselkraftstoff verkauft.
Amtliche Absatzdaten von Ottokraftstoffen und Dieselkraftstoffen in Deutschland Februar 2010 – Februar 2011 in Litern
Rohölpreise in Dollar
Chartvergleich WTI – Brent im Zeitraum 01.02.2011 – 28.02.2011 (Preise in Dollar) – finanzen.net
Bei der Ölpreisentwicklung 2011 für die Nordseesorte Brent wurde mit 104,30 Dollar je Fass (159 Liter) ein neues Jahreshoch erreicht. Damit liegt der Preis so hoch wie seit Oktober 2008 nicht mehr. Geopolitische Risiken in Verbindung mit geplanten Protestbewegungen in Algerien und dem Iran treiben die Ängste an den Rohstoffmärkten. Insbesondere bei einer Sperrung bei der im Persischen Golf gelegenen Straße von Hormus durch den Iran, einer knapp 40 Kilometer breiten Meerenge, könnte die Ölpreisentwicklung explodieren.
Ein möglicher Bürgerkrieg in Lybien könnte den Ölpreis rasch über 110 Dollar je Barrel heben.
Neben den politischen Unsicherheiten in den arabischen Ländern steigert die wachsende Nachfrage aus China die Preise. Des Weiteren sind Produktionsausfälle auf norwegischen Bohrinseln im Dezember 2010 und Januar 2011 eingepreist worden.
Wegen der geringeren Ölförderung in der Nordsee hat sich die Differenz zwischen den Sorten Brent und West Texas Intermediate (WTI) zeitweise auf 16 Dollar je Barrel ausgeweitet. So befindet sich die WTI Ölpreisentwicklung derzeit knapp unter der Marke von 90 Dollar.
Wochendurchschnitte für je ein Barrel Rohöl (Brent, WTI, OPEC) in Dollar im Februar 2011
Analysten gehen davon aus, dass die Brent Ölpreisentwicklung stärker steigen sollte als der WTI-Rohölpreis. So ist WTI nicht so sehr abhängig von internationalen Ölbewegungen. Die Sorte Brent hingegen werde direkt beeinflusst von einem globalen Angebotsengpass.
Chartvergleich WTI – Brent im Zeitraum 01.02.2010 – 28.02.2011 (Preise in Dollar) – finanzen.net
Rohölpreise in Euro
Neben dem Rohölpreis ist das Umtauschverhältnis Euro/US-Dollar der zweite große und bedeutende Einflussfaktor für unsere Ölpreise.
An den internationalen Warenterminbörsen werden die Rohölpreise seit jeher in US-Dollar gehandelt. Zwar werden die Ölpreise in erster Linie von den Rohölpreis-Notierungen in New York, London oder Rotterdam beeinflusst, doch der Einfluss des Dollarkurses auf die Ölpreise ist nicht zu unterschätzen. Als Grundsatz gilt: Je stärker der US-Dollar im Vergleich zum Euro ist, desto teuerer wird der Import von Rohöl und somit auch unsere Kraftstoffpreise. Aufgrund der ökonomischen Lage in den USA notiert der Dollar im Vergleich zum Euro schwach. Daher sind die Auswirkungen des steigenden Ölpreises in Europa nicht so groß wie in den USA.
Preis für ein Barrel Brent in Euro, Februar 2011 – finanzen.net
Preis für ein Barrel Brent in Euro, Mai 2010 – Ende Februar 2011 – finanzen.net
Preis für ein Barrel WTI in Euro, Februar 2011 – finanzen.net
Preis für ein Barrel WTI in Euro, Mai 2010 – Ende Februar 2011 – finanzen.net