Designstudie Eisenbahn urbane Mobilität USA Zukunft

Fleet of the Future – Bay Area Rapid Transit (San Francisco) bestellt neue Züge

BART Fleet of the future Zug
Fleet of the Future, aufgenommen im Herbst 2016 - Foto: Michael Dunn (acidhelm) @ Flickr - CC BY 2.0
Die Nahverkehrsgesellschaft BART setzte beim Design der neuen D- und E-Wagen stark auf das Feedback der Fahrgäste. Dieser Artikel aus den Anfangszeiten von Zukunft Mobilität skizziert die Beschaffung der neuen Fahrzeuggeneration mit den verschiedenen Einzelschritten nach.

Die öffentliche Nahverkehrsgesellschaft Bay Area Rapid Transit (kurz BART), welche die größten Orte in der Bucht von San Francisco in Kalifornien über teilweise U-Bahn-, teilweise S-Bahn-ähnliches Nahverkehrsystem miteinander verbindet und pro Tag etwa 340.000 Fahrgäste befördert, plant seit 2009 die Anschaffung neuer Züge.

Mit der neuen und verbesserten Zuggeneration sollen die alten Züge ersetzt werden, die zum Teil schon seit 1972 im Einsatz sind. Die neuen Züge sollen komfortabler, energieeffizienter und umweltfreundlicher sein.Insgesamt sollen 1.081 Wagen beschafft werden. Diese werden als D-Wagen mit und E-Wagen ohne Führerstand geführt.

A-Wagen BART CC0 San Francisco Metro
Ein A-Wagen mit der abschrägten Front. 59 Exemplare wurden zwischen 1968 und 1971 gebaut und um 2000 modernisiert. – Foto: Maurits90 @ Wikimedia Commons – CC0 1.0

Im Juli 2011 beauftragte Bay Area Rapid Transit (BART) das renommierte Designerstudio BMW Designworks USA mit der Ausarbeitung eines Designentwurfs für die “Fleet of the Future”. BMW Designworks, die unter anderem bereits die neuen U-Bahnen für das Warschauer U-Bahnnetz entworfen haben, sollte mehrere Entwürfe für ein neues Außendesign und die wichtigsten Innendesignelemente (Sitze, Handläufe, Beleuchtung, etc.) sowie die Fahrerkabine erstellen.

BART San Francisco Design der neuen Züge Designworks USADesignvorschlag von Designworks USA für die neuen U/S-Bahnen in San Francisco

Neue Features sind Informationsbildschirme in jedem Wagen, Fahrradständer, optische (“Blinkleuchte”) und akustische Signale (“Piepsen”) beim Schließvorgang der Türen, eine dritte Tür in jedem Wagen, usw.

Da die neuen Züge in Zusammenarbeit mit den Fahrgästen entworfen werden sollen, wurden erste Entwürfe in einem vergleichsweise frühen Stadium veröffentlicht. Über die Entwürfe konnte zunächst online abgestimmt werden. Im weiteren Entwurfsprozess wurden hölzerne Mockups an verschiedenen Orten der Bay Area präsentiert und weitere Verbesserungsvorschläge angenommen. Insgesamt beteiligten sich über 35.000 Fahrgäste am Designprozess.

Zur Auswahl standen zu Beginn drei verschiedene Fahrzeugkonzepte:

Konzept A

BART Designworks USA neuer U-Bahn Waggon Innere Konzept AKonzept A ist ein klassisch und effizient designter U-Bahnwagen, der den typischen Ansprüchen eines Pendlers genügen soll.

Konzept A besitzt folgende Eigenschaften:

  • 56 Sitzplätze in den Wagen mit Führerstand, 68 Sitzplätze in den restlichen Wagen
  • abwischbare, leicht zu reinigende Sitze
  • Bequeme Sitze mit Armlehne in der Mitte
  • Fenstersitze sind mit Kopfstützen versehen
  • leicht zu säubernder, langlebiger und rutschfester Boden
  • digitale Informationsanzeigen (Zielanzeiger, nächste Haltestelle, Umsteigemöglichkeiten) an der Decke über dem Gang
  • Griffe an den Rückenlehnen
  • Haltegriffe an den Türen
  • Fahrradstellplätze in einigen Wagen

Konzept B

BART U-Bahn DesignWorks USA Konzept USAKonzept B ist ein offener, luftiger und loungeartiger U-Bahnwagen. Er ist dominiert von gedeckteren Farben, die Ruhe und Gemütlichkeit ausstrahlen.

Konzept B besitzt folgende Eigenschaften:

  • Informelle, loungeartige Sitzanordnung in der Mitte jedes Wagens
  • “traditionelle” Bestuhlung am Ende der Wagen
  • keine Kopfstützen
  • die digitalen Anzeigen sind größer und über den Sitzen angebracht
  • alle weiteren Eigenschaften sind identisch mit Konzept A

Konzept C

BART U-Bahn DesignWorks USA Konzept USAKonzept C ist funktional, aber dennoch kunstvoll entworfen. Moderne Designelemente beweisen hier ihre Alltagstauglichkeit und stehen für ein verspielteres Image.

Konzept C besitzt folgende Eigenschaften:

  • kunstvollere, wellenförmige Sitze
  • keine Kopfstützen
  • ineinander verschwungene Haltestangen
  • die digitale Anzeigen befinden sich über den Türen
  • in einigen Wagen sind an den Enden spezielle Fenster angebracht, die Kinder Tunnelwände und Schienen während der Fahrt betrachten lassen (auf dem Bild nicht zu sehen)
  • alle weiteren Eigenschaften sind identisch mit Konzept A

Nach der Einarbeitung des ersten Kundenfeedbacks wurden die ersten Entwürfe weiterentwickelt. So wurden die Türspuren mit einer anderen Dichtung versehen, um die Außengeräusche stärker zu dämpfen. Zudem wurden die zuvor geplanten Armlehnen zwischen den Sitzen verworfen. Die Positionierung einzelner Sitze wurde ebenfalls geändert. Zudem wurden die Klappsitze im Bereich der Fläche zur Fahrradbeförderung entfernt.

Die neuen Wagen werden von der Decke klimatisiert, die neuen Fahrgastinformationsdisplays  wurden ebenfalls in Kooperation mit Fahrgästen weiterentwickelt.

 

Auch das Außendesign veränderte sich schrittweise, sodass am Ende folgendes Design feststand:

 BART Zug Bombardier Fleet of the future
Visualisierung: Bombardier / San Francisco Bay Area Rapid Transit District (BART)

Nach einer Ausschreibung ging im Mai 2012 der Auftrag im Umfang von $896 Millionen US-Dollar an Bombardier Transportation zur Beschaffung von 410 Wagen, aufgeteilt in eine erste Lieferung von 260 Wagen und einer Option auf 150 weitere Wagen. Schon im November 2013 wurde die Lieferung zur Steigerung der Sitzplatzkapazität um 49 % um 365 Wagen aufgestockt, sodass insgesamt 775 Wagen der neuen Serie beschafft werden. Davon besitzen etwa 40 % einen Führerstand.

Im Jahr 2016 wurden die ersten zehn Wagen ausgeliefert und diversen Testprozeduren unterzogen. Seit Mitte 2017 erfolgt die Serienfertigung, die letzten Wagen sollen 2021 ausgeliefert werden.

Aktualisierung – 27.07.2017

Der Artikel vom 16.08.2011 wurde der Vollständigkeit halber grundlegend überarbeitet und auf den aktuellen Stand gebracht.

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Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

Kontaktaufnahme:

Telefon +49 (0)351 / 41880449 (voicebox)

E-Mail: randelhoff [ät] zukunft-mobilitaet.net

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Auszeichnungen

Grimme Online Award Preisträger 2012

Zukunft Mobilität hat den Grimme Online Award 2012 in der Kategorie Information erhalten. Ich möchte mich bei all meinen Lesern für die Unterstützung bedanken!

PUNKT Preisträger 2012

Zukunft Mobilität hat den PUNKT 2012 der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) in der Kategorie "Multimedia" gewonnen.

Logo VDV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V. (VDV) hat mich im Rahmen der VDV-Jahrestagung 2013 in Mainz als “Talent im ÖPNV” des Jahres 2013 ausgezeichnet. Der VDV vertritt rund 600 Unternehmen des Öffentlichen Personennahverkehrs, des Schienenpersonennahverkehrs, des Schienengüterverkehrs, der Personenfernverkehrs sowie Verbund- und Aufgabenträger-Organisationen.

Lizenz

Zukunft Mobilität Creative Commons

Die Inhalte dieses Artikels sind - soweit nicht anders angegeben - unter CC BY-SA 3.0 de lizensiert. Grafiken sind von dieser Lizenz aus Vereinfachungs- und Schutzgründen ausgenommen (Anwendung aufgrund der Verwendung von Grafiken / Bildern mit unterschiedlichen Lizenzen zu kompliziert) außer die CC-Lizenz ist ausdrücklich genannt.

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Verfasst von:

Anonymous

Randelhoff Martin

Herausgeber und Gründer von Zukunft Mobilität, arbeitet im Hauptjob im ARGUS studio/ in Hamburg. Zuvor war er Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität Dortmund.
Ist interessiert an innovativen Konzepten zum Lösen der Herausforderungen von morgen insbesondere in den Bereichen urbane Mobilität, Verkehr im ländlichen Raum und nachhaltige Verkehrskonzepte.

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